Die wachsende Beliebtheit jemenitischer Cafés: Ein Blick auf „Dritte Orte“
Ein angesagter Ort für das Nachtleben in Manhattans West Village ist kein Club, sondern das jemenitische Café Qahwah House, das nur Kaffee, Tee und Gebäck serviert. Betritt man das Café auf der Carmine Street, verströmt der Duft von Kardamom, begleitet von arabischer Musik. Die Menschen, einige in traditioneller Kleidung, plaudern lebhaft, während draußen auf dem Bürgersteig spontan der Volkstanz Dabke getanzt wird. Die Szene vereint Kulturen aus dem Nahen Osten: Man hört Arabisch, Farsi und Urdu.
Qahwah House und andere jemenitische Café-Ketten wie Haraz, MOKAFÉ und Qamaria Yemeni Coffee Co. entstehen vor allem in Städten mit einer starken muslimischen und nahöstlichen Bevölkerung. Allein 19 Qahwah-Häuser gibt es in sieben US-Bundesstaaten, und es kommen stetig neue hinzu. Das rasante Wachstum spiegelt das Bedürfnis junger Menschen wider, einen nächtlichen Treffpunkt ohne Alkohol und laute Musik zu finden – ein „dritter Ort“, an dem Gemeinschaft stattfindet.
Klassische Treffpunkte wie Einkaufszentren verlieren bei jungen Menschen zunehmend an Beliebtheit, und auch die „dritte Orte“ wie Starbucks wirken mittlerweile mehr wie reine Mitnahmestellen. Die jemenitischen Cafés hingegen bieten eine Alternative, insbesondere für junge Muslime und Immigranten, die sich nach einem authentischen kulturellen Austausch sehnen. „Ich gehe gern abends aus, aber auf Clubs habe ich keine Lust“, meint Bhavishya Banda, ein junger Berater, in einem späten Gespräch bei Qahwah House.
Jemenitische Cafés tragen dabei eine lange Tradition in sich. Bereits im frühen 20. Jahrhundert trafen sich arabische Einwanderer in Detroit in Kaffeehäusern, um Nachrichten aus der Heimat zu teilen und Briefe zu schreiben. Viele der ersten Moscheen entstanden in den Hinterräumen dieser Cafés. Ibrahim Alhasbani, der Qahwah House gründete, bringt diese Tradition mit seiner Vision eines kulturellen Austauschorts in die USA zurück.
Die neuen jemenitischen Cafés sind heute luftige, moderne Räume, die junge Einwandererkinder ansprechen, die Traditionen in zeitgenössischem Stil erleben wollen. „Unsere Mission ist, Menschen zusammenzubringen und Geschichte zu teilen,“ sagt Alhasbani. Dabei bleibt das Kaffeeritual erhalten: Die Gäste teilen sich eine Kanne und tauschen Geschichten aus.
Diese „dritten Orte“ bieten Authentizität, die für viele heute entscheidend ist. Die Kaffeebohnen kommen direkt von jemenitischen Bauern, und auch die Dekoration spiegelt die Herkunft wider. Für junge Menschen, besonders muslimische und nahöstliche Communities in Großstädten, sind diese Orte wie Wohnzimmer – vor allem während des Ramadan. Die Beliebtheit von Qahwah House und Haraz zeigt: Diese Cafés prägen das soziale Leben neu und schaffen eine kulturelle Verbindung, die weit über das einfache Kaffeetrinken hinausgeht.
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