Der frühere Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat vor überzogenen Erwartungen an den von der Europäischen Zentralbank (EZB) geplanten digitalen Euro gewarnt. „Es wird womöglich kein Alleskönner sein“, sagte Weidmann der Süddeutschen Zeitung.
Weidmann verwies darauf, dass die Verbraucher schon heute digitales Geld auf ihren Girokonten hätten. „Die Frage ist, welchen konkreten Mehrwert der digitale Euro bieten kann“, sagte er. „Er muss den Bürgerinnen und Bürgern einen klaren Nutzen bieten, der über das hinausgeht, was sie heute schon haben.“
Weidmann sieht vor allem zwei mögliche Vorteile des digitalen Euros:
Er könnte die Bargeldnutzung reduzieren. Bargeld ist zwar beliebt, aber es ist auch teuer und umständlich zu transportieren. Ein digitaler Euro könnte diese Probleme lösen.
Er könnte die Finanzstabilität erhöhen. Ein digitaler Euro könnte den Einfluss privater Zahlungsdienstleister verringern und so die Finanzstabilität stärken.
Weidmann hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass der digitale Euro diese Vorteile in großem Umfang realisieren kann. „Die Bargeldnutzung ist in Deutschland schon heute sehr gering“, sagte er. „Und ich glaube nicht, dass ein digitaler Euro die Finanzstabilität in nennenswerter Weise verbessern wird.“
Weidmann empfiehlt der EZB, die Einführung des digitalen Euros schrittweise anzugehen. „Es ist wichtig, dass man sich Zeit lässt und alle Aspekte sorgfältig abwägt“, sagte er.
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