Das zwischenzeitlich vorliegende Sachverständigengutachten zum Insolvenzeröffnungsverfahren zur EN-Storage-Pleite lässt für den weiteren Gang der Dinge nicht viel Gutes erwarten.
Dubiose Geschäftsvorfälle
Die detailliert-akribischen Ausführungen des hier eingesetzten Insolvenzverwalters Dr. Holger Leichtle bestätigten mit hoher Sicherheit die bereits vorliegenden bösen Ahnungen der betroffenen Investoren. Im Falle des mutmaßlichen Anlagebetrugsskandales rund um die EN Storage GmbH müsse nach derzeitigem Kenntnisstand davon ausgegangen werden, dass es die proklamierte Geschäftstätigkeit der Unternehmensgruppe nie gab. Vielmehr sei offensichtlich seit dem Jahre 2012 ein sog. Schneeballsystem unterhalten worden.
Storage-Systeme überwiegend nicht vorhanden
Wie unterdessen unter anderem die Stuttgarter Zeitung vermeldet hatte, ist wohl mittlerweile auch der zweite Geschäftsführer in Haft. Nach Firmengründer Edvin Novalic sei auch der vormalige Finanzchef, Lutz Beier, der EN Storage GmbH nurmehr unter der Adresse der JVA Stuttgart adressierbar. Auf Nachfrage habe ein Sprecher der zuständigen Stuttgarter Staatsanwaltschaft bestätigt, dass zwischenzeitlich dringender Tatverdacht gegen beide Hauptverantwortlichen bestünde. Die Ermittlungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen, weitere Informationen würden nach wie vor zurückgehalten. Auch die Verhaftung von Novalic war zunächst nicht bestätigt worden.
Immer neu geworbene Finanzmittel
Ein etwas ausführlicherer Blick in das Eröffnungsgutachten des Insolvenzverwalters weitet nun die Sicht auf eine ganze Kaskade höchst unerfreulicher anzunehmender weiterer Einzelheiten und Details. So ist ersichtlich, dass für die insgesamt 73 Mitarbeiter (überwiegend Vermittler für die hier vertriebenen Geldanlagen, teilweise in Teilzeit) allmonatlich eine Lohnsumme von knapp unter 300.000 € aufgewendet wurde. Alleine die beiden Herren Geschäftsführer beanspruchten hiervon gut 80.000 € – pro Monat, wohlgemerkt.
Fingierte Leistungen und Scheingeschäfte
Substantielle Summen also, die irgendwoher kommen mussten. Da die behaupteten Speichersysteme als Kernbestandteile der offiziellen Geschäftstätigkeit „überwiegend nicht vorhanden“ waren, konnten Erträge in nennenswertem Umfang nicht erzielt werden. Insoweit sei der laufende Geschäftsbetrieb wie auch Zinszahlungen an Investoren „ausschließlich aus immer neu geworbenen Finanzmitteln“ (Kauf- und Überlassungsverträge sowie Anleihen) bestritten worden. Typische Merkmale eines sog. Schneeballsystems (Ponzi Scheme), ganz offensichtlich kunstvoll verschleiert u.a. auch durch Tochterfirmen im inner- und außereuropäischen Ausland.
Edvin Novalic und Lutz Beier in U-Haft
Fraglich für die geprellten Anleger steht, ob und gegebenenfalls wie möglicherweise Schadensersatzansprüche geltend gemacht und wenigstens teilweise durchgesetzt werden könnten. Interessant dürfte hier vor allem die Frage sein, wer alles und wie weitgehend von den umfänglichen mutmaßlichen Betrügereien wusste – oder jedenfalls hätte wissen müssen. Jedenfalls erscheinen fünf ganze Jahre als ein sehr langer Zeitraum für eine „Geschäftstätigkeit“ gänzlich ohne jede Substanz, ohne Aktiva, so gut wie ohne jegliche Hardware.
ADWUS Rechtsanwälte
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