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Ein Sommer der Extreme – und die Warnung des Klimawandels

Shafin_Protic (CC0), Pixabay
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Nie zuvor war ein Sommer heißer als der von 2024, verkündete der EU-Klimadienst Copernicus am 6. September 2024. Doch nur wenige Tage später zeigte sich die andere Seite des Klimawandels: Sturmtief „Boris“ brachte die stärksten Niederschläge, die jemals in Mitteleuropa gemessen wurden. Polen, Tschechien, Österreich und Rumänien wurden von verheerenden Hochwassern heimgesucht. Die Zahl der Opfer – mindestens 24 Tote – und die Tausenden Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, geben einen erschütternden Einblick in die Folgen der extremen Wetterereignisse.

Der Klimawandel als treibende Kraft

Der Klimawandel ist längst keine Zukunftsprognose mehr, sondern Realität. Dies bestätigt auch die aktuelle Analyse der World Weather Attribution (WWA), einem Zusammenschluss von Forschern, die seit über einem Jahrzehnt den Zusammenhang zwischen Klimawandel und extremen Wetterereignissen untersuchen. Laut den Ergebnissen der Studie über das Sturmtief „Boris“ ist der menschgemachte Klimawandel ein wesentlicher Faktor: Die globale Erwärmung um 1,3 Grad Celsius seit der vorindustriellen Zeit verdoppelt die Wahrscheinlichkeit solcher Extremwetter und verstärkt die Intensität der Regenfälle um mindestens sieben Prozent.

Diese Einschätzung, so betonen die Wissenschaftler, sei sogar noch zurückhaltend formuliert. „Die Überschwemmungen von 1997 und 2002 in Mitteleuropa galten einst als Jahrhundert-Ereignisse“, sagt der polnische Klimatologe Bogdan H. Chojnicki, Mitglied der WWA-Forschungsgruppe. „Doch zwei Jahrzehnte später ist die globale Erwärmung von 0,5 auf 1,3 Grad Celsius gestiegen – und solche Ereignisse treten wieder auf.“ Besonders alarmierend: Europa erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt, was die Region noch stärker anfällig für solche Katastrophen macht.

Ursachenforschung: Ein Zusammenspiel der Extreme

Was führte zu den verheerenden Regenfällen im Sommer 2024? Der außergewöhnlich warme Sommer ließ das Mittelmeer so stark wie nie zuvor verdunsten, und die feuchte Luft über dem Meer heizte sich weiter auf. Da wärmere Luft mehr Feuchtigkeit speichern kann, sammelte sich enorme Energie in der Atmosphäre an. Als diese feuchten Luftmassen aus Südeuropa auf kalte Polarluft trafen, die über die Alpen zog, kam es zur Entladung. Ein sogenanntes Vb-Tief, das für seine zerstörerische Kraft bekannt ist, führte zu sintflutartigen Regenfällen über eine riesige Region.

Schutzmaßnahmen verhindern Schlimmeres – aber zu welchem Preis?

Obwohl die Regenfälle noch nie zuvor dagewesene Ausmaße annahmen, blieb die Zahl der Todesopfer relativ gering im Vergleich zu früheren Katastrophen. So kamen etwa bei der Hochwasserkatastrophe von 2002 in Mitteleuropa 232 Menschen ums Leben, und auch im Jahr 2021 forderten die Überschwemmungen in Westeuropa mehr als 200 Opfer. Das verringerte Ausmaß an Menschenverlusten wird als Erfolg umfangreicher Schutzmaßnahmen gewertet. Frühwarnsysteme, präventive Maßnahmen wie das Entleeren von Stauseen und der Ausbau von Hochwasserschutzmauern haben eine tragende Rolle gespielt.

Doch Maja Vahlberg, technische Beraterin des Klimazentrums des Roten Kreuzes, warnt: „Jedes Opfer ist eines zu viel.“ Zudem sei die Verringerung der Opferzahlen nur eine Seite der Medaille. Die wirtschaftlichen Schäden seien enorm, und trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hätten die Fluten Städte zerstört und Tausende von Häusern unbewohnbar gemacht. Die Europäische Union habe bereits 10 Milliarden Euro an Hilfsgeldern zugesagt – eine Summe, die zeigt, wie teuer der Klimawandel bereits geworden ist. Vahlberg fordert deshalb, den Klimawandel viel stärker in die Flächennutzungsplanung und die Bebauungspläne der betroffenen Länder zu integrieren.

Bebauungspläne neu denken: Eine Antwort auf die wachsende Bedrohung

Die Erkenntnisse der WWA-Forschungsgruppe sind eindeutig: Ohne umfassende Anpassungen wird der Klimawandel zu noch höheren Kosten führen – sowohl finanziell als auch menschlich. Neben verbesserten Frühwarnsystemen und Schutzmaßnahmen wird vor allem eine Neuausrichtung der Bebauungspläne in Hochrisikogebieten gefordert. Um Leben zu retten und zukünftige Katastrophen abzumildern, müssen überschwemmungsgefährdete Gebiete freigehalten und großflächige Pufferzonen für Überschwemmungen eingerichtet werden.

Ein düsterer Ausblick: Häufigere Extremereignisse in der Zukunft

Trotz aller Schutzmaßnahmen und Prävention ist die Zukunft besorgniserregend. Sollte sich die Erde weiter um 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau erwärmen – ein Szenario, das für die 2050er-Jahre erwartet wird –, werden Extremwetterereignisse wie das Sturmtief „Boris“ noch häufiger und intensiver auftreten. Die WWA-Gruppe prognostiziert, dass dann mindestens fünf Prozent mehr Regen bei solchen Ereignissen fallen wird, und dass extreme Niederschläge um fünfzig Prozent häufiger werden. Auch diese Schätzung ist eher vorsichtig formuliert.

Der Sommer 2024, der wärmste in der Geschichte, könnte ein Vorbote dessen sein, was uns erwartet. Die dringliche Frage bleibt: Wie wird die Menschheit auf diese eskalierende Bedrohung reagieren? Es liegt an uns, jetzt die Weichen für eine klimasichere Zukunft zu stellen – bevor es zu spät ist.

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