Mit großem Trara hat Ergo kürzlich ihre angeblich „neuartigen“ privaten Rentenversicherungen vorgestellt. Wir haben das Werbe-Bla-Bla weggeräumt und das Angebot genauer angeschaut.
Als „einzigartige Absicherung mit Garantie und dynamischem Anlagekonzept“ bezeichnet Ergo die Variante „Ergo Rente Garantie“. Unser Fazit: Für den Verbraucher nichts wirklich Neues. Die Policen sind sehr teuer. Nicht empfehlenswert!
Allerdings hat sich der Versicherer erkennbar Mühe gegeben, die Vertragsbedingungen lesbar und transparent zu formulieren. Deutlich wird auch, dass man den kürzlich ergangenen BGH-Urteilen Rechnung trägt. So ist der Stornoabzug von 200 Euro bei einer Kündigung deutlich genannt. Ob das den rechltichen Anforderungen genügt, mag offen bleiben.
Viele Hinweise werden doppelt und dreifach wiederholt. Das ergibt ein stattliches Vertragswerk von knapp 70 Seiten, durch das sich der Verbraucher hindurchkämpfen muss.
Im Kern handelt es sich um eine fondsgebundene Rentenversicherung. Das ist weder neu noch originell. Der Verbraucher trägt das volle Risiko der Wertentwicklung. Die einzige „Garantie“, also die einzig verbindliche vertragliche Verpflichtung der Ergo ist es, dem Kunden genau an einem Stichtag (und nur an diesem! – zum Ende der Sparphase und Beginn der Entnahmephase) sein eingezahltes Geld zurück zu zahlen. Das ist nicht besser als das Sparen unterm Kopfkissen. Diese „Garantie“ lässt sich der Versicherer teuer bezahlen. In den ersten fünf Jahren werden 20 %, in den Folgejahren 10 % der Prämie für diese „Versicherung“ abgezwackt. Dies Geld bekommt ein „Rückversicherer“ – der damit offenbar das Risiko absichert, dass der Kunde am Stichtag sein eingezahltes Geld wieder bekommt, sofern sich die Fonds nicht wie erhofft nach oben entwickeln.
Bei einem Musterfall (€ 100 Prämie im Monat, 35 Jahre Laufzeit, „Garantiezahlung“ nach 35 Jahren € 42.000) werden über die Jahre 4.800 Euro für die Garantie abgezwackt. So viel braucht der Versicherer, um den „Versicherungsschutz“ zu bezahlen, damit er am Ende genau das eingezahlte Geld aus Auszahlung garantieren kann! Das spricht nicht gerade für großes Vertrauen in die von ihm ausgewählten Fonds. Wenn dieses Geld zur Abdeckung des Risikos nicht benötigt wird, hat der Verbraucher darauf keinen Anspruch.
Nicht zu knapp sind auch die übrigen Kosten. 1.737 Euro werden als Abschlusskosten einbehalten, also knapp 18 Monatsprämien – verteilt auf 5 Jahre. Die laufenden Verwaltungskosten betragen jährlich 169,80 Euro – das macht in unserem Beispiel 5.943 Euro! Hinzu kommen weitere Kosten, die mit 7 Cent pro 100 Euro Fondsguthaben bescheiden scheinen. Doch wer das auf die gesamte Laufzeit umrechnet, kommt auf stattliche Beträge: Nach 10 Jahren sind es in unserem Beispiel rund 100 Euro, nach 20 Jahren rund 200 Euro und nach 30 Jahren rund 300 Euro, jeweils pro Jahr!
So summieren sich die Kosten auf rund 15.000 Euro! Für die Anlage in Fonds stehen dann bloß noch € 27.000 zur Verfügung. Kein Wunder, dass der Versicherer so auch gerade einmal nur eine Leistung von 42.000 Euro versprechen mag…
Für die Kunden bedeutet das: Sie müssen damit rechnen, dass es nach Jahrzehnten keinen Euro mehr gibt als das eingezahlte Geld. Beschwerden nützen dann nichts mehr – denn es steht ja alles deutlich im Vertrag!
Für die Verbