Die Gesamtkosten einer Immobilienfinanzierung auf einen Blick erfassen und Finanzierungsangebote miteinander vergleichen – dabei hilft der Effektivzins. Eine repräsentative Umfrage des Marktwächter-Teams Finanzen der Verbraucherzentrale Bremen zeigt nun: Selbst Verbraucher, die schon einmal ein Darlehen aufnahmen, haben noch nie von dieser Kennzahl gehört. Und: Nur jeder Fünfte derjenigen, die den Effektivzins kennen, weiß auch, was sich tatsächlich dahinter verbirgt.
Die Mehrheit der Verbraucher (64 Prozent) hat schon einmal den Begriff Effektivzins gehört. Doch nur wenige, die den Begriff kennen, haben seine Bedeutung auch komplett erfasst: Gerade einmal jeder fünfte Verbraucher (21 Prozent) ist sich bewusst, dass der Effektivzins in der Regel höher ist als der Sollzins, Kreditnebenkosten beinhaltet und er dazu dient, die Gesamtkosten unterschiedlicher Darlehensangebote miteinander zu vergleichen. 68 Prozent haben die Bedeutung nur teilweise oder gar nicht verstanden.
Selbst Darlehensnehmern kein Begriff
„Unsere Umfrage belegt eindrucksvoll, dass viele nicht wissen, was genau sich hinter dem Effektivzins verbirgt. Das betrifft die Mehrheit der Verbraucher aller Alters- und Bildungsgruppen“, sagt Philipp Rehberg, Teamleiter Marktwächter Finanzen bei der Verbraucherzentrale Bremen. „Besonders erschreckend ist, dass jeder Vierte der Befragten, die den Begriff Effektivzins noch nie gehört haben, schon einmal ein Darlehen bei einer Bank oder Sparkasse aufgenommen hat.“
Der Effektivzins beinhaltet nicht nur die monatlichen Zinszahlungen, sondern auch Nebenkosten wie Versicherungen oder bei Immobiliendarlehen die Eintragung einer Grundschuld. „Gerade vor dem Abschluss einer Finanzierung ist es ungemein wichtig zu wissen, welche Kosten sich in welcher Höhe hinter Kreditangeboten verbergen – auch um Kreditangebote beurteilen und mehrere vergleichen zu können“, so Rehberg.
Mehrkosten können Effektivzins drastisch erhöhen
Wie hoch die Zusatzkosten gerade bei langlaufenden Immobiliendarlehensverträgen sein können, zeigt ein Fall, der dem Bremer Marktwächterteam aus dem Frühwarnnetzwerk vorliegt: Eine Bank bot einem Verbraucher an, eine Immobilie mit einem tilgungsfreien Vorausdarlehen in Verbindung mit einem Bausparvertrag zu finanzieren. Der Sollzins für das Darlehen lag bei 2,15 Prozent.
Dazu fielen eine Reihe weiterer effektivzinsrelevanter Kosten an, unter anderem Abschlusskosten für den Bausparvertrag und Kosten für die Eintragung einer Grundschuld. Der Verbraucher hätte zusätzlich 7.613 Euro zahlen müssen „Diese Mehrkosten führen dazu, dass der effektive Darlehenszins deutlich höher ist“, so Rehberg. Der Effektivzins lag letztlich bei 3,34 Prozent.
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