Die DEGAG Deutsche Grundbesitz Holding AG hat ihre Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 veröffentlicht. Auf den ersten Blick erscheinen die Zahlen beeindruckend: ein Anlagevermögen von über 182 Millionen Euro, ein ausgewiesenes Eigenkapital von knapp 194 Millionen Euro. Doch Anleger sollten genauer hinsehen, denn die scheinbar positive Bilanz könnte trügerisch sein – insbesondere für diejenigen, die in Genussrechte investiert haben.
Was steht in der Bilanz, und warum sollte man skeptisch sein?
Die DEGAG weist ein Eigenkapital von 193.968.706,89 Euro aus, was auf den ersten Blick solide wirkt. Doch ein genauerer Blick zeigt, dass der größte Teil dieses Eigenkapitals aus Genussrechten mit Eigenkapital-Charakter besteht – nämlich 195.840.000 Euro. Genussrechte sind Finanzinstrumente, die Unternehmen zur Kapitalaufnahme nutzen, und in der Bilanz werden sie ähnlich wie Eigenkapital ausgewiesen. Das bedeutet aber nicht, dass sie genauso sicher sind wie echtes Eigenkapital.
Genussrechte – Eigenkapital oder Risiko?
Für Anleger ist wichtig zu wissen, dass Genussrechte in Wirklichkeit kein echtes Eigenkapital sind. Es handelt sich um Kapital, das Anleger dem Unternehmen zur Verfügung stellen – häufig in der Hoffnung auf eine attraktive Rendite. In der Bilanz der DEGAG werden sie zwar wie Eigenkapital behandelt, doch im Ernstfall, also bei finanziellen Schwierigkeiten, stehen sie „im Feuer“. Das bedeutet: Die Genussrechte werden im schlimmsten Fall entwertet, und Anleger könnten ihren gesamten Einsatz verlieren.
Um die Bilanz realistisch zu bewerten, müsste man die Genussrechte eigentlich mit 1 Euro ansetzen, da ihre Rückzahlung ungewiss ist. Würde man dies tun, würde das „ausgewiesene Eigenkapital“ der DEGAG quasi vollständig zusammenbrechen. Dies zeigt, wie sehr die Bilanz auf einem fragilen Fundament ruht.
Was die Zahlen über die Liquidität sagen
Neben den Genussrechten wirft auch der Blick auf das Umlaufvermögen und die Verbindlichkeiten Fragen auf:
Die DEGAG weist einen Kassenbestand von nur 320.389,73 Euro aus – eine sehr niedrige Summe für ein Unternehmen mit über 213 Millionen Euro Bilanzsumme.
Gleichzeitig hat das Unternehmen Verbindlichkeiten von 18,5 Millionen Euro, von denen rund 14,7 Millionen Euro kurzfristig fällig sind.
Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die DEGAG Schwierigkeiten haben könnte, ihren kurzfristigen Verpflichtungen nachzukommen, wenn keine neuen Gelder fließen.
Rückstellungen und Verluste – ein weiteres Warnsignal
Die DEGAG musste zudem Rückstellungen in Höhe von 1,29 Millionen Euro bilden, was auf potenzielle Risiken oder ungewisse Verpflichtungen hinweist. Außerdem weist die Bilanz einen Jahresfehlbetrag von 2.013.630,50 Euro aus. Das Unternehmen hat also im Jahr 2022 Verluste gemacht, was Fragen zur Profitabilität aufwirft – trotz der optimistischen Aussagen über Mietsteigerungen und stabile Werte.
Warum Anleger vorsichtig sein sollten
Die Genussrechte der Anleger stehen hier besonders im Fokus. Sie werden in der Bilanz zwar als Eigenkapital ausgewiesen, doch das Risiko trägt allein der Anleger. Sollte die wirtschaftliche Lage der DEGAG sich weiter verschlechtern, könnten die Genussrechte faktisch wertlos werden.
Was bedeutet das für Genussrechtsanleger?
Hohe Risiken: Genussrechtskapital wird bei finanziellen Problemen des Unternehmens als erstes abgeschrieben. Im schlimmsten Fall könnten Anleger ihren gesamten Einsatz verlieren.
Trügerische Bilanzstärke: Das Eigenkapital der DEGAG sieht auf dem Papier gut aus, basiert aber fast ausschließlich auf Genussrechten. Ohne diese wäre die Bilanz massiv geschwächt.
Liquiditätsprobleme: Mit nur 320.000 Euro Kassenbestand und über 18 Millionen Euro Verbindlichkeiten könnte die DEGAG schnell in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Kritischer Umgang mit Hochglanzversprechen
Die DEGAG hat in der Vergangenheit mit vollmundigen Aussagen wie „langfristig krisensicher“ und „stabile Werte“ geworben. Doch die Bilanz zeigt, dass sich die wirtschaftliche Realität deutlich anders darstellt. Anleger sollten sich von solchen Aussagen nicht blenden lassen und die Risiken ihrer Investments genau prüfen.
Fazit: Genussrechte – ein gefährliches Spiel
Die Bilanz der DEGAG mag auf den ersten Blick solide wirken, doch sie beruht auf Genussrechten, die in schwierigen Zeiten schnell wertlos werden können. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass diese Finanzinstrumente ein hohes Risiko bergen – insbesondere in einem angespannten Immobilienmarkt und einer schwierigen wirtschaftlichen Lage.
