Ob beim Einkaufen, beim Tanken oder bei alltäglichen Besorgungen – seit Anfang des Jahres müssen Endverbraucher tiefer in die Tasche greifen. Um schneller auf die stark steigenden Strompreise zu reagieren, hat die Bundesregierung mit großer Mehrheit beschlossen die EEG-Umlage zum 01. Juli 2022 abzuschaffen. Mit dem Wegfall der EEG-Umlage sollen private Haushalte entlastet werden. Bisher betrug die Umlage rund 3,72 Cent pro kWh Strom. Seit mehr als 20 Jahren soll damit der Ausbau von erneuerbaren Energien zur Erzeugung von Ökostrom in Deutschland gefördert.
Was ist die EEG-Umlage?
Mit der Umlage nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) soll der Ausbau der erneuerbarer Energien wie Wasserkraft, Windenergie, Solarenergie und Biomasse gefördert werden. Die EEG-Umlage stellte in der Vergangenheit sicher, dass Ökostromerzeuger und Übertragungsnetzbetreiber kein Minusgeschäft bei der Produktion von Ökostrom machen. Die EEG-Umlage, auch “Ökostromumlage” genannt, ist fester Bestandteil von Stromrechnungen privater Haushalte und Betriebe in Deutschland. Nach dem Bundestagsbeschluss sinkt ab Juli 2022 der Beitrag auf 0 Cent pro kWh. Zukünftig wird die EEG-Umlage, nicht von den Stromverbrauchern entrichtet, sondern vom Bundeshaushalt.
Wie hoch ist die EEG-Umlage und was beeinflusst den Beitrag?
Der aktuelle Beitrag der EEG-Umlage liegt bei 3,72 Cent pro kWh, welches der niedrigste Wert seit 10 Jahren ist. Den höchsten Beitrag zahlten Stromkunden im Jahr 2017 mit 6,88 Cent pro kWh Strom. Unterschiedliche Faktoren wie der Börsenstrompreis, die Höhe des Letztverbrauchs, der Zubau an EEG-geförderten Anlagen, der aktuelle EEG-Kontostand oder die Liquiditätsreserve können die EEG-Umlage beeinflussen. Die Höhe der EEG-Umlage wird jährlich im Oktober von den vier Übertragungsnetzbetreibern für das Folgejahr ermittelt.
Warum zahle ich als Stromkunde die EEG-Umlage?
Mittels der EEG-Umlage soll die Differenz zwischen der zugesicherten Vergütung für die Ökostromerzeuger und den an der Strombörse tatsächlich erzielten Erlösen beglichen werden. Der Differenzbetrag wird auf alle Stromkunden in Deutschland verteilt und stellt somit einen staatlichen Teil der Stromkosten dar. Der Beitrag kann variieren und ist nicht für alle Stromverbraucher gleich. Mit dem Beitrag soll der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland finanziert werden.
Warum soll die EEG-Umlage abgeschafft werden?
Angesichts der stark steigenden Strompreise möchte die Bundesregierung die privaten Haushalte entlasten. Im April 2022 beschloss der Bundestag die Abschaffung der Umlage, welches Teil eines Entlastungspakets der Bundesregierung ist.
Die Einnahmeausfälle sollen nun ab Juli 2022 nicht mehr vom Stromkunden, sondern vom Bund übernommen und aus dem Sondervermögen “Energie- und Klimafonds” (EKF) finanziert werden. Die Absenkung der EEG-Umlage auf 0 Cent pro kWh wird die Bundesregierung rund 6,6 Milliarden Euro kosten.
Inwiefern profitiere ich von der Abschaffung der EEG-Umlage?
Stromkunden sollen ab dem 1. Juli 2022 vom Wegfall der EEG-Umlage profitieren. Damit sichergestellt ist, dass die Umlagesenkung auch wirklich die Endkunden entlastet, sind Stromlieferanten per Gesetz verpflichtet, die Absenkung der Strompreise an ihre Kunden weiterzugeben. Das war zuvor nicht gesetzlich festgelegt.
Haushaltsgröße | Ersparnis durch den Wegfall der EEG-Umlage |
1-Personen Haushalt mit 1.500 kWh Jahresverbrauch | ca. 33 € |
2-Personen Haushalt mit 2.000 kWh | ca. 75 € |
3-Personen Haushalt mit 3.500 kWh | ca. 130 € |
4-Personen Haushalt mit 4.000 kWh | ca. 200 € |
Sinken meine Stromkosten wirklich mit dem Wegfall der EEG-Umlage?
Es wird befürchtet, dass die Abschaffung der EEG-Umlage eine kaum spürbare Entlastung für den Verbraucher sein wird. Sowohl der Strom- als auch Gaspreis wird von vielen unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Aufgrund des Ukraine-Kriegs, der Rohstoffknappheit auf dem Markt und der bestehenden Energiekrise ist zu erwarten, dass die Beschaffungspreise für Strom und Gas zukünftig noch stärker ansteigen werden und sich das mit dem Wegfall der EEG-Umlage ausgleichen würde. Neben den angezogenen Großhandelspreisen für Strom und Gas sind auch die Netzentgelte angestiegen. Obwohl im Juli 2022 der Wegfall der EEG-Umlage in Kraft tritt, haben nur 17 Energieanbieter Preissenkungen angekündigt. Wenn private Haushalte wirksam entlastet werden sollen, müssen weitere Abgaben wie z.B. Stromsteuer, Netzentgelte und Mehrwertsteuer auf Strom und Gas gesenkt werden. Demnach werden die Stromkosten für Endverbraucher höchstwahrscheinlich nicht sinken.
Wie stark steigen die Strompreise aktuell
Derzeit befinden sich die Beschaffungspreise für Strom in einem Rekordhoch. Die teurere Stromproduktion hat zur Folge, dass die angehobenen Beschaffungs- und Produktionspreise auch an den Stromkunden weitergegeben werden. Ein durchschnittlicher 5-Personen-Haushalt mit einem geschätzten 5.000 kWh Stromverbrauch zahlt im April 2022 41,1 Cent pro kWh, was einen Preisanstieg von 36% zum Vorjahr verzeichnet. Die steigenden Strompreise werden durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Der Wirtschaftsaufschwung nach den zahlreichen Corona-Lockdowns und die daraus resultierende Wirtschaftskrise in 2020/2021 sind einer der Gründe. Eine erhöhte weltweite Energienachfrage hat zur Folge, dass die Preise steigen. Auch beeinflussen verzögerte Lieferungen aus Russland die Energiepreise, die seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs noch drastischer ansteigen. Angesichts des Krieges in der Ukraine bleibt die Strom- als auch Gaspreisentwicklung weiterhin schwer vorhersehbar.
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