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Digitale Strukturen

geralt (CC0), Pixabay
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Die Corona-Endemie (eine Krankheit, die in Zukunft regelmäßig auftreten wird) beschleunigt die Etablierung digitaler Strukturen in unserer Welt. Omikron steht nunmehr vor der Tür (aber nicht gerade wie Santa Claus). Die Niederlande sind bereits im Lockdown. Andere Länder werden sehr bald und sehr schnell folgen.

Als man in den 80er Jahren noch die oft sehr qualvollen Radio-Hitparaden hörte bzw. hören musste (es gab ja keine Konkurrenz), wunderte man sich, wie etwa krächzend-johlende und vollkommen ungesagte Künstler aus dem Inland beharrlich die Hitlisten anführten konnten und nicht die Top-Hits von Prince, Michael Jackson, Tina Turner, Dire Straits oder anderen internationalen Stars. Jene fand man bestenfalls von Platz sechs an aufwärts.

Richtig! Sie ahnen es bereits. Das Publikum hatte nichts mitzureden und die Hitparaden wurden vollkommen abgekoppelt von den Hörern der Sender erstellt. Zum Leidwesen der heimischen (Ohr)Hörerschaft und zur Ersprießlichkeit des Vermögens anderer.

Seit vielen Jahren kann man Reisetickets und Urlaubs (Reise) Buchungen online selbst durchführen. Es wurde beinahe zur Regel. Dies hatte allmählich, aber sicher, zu einem Umbruch bei den Reiseveranstaltern und Flugticketverkäufern geführt. Viele Reisebüros mussten schließen. Als weitere Entwicklung ließ der Reisveranstalter TUI etwa, den Business Sektor im Jahre 2021 auslaufen. Dies wird zu weiteren schweren Einbußen bei lokalen Reiseanbietern kommen.

Digitale Arbeitsnomaden gibt es nunmehr auch schon seit einigen Jahren. Sie wechseln alle paar Monate den Arbeitsort von einem (schönen) Platz in der Welt zu einem anderen. Spezialisierte Hotels bieten diesen Menschen zu sehr günstigen Preisen einfache Zimmer und digitale Hochgeschwindigkeitsverbindungen. Daneben macht man Urlaub und Relax.

Die digitalen Fortschritte erschufen so in den letzten Jahren übergeordnete, neue Strukturen, welche bis dato keiner direkten Regelung unterliegen.-außer jener der Großkonzerne die sie schufen. Diese neuen, digitalen Rahmen werden das Bild der sozialen Landschaft grundlegend verändern. Etablierte Strukturen werden aufbrechen, sich verändern oder gänzlich verschwinden.

Herbstmessen, Kultur- und (Film)Festivals wie auch andere Events werden ihr bisheriges Gesicht verändern müssen. Schon in den letzten beiden Jahren blieben große Messehallen leer und oder nicht mehr ausgebucht.- nicht nur wegen Corona. Vielmehr mangelte es etwa bei den Messen an den Ausstellern selbst.

Warum sollte man langwierige Reisen auf sich nehmen, wenn digital die Produkte billiger, nachhaltiger und dauerhafter zur Verfügung stehen. Die Kommunikation mit interessierten Kunden erfolgt nunmehr digital und direkt. Der Preis der digitalen Feilbietung unterschreitet den Preis des analogen Messeplatzes um ein Mehrfaches. Zudem muss man sich nicht mit den üblichen Belästigungen und Unannehmlichkeiten auf Messen herumschlagen.

Natürlich wird es auch solche immer geben, die gesehen werden wollen oder die Veranstaltungen als Plattform für eigene Interessen nutzen. Doch diese werden mehr und mehr in den Hintergrund treten. Jüngst geriet die Veranstaltung „Licht ins Dunkel“ in die Kritik. Während der normale Bürger*in zuhause zu bleiben hat konnte er/sie im ORF die Feierlichkeiten der Gäste „ohne Maske“ mitverfolgen. Danach wurde ausgiebig getanzt und getrunken. natürlich sehr zum Unmut vieler Bevölkerungsschichten.  Der Skandal folgte auf dem Fuße.

Der Bildungssektor wird nahezu digital werden. Jeder wird bald in Harvard, Cambridge oder am MIT digital studieren können ohne teure Zimmer vor Ort berappen zu müssen.

Werden medizinische Eingriffe an Patienten disloziert von örtlich entfernten Spezialisten durchgeführt werden? Wie werden Licht- und Quantencomputer unsere Welt verändern?

Die faktische Kraft des Digitalen ist noch nicht in unseren Köpfen angekommen. Noch immer denken wir zu linear und zu verhaftet in den althergebrachten Strukturen.

Wir sehen noch nicht die Veränderung in den Dingen. Die Väter der Quantenmechanik ahnten noch nichts von den praktischen Möglichkeiten ihrer eigenen Theorie. Selbst die offensten unter ihnen wussten bis zu ihrem Lebesende (etwa Paul Dirac oder Friedrich Hund in den 80er Jahren) nichts von den heutigen Anwendungen und Möglichkeiten ihrer eigenen Errungenschaften.

Gleichwohl wird es mit dem Digitalen sein. Ob wir wollen oder nicht, werden wir uns mit diesen neuen Strukturen anfreunden und auseinandersetzen müssen.

So gilt der Hexameter aus dem 16. Jahrhundert mehr denn je:

Tempora mutantur, nos et mutamur in illis (die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen).

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