Es ist wieder soweit: Das US-Verteidigungsministerium hat seine alljährliche „Schurkenliste“ (offiziell: die 1260H-Liste) aktualisiert – und diesmal sind zwei chinesische Technologiegiganten dran. Der Gaming- und Social-Media-Riese Tencent und der weltgrößte Batteriehersteller CATL wurden auf die Liste der Unternehmen gesetzt, die angeblich mit dem chinesischen Militär zusammenarbeiten.
Ob diese Anschuldigungen auf harten Fakten basieren? Natürlich nicht. Aber wer braucht schon Beweise, wenn man Schlagzeilen machen kann?
Die Liste der „Schurken“ – ernsthafte Maßnahmen? Fehlanzeige.
Die Aufnahme auf diese Liste bedeutet zunächst einmal – nichts. Keine Sanktionen, keine Exportverbote, keine unmittelbaren Konsequenzen. Aber hey, warum sollte man sich mit handfesten Maßnahmen abmühen, wenn man einfach den Ruf großer Unternehmen schädigen kann?
Tencent, bekannt für die Super-App WeChat, verlor prompt 6,5 % an der Hongkonger Börse. CATL, das unter anderem Batterien für Tesla und Ford liefert, büßte in Shenzhen über 3 % ein. Mission erfüllt, Pentagon! Die Märkte haben gezuckt, und die geopolitische Seifenoper kann weitergehen.
Tencent nannte die Aufnahme auf die Liste schlicht „einen Fehler“. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte gegenüber CNN: „Wir sind weder ein Militärunternehmen noch ein Zulieferer. Diese Listung hat keine Auswirkungen auf unser Geschäft, aber wir werden mit dem Verteidigungsministerium zusammenarbeiten, um das Missverständnis aufzuklären.“ Mit anderen Worten: Man bleibt höflich, obwohl das Ganze eigentlich nur zum Kopfschütteln ist.
Geopolitik trifft auf Börsenchaos
Die Eintragung von Tencent und CATL in diese Liste ist die jüngste Eskalation im Tech-Krieg zwischen Washington und Peking. Die USA und China stehen in einem immer intensiver werdenden Wettbewerb um Technologievorherrschaft – eine Art „Hightech-Spiel der Throne“.
Letzte Woche kündigte China an, den Export von Technologien einzuschränken, die für die Förderung seltener Erden notwendig sind – einer Schlüsselressource für Elektrofahrzeuge (EVs). Die Antwort auf neue US-Sanktionen? Natürlich. Im Dezember hatte die scheidende Biden-Administration die Exportkontrollen für Halbleiter verschärft, um Chinas Entwicklung von KI-Waffen und fortschrittlichen Waffensystemen zu verlangsamen.
Man könnte meinen, es handle sich um eine ausgeklügelte Schachpartie zwischen den beiden Supermächten. In Wahrheit ist es eher ein chaotisches Wettrennen, bei dem beide Seiten mit Steinen werfen, während sie auf einem Drahtseil balancieren.
Chinas militärischer Masterplan – oder nur ein weiteres Narrativ?
Die USA werfen China vor, mit ihrer sogenannten „militärisch-zivilen Fusion“ (MCF) zivile Unternehmen und Technologien in die Dienste des Militärs zu stellen. Dieses Konzept, das unter Präsident Xi Jinping 2014 offiziell zur nationalen Strategie erhoben wurde, sieht vor, Ressourcen, Talente und Technologien zwischen Privatwirtschaft und Verteidigungssektor zu teilen.
Klingt nach einem Plan – aber ist das nicht genau das, was auch die USA tun? Schließlich arbeiten in Amerika zahlreiche Unternehmen der Privatwirtschaft eng mit dem Militär zusammen. Aber natürlich: Wenn China es macht, ist es „gefährlich“.
Und dann kam Trump…
Die Aufnahme der beiden Unternehmen auf die Liste könnte kaum besser getimt sein. In wenigen Wochen wird Donald Trump seine zweite Amtszeit antreten, und sein Ruf als „starker Mann“ im Kampf gegen China eilt ihm voraus. Man darf sich also auf weitere Dramen freuen – inklusive hitziger Rhetorik, Handelskrieg-Drohungen und natürlich einer Fortsetzung der „Liste der Bösen“.
Wie gesagt, konkrete Maßnahmen stehen nicht wirklich im Fokus. Hier geht es eher um symbolische Gesten und um die Inszenierung eines Kampfes zwischen „Gut“ und „Böse“. Dass der Rest der Welt dabei nur den Kopf schüttelt, scheint Washington nicht zu stören.
Fazit: Geopolitik im Theatermodus
Die Aufnahme von Tencent und CATL auf die Pentagon-Liste ist weniger ein Akt ernsthafter Politik als vielmehr ein weiteres Kapitel in der großen Show, die die USA und China auf der globalen Bühne aufführen. Während die Märkte nervös reagieren und Unternehmen ihre PR-Abteilungen beschäftigen, bleibt die eigentliche Frage: Wer profitiert von diesem Theater?
Für die USA ist es eine Gelegenheit, Stärke zu demonstrieren – oder zumindest so zu tun. Für China hingegen ist es eine Erinnerung daran, dass der Weg zur technologischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit noch lange nicht vorbei ist. Und für den Rest von uns? Ein weiterer Tag, an dem wir uns fragen, ob die Weltpolitik nicht auch ohne solch durchschaubare Spielchen auskommen könnte.
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