Es ist wichtig, die Bilanz der DEGAG kritisch zu hinterfragen und sich nicht von Hochglanzversprechen leiten zu lassen. Wer in Genussrechte investiert, sollte stets mit dem Schlimmsten rechnen: dem Totalverlust.
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DEGAG Deutsche Grundbesitz Holding AGHamburg (vormals: Düsseldorf)Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2022 bis zum 31.12.2022Bilanz
AnhangAllgemeine Angaben zum Jahresabschluss Der Jahresabschluss wurde auf der Grundlage der Gliederungs-, Bilanzierungs- und Bewertungsvorschriften des Handelsgesetzbuchs aufgestellt. Ergänzend zu diesen Vorschriften waren die Regelungen des GmbH-Gesetzes sowie des Gesellschaftsvertrages zu beachten. Er besteht aus der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung sowie dem Anhang. Im Interesse einer besseren Klarheit und Übersichtlichkeit werden die nach den gesetzlichen Vorschriften bei den Posten der Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung anzubringenden Vermerke ebenso wie die Vermerke, die wahlweise in der Bilanz bzw. Gewinn- und Verlustrechnung oder im Anhang anzubringen sind, insgesamt im Anhang aufgeführt. Nach den in § 267 HGB angegebenen Größenklassen ist die Gesellschaft eine kleine Kapitalgesellschaft. Die größenabhängigen Erleichterungen bei der Erstellung des Jahresabschlusses wurden teilweise in Anspruch genommen. Die Bilanz wurde entsprechend den Gliederungsvorschriften des § 266 HGB aufgestellt. Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. Angaben zur Identifikation der Gesellschaft laut Registergericht
Angaben zu Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden Die Vermögensgegenstände des Sachanlagevermögens wurden zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten angesetzt und, soweit abnutzbar, um planmäßige Abschreibungen vermindert. Die planmäßigen Abschreibungen wurden nach der voraussichtlichen Nutzungsdauer der Vermögensgegenstände linear vorgenommen. Die Vermögensgegenstände des Finanzanlagevermögens wurden mit den Anschaffungskosten angesetzt. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände werden zum jeweiligen Nennwert oder dem niedrigeren beizulegenden Wert angesetzt. Allen erkennbaren Risiken wird durch angemessene, einzeln vorgenommene Abwertungen Rechnung getragen. Guthaben bei Kreditinstituten sind zum Nennwert bewertet. Das gezeichnete Kapital wird zum Nennbetrag bilanziert. Die Steuerrückstellungen beinhalten die das Geschäftsjahr betreffende, noch nicht veranlagte Gewerbesteuer. Es wurde der unternehmensindividuelle Steuersatz berücksichtigt. Die sonstigen Rückstellungen berücksichtigen alle erkennbaren Risiken und ungewissen Verpflichtungen und sind in Höhe des nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung notwendigen Erfüllungsbetrages bewertet. Zukünftige Preis- und Kostensteigerungen werden berücksichtigt, sofern ausreichende objektive Hinweise für deren Eintritt vorliegen. Verbindlichkeiten werden mit dem Erfüllungsbetrag angesetzt. Angaben zur Bilanz Restlaufzeiten der Forderungen Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände haben mit TEUR 7.128,3 (Vorjahr: TEUR 6.364,5) eine Restlaufzeit von bis zu einem Jahr und mit TEUR 23.305,6 (Vorjahr: TEUR 0,0) eine Restlaufzeit von über einem Jahr. Restlaufzeiten der Verbindlichkeiten
Angaben zur Gewinn- und Verlustrechnung Die Gewinn- und Verlustrechnung wurde nach dem Gesamtkostenverfahren (§ 275 Abs. 2 HGB) aufgestellt. Sonstige Angaben Namen der Mitglieder des Vorstand und des Aufsichtsrats Wärend des abgelaufenen Geschäftsjahres gehörten folgende Personen dem Vorstand an: Herr Bernd Klein, Kaufmann Die Vorstände sind jeweils einzelvertretungsberechtigt mit der Befugnis, im Namen der Gesellschaft mit sich im eigenen Namen oder als Vertreter eines Dritten Rechtsgeschäfte abzuschließen. Dem Aufsichtsrat gehörten folgende Personen an: Frau Claudia Hierse-Forte, Kauffrau (Vorsitzende) Angaben über den Anteilsbesitz an anderen Unternehmen von mindestens 20% der Anteile Gemäß § 285 Nr. 11 HGB wird über nachstehende Unternehmen berichtet:
Haftungsverhältnisse Die Gesellschaft hat eine unwiderrufliche und selbständige Bürgschaft zur Absicherung fremder Verbindlichkeiten in Höhe von TEUR 9.800 übernommen. Die Gesellschaft hat eine Rangrücktrittserklärung zugunsten einer Tochtergesellschaft über einen Teilbetrag eines gewährten Darlehens von TEUR 5.000 abgegeben. Durchschnittliche Zahl der während des Geschäftsjahrs beschäftigten Arbeitnehmer Die Gesellschaft beschäftigte im Geschäftsjahr durchschnittlich drei Arbeitnehmer (Vorjahr: 0). Weitere Angabepflichten nach dem Aktiengesetz Das Grundkapital von 50.000 Euro ist eingeteilt in 50.000 Stammaktien zum Nennwert von je 1 Euro, die auf den Namen lauten. Unterschrift der Geschäftsführung
Hamburg, den 21. Dezember 2023 gez. Bernd Klein gez. Hans-Peter Hierse, (Vorstand) sonstige BerichtsbestandteileAngaben zur Feststellung: |
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