Auch das muss man einmal so deutlich sagen, und beteiligt an diesem Vorgang hat sich leider auch „der Qualitätsjournalismus der Leipziger Volkszeitung“. Eine Zeitung aus dem Madsack Verlag Hannover, an dem wiederum die SPD mit einem nennenswerten Prozentsatz beteiligt ist. Jene Qualitätsjournalisten der Leipziger Volkszeitung haben hier eine Szenario-Berichterstattung aufgebaut, welche aus unserer Sicht nicht ausgewogen und korrekt war.
Karstadt sollte an seinem Standort in der Leipziger Innenstadt 70% mehr Miete als derzeit bezahlen, wenn man an dem Standort als Mieter verbleiben wolle, so das Angebot, was der Eigentümer der Immobilie dem Karstadt-Management unterbreitet hatte. Der Aufschrei, unterstützt durch die Leipziger Volkszeitung, war groß. Schnell hatte man das Bild des „Miethais“ in die Öffentlichkeit projiziert.
Eines Miethais, der dann, sollte er bei seiner Mieterhöhungsforderung bleiben, für den Verlust von hunderten Arbeitsplätzen in der Verantwortung stehen würde. In der Öffentlichkeit geisterte dann immer die Zahl 70% herum, aber keiner hat einmal hinterfragt, was das dann in absoluten Zahlen bedeutet, und eine Analyse gemacht, „ob die neue Miete möglicherweise auch noch marktkonform ist?“
Das Spiel des bösen Miethais wurde über Monate in der Öffentlichkeit weitergespielt. Ja, die LVZ und die Gewerkschaften schafften es sogar, dass sich der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung in diese Mietverhandlungen eingeschaltet hat. Ein unglaublicher Vorgang, und im Nachhinein weiß Burkhard Jung wohl selber, dass er da nicht gut beraten war. Wir hatten uns dann die Mühe gemacht, möglicherweise mehr als die Leipziger Volkszeitung, herauszufinden, wie solch eine Mieterhöhung zustande kommen kann, denn kein Vermieter wird Forderungen stellen, die unrealistisch und unerfüllbar sind, wenn er einen guten Mieter behalten will.
Nun, herausgefunden haben wir, dass Karstadt zu einem günstigen Mietpreis sich in das Objekt eingemietet hatte. Das resultierte auch aus einem Entgegenkommen des vorherigen Eigentümers der Immobilie, noch aus den Krisenzeiten von Karstadt als Unternehmen. Mehr als eine angemessene und durchaus noch ortsübliche Miete wollte der neue Eigentümer der Immobilie gar nicht haben. Völlig legitim. Wohl aber nicht aus Sicht der Leipziger Volkszeitung.
Hätte man etwas weiter recherchiert, dann hätte man festgestellt, dass es auch seit geraumer Zeit die Idee einer Deutschen Warenhaus AG gab, bei der die Kaufhauskonzerne Karstadt und Kaufhof unter einem Dach wären. Diese Verhandlungen waren schon zum Zeitpunkt, als die Mietforderung an Karstadt Leipzig kam, weit gediehen. Natürlich hatte der Konzern gar kein Interesse, zwei Standorte in einer Stadt zu halten, vor allem wenn sie so nahe zusammen liegen wie in Leipzig.
Natürlich kam es, wie es kommen musste, es gab den Zusammenschluss zwischen Karstadt und Kaufhof und damit stand Karstadt Leipzig dann zur Disposition. Das musste zuletzt auch die LVZ erkennen.
Karstadt hat die Mietforderung dann marketingtechnisch ideal genutzt, um selber nicht als „böser Bube“ in Leipzig dastehen zu müssen, der für den Verlust von mehr als 400 Arbeitsplätzen verantwortlich ist. Geholfen haben Karstadt Leipzig dabei die Gewerkschaft und die LVZ.
Verloren haben die Mitarbeiter von Karstadt Leipzig, die über Monate an der Nase herumgeführt wurden, wie ein Nasenbär im Zirkus. Für uns ist das die Verarsche des Jahres.
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