Die weltweiten Finanzmärkte sind am Freitag ins Wanken geraten, nachdem China als Reaktion auf neue US-Zölle umfassende Gegenzölle ankündigte. Der Dow Jones verlor 1.630 Punkte, ein Minus von 4 %. Auch der S&P 500 und der Nasdaq gaben mit 4,6 % bzw. 4,7 % kräftig nach. Damit erlebten die US-Börsen ihren schlechtesten Tag seit dem Beginn der Corona-Pandemie.
US-Präsident Donald Trump hatte Anfang April ein massives Zollpaket angekündigt, das unter anderem 10 % auf alle Importe vorsieht. Für chinesische Produkte liegt die Belastung inzwischen bei über 54 %. China reagierte mit einem pauschalen Gegenzoll von 34 % auf alle US-Waren ab dem 10. April – ein drastischer Schritt, der die größte Eskalation im seit Jahren schwelenden Handelskonflikt darstellt.
Trotz eines überraschend positiven US-Arbeitsmarktberichts – im März wurden 228.000 neue Stellen geschaffen – stehen die Märkte ganz im Zeichen der Zollangst. Investoren befürchten eine weltweite Rezession: Laut JPMorgan liegt die Wahrscheinlichkeit dafür nun bei 60 %.
Fed-Chef Powell warnt vor Inflation und Unsicherheit
Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve, zeigte sich besorgt über die wirtschaftlichen Folgen der Zölle. Die Maßnahmen seien deutlich umfassender als erwartet, was zu „anhaltend hoher Inflation und verlangsamtem Wachstum“ führen könne. Konkrete Zinsschritte kündigte Powell allerdings nicht an – die Fed wolle erst die weitere Entwicklung abwarten.
Reaktionen weltweit und an der Wall Street
Internationale Märkte zeigten sich ebenfalls tiefrot: In Europa fielen die Leitindizes um über 3 %. Besonders betroffen sind technologieorientierte Unternehmen mit globalen Lieferketten. Apple, dessen Produkte stark in Asien gefertigt werden, verlor an zwei Tagen fast 13 %. Der S&P 500 verlor insgesamt 2,5 Billionen US-Dollar an Marktwert innerhalb von 48 Stunden.
Auch andere Anlageklassen reagierten: Anleger flüchteten in sichere Häfen wie US-Staatsanleihen und Gold, das ein Rekordhoch von über 3.130 US-Dollar pro Unze erreichte. Ölpreise dagegen brachen ein – ein Zeichen wachsender Sorgen um die Weltkonjunktur.
Vietnam signalisiert Entgegenkommen – Trump bleibt unbeirrt
Ein kurzer Hoffnungsschimmer kam durch eine Social-Media-Meldung Trumps über ein angeblich „produktives Gespräch“ mit Vietnams Parteichef To Lam. Dieser habe angeboten, die vietnamesischen Zölle auf US-Produkte auf null zu senken. Dennoch blieben die Märkte skeptisch – zu groß ist die Sorge vor weiteren Reaktionen aus Europa und anderen Teilen der Welt.
Ökonomen warnen vor einem gefährlichen Kreislauf aus Vergeltungsmaßnahmen, erhöhter Unsicherheit und sinkender Investitionsbereitschaft. „Dies ist erst der Anfang“, sagte Joe Brusuelas von RSM. „Als Nächstes wird die EU reagieren – Banken, Fluggesellschaften und der Dienstleistungssektor könnten ins Visier geraten.“
UBS senkte bereits seine Prognose für den S&P 500 und rechnet nun mit einer möglichen US-Rezession in den kommenden Monaten. Sollte Trump seine Zollpolitik nicht zügig anpassen, drohe eine gefährliche Abwärtsspirale für die Weltwirtschaft.
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