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Eine kritische Analyse der vorliegenden Bilanz der Erste Deutsche Vorsorge eG aus Anlegersicht

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Eine kritische Analyse der vorliegenden Bilanz der Erste Deutsche Vorsorge eG aus Anlegersicht zeigt sowohl positive als auch potenziell problematische Aspekte, die im Detail bewertet werden sollten. Die Analyse erfolgt unter Berücksichtigung von Liquidität, Rentabilität, Kapitalstruktur und Stabilität der Genossenschaft.

1. Stärken (positive Aspekte):

a) Solide Eigenkapitalquote:

  • Das Eigenkapital ist mit 8.934.988,03 EUR im Jahr 2022 sehr hoch und macht rund 96,65 % der gesamten Bilanzsumme aus (9.244.073,03 EUR).
    • Zum Vergleich: 2021 lag die Eigenkapitalquote bei etwa 94,75 %, was ebenfalls stark ist.
  • Dies deutet auf eine sehr geringe Verschuldung hin, was das Unternehmen finanziell unabhängig macht und die Stabilität erhöht. Aus Anlegersicht ist dies ein deutlicher Vorteil.

b) Wachstum des Geschäftsguthabens:

  • Das Geschäftsguthaben der Mitglieder stieg von 4.261.284,81 EUR im Jahr 2021 auf 5.299.440,96 EUR im Jahr 2022.
    • Dieser Anstieg von etwa 24,4 % zeigt, dass die Genossenschaft attraktiv bleibt und Vertrauen bei den Mitgliedern genießt.

c) Anstieg des Anlagevermögens:

  • Das Anlagevermögen hat sich von 3.563.206,27 EUR auf 5.425.627,95 EUR erhöht. Dies deutet auf Investitionen in langfristige Vermögenswerte hin, die potenziell die zukünftige Wertschöpfung steigern könnten.

2. Schwächen (potenzielle Risiken):

a) Relativ geringer Anteil des Umlaufvermögens:

  • Das Umlaufvermögen beträgt lediglich 3.818.445,08 EUR (ca. 41,3 % der Bilanzsumme), was auf eine vergleichsweise geringe Liquiditätsreserve hinweist. Im Vergleich dazu ist das Anlagevermögen mit 58,7 % der Bilanzsumme sehr dominant.
    • Sollten kurzfristige Verbindlichkeiten oder unerwartete Ausgaben auftreten, könnte dies zu Liquiditätsproblemen führen.

b) Rückstellungen und Verbindlichkeiten:

  • Die Rückstellungen wurden von 14.500,00 EUR auf 10.600,00 EUR reduziert. Dies könnte problematisch sein, da eine geringere Vorsorge für ungewisse Verbindlichkeiten auf ein erhöhtes Risiko hinweist, dass in der Zukunft nicht ausreichend Rücklagen für eventuelle Kosten vorhanden sind.
  • Die Verbindlichkeiten mit einer Restlaufzeit von mehr als einem Jahr betragen 197.579,79 EUR. Dies ist zwar gering im Vergleich zur Bilanzsumme, aber die Reduktion der kurzfristigen Verbindlichkeiten (von 154.127,29 EUR auf 100.905,21 EUR) deutet darauf hin, dass diese überwiegend bedient wurden – möglicherweise auf Kosten der Liquidität.

c) Abhängigkeit von Mitgliedern:

  • Das Geschäftsguthaben der Mitglieder (5.299.440,96 EUR) macht einen erheblichen Anteil des Eigenkapitals aus. Das Vertrauen der Mitglieder ist daher entscheidend für die Stabilität der Genossenschaft. Ein potenzieller Rückgang dieses Kapitals (z. B. durch Austritte von Mitgliedern) könnte die finanzielle Basis des Unternehmens gefährden.

3. Entwicklung und Rentabilität:

a) Steigerung der Bilanzsumme:

  • Die Bilanzsumme stieg von 7.148.143,40 EUR (2021) auf 9.244.073,03 EUR (2022), was einem Wachstum von etwa 29,3 % entspricht. Dies ist ein positives Signal, da es auf eine Expansion hinweist.

b) Fragliche Rentabilität:

  • Aus der Bilanz allein lassen sich keine genauen Aussagen zur Rentabilität treffen, da keine Gewinn- und Verlustrechnung vorliegt. Ohne die Ertragslage zu kennen, bleibt unklar, ob das Wachstum der Genossenschaft tatsächlich mit einer ausreichenden Wertschöpfung einhergeht.

4. Transparenz und Bewertungsmethoden:

  • Die Angaben zu den Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden entsprechen den Standards nach §§ 242 ff. HGB. Es wurden keine Änderungen gegenüber dem Vorjahr vorgenommen, was die Vergleichbarkeit sicherstellt.
  • Positiv hervorzuheben ist, dass alle Risiken (z. B. bei Forderungen) berücksichtigt wurden. Dies spricht für eine konservative und vorsichtige Bilanzierung.

5. Fazit und Empfehlung aus Anlegersicht:

Die Erste Deutsche Vorsorge eG präsentiert sich als finanziell solide Genossenschaft mit einer ausgezeichneten Eigenkapitalquote und einem stabilen Wachstum des Geschäftsguthabens. Die hohe Eigenkapitalausstattung und geringe Verschuldung reduzieren das finanzielle Risiko erheblich.

Jedoch sind einige Schwächen zu beachten:

  1. Die geringe Liquidität und der hohe Anteil an langfristigem Anlagevermögen könnten zu Problemen führen, falls kurzfristig finanzielle Mittel benötigt werden.
  2. Die Abhängigkeit vom Vertrauen der Mitglieder und deren Einlagen stellt ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar.

Empfehlung:
Potenzielle Anleger sollten die Ertragslage (z. B. Gewinn- und Verlustrechnung) und die genauen Investitionsvorhaben analysieren, bevor sie eine Investition in Betracht ziehen. Zudem wäre es ratsam, die Liquiditätsplanung sowie den Umgang mit zukünftigen Rückstellungen und Verbindlichkeiten kritisch zu prüfen.

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