Die Energiegewinner eG, eine der größeren Bürgerenergiegenossenschaften in Deutschland, hat beim Amtsgericht Köln Insolvenzantrag gestellt. Dies ist ein ungewöhnlicher Fall, da Genossenschaften normalerweise eine sehr niedrige Insolvenzquote aufweisen.
Die Kölner Genossenschaft, gegründet im Jahr 2010, betreibt Anlagen mit über 25 Megawatt Leistung, darunter Solarparks, Windkraftanlagen, ein Wasserkraftwerk sowie ein E-Carsharing mit eigener Ladeinfrastruktur. Sie beschäftigt 15 Mitarbeiter und etwa 40 weitere in ihrer Tochtergesellschaft Energiegewinner Technik GmbH.
Trotz der Auszeichnung mit dem Deutschen Solarpreis vor drei Jahren durch Eurosolar und die Energieagentur NRW, kämpft das Unternehmen mit finanziellen Problemen. Die letzten Jahresbilanzen zeigen Verluste, teilweise in Millionenhöhe, und nun droht Zahlungsunfähigkeit.
Die finanziellen Schwierigkeiten der Genossenschaft sollen durch einen Solarpark in Bad Rodach mit 2,3 Megawatt Leistung ausgelöst worden sein. Die Genossenschaft betont, dass nur sie selbst vom Insolvenzantrag betroffen ist, während die Tochtergesellschaft und die Projektgesellschaften zahlungsfähig bleiben.
Das Unternehmen gibt an, frühere Projekte erfolgreich mit Banken und Mitgliedern finanziert zu haben, doch aktuell fehle aufgrund der Inflation und Zinssituation ein wesentlicher Teil der geplanten Finanzierung durch private Anleger. Experten sehen jedoch auch hausgemachte Probleme, wie eine zu schnelle Expansion ohne ausreichendes Eigenkapital und eine zeitweise praktisch führungslose Phase.
Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Kölner Rechtsanwalt Andreas Amelung bestellt. Die Genossenschaft konzentriert sich nun auf die Fortführung und Refinanzierung. Sie unterstreicht die Bedeutung der Unterstützung durch ihre Community für den Fortbestand ihres Geschäftsmodells und ruft zu mehr Beteiligung auf, um ihr nächstes Ziel von 40.000 Unterstützern zu erreichen.
Die wichtigsten Gründe für die Insolvenz
Der Solarpark in Bad Rodach war ein Fehlschlag.
Die Inflation und Zinssituation erschweren die Finanzierung neuer Projekte.
Die Genossenschaft expandierte zu schnell und hatte zu wenig Eigenkapital.
Die Zukunft der Energiegewinner eG
Die Zukunft der Energiegewinner eG ist ungewiss. Der vorläufige Insolvenzverwalter wird nun die Lage des Unternehmens prüfen und mögliche Sanierungsoptionen prüfen. Es ist möglich, dass die Genossenschaft saniert und weitergeführt werden kann. Es ist jedoch auch möglich, dass sie liquidiert wird.
Auswirkungen auf die Energiewende
Die Insolvenz der Energiegewinner eG ist ein Rückschlag für die Energiewende. Die Genossenschaft war ein wichtiger Akteur im Bereich der erneuerbaren Energien. Sie hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte realisiert und damit zur Dekarbonisierung des Energiesystems beigetragen.
Die Insolvenz zeigt, dass auch Bürgerenergiegenossenschaften nicht vor finanziellen Problemen gefeit sind. Es ist wichtig, dass diese Unternehmen über ausreichend Eigenkapital und eine solide Planung verfügen, um die Energiewende erfolgreich voranzutreiben.
Ein bedauerlicher Fall, besonders für gutgläubige Mitarbeiter, Anleger und Kunden. In den Bilanzen – soweit denn welche vorliegen – kündigte sich die Schlieflage schon länger an, seit 2017 besteht eine bilanzielle Überschuldung. Wie sollten denn die horrenden Zinsen von bis zu 7 % auf das Crowfunding bezahlt werden? Durch immer neue, größere Projekte? Hoffentlich stellt sich das nicht als verschleppte Insolvenz oder gar Schnellball- System heraus. Hätten der Abschlussprüfer, die Bafin und der eigene Aufsichtsrat eingreifen müssen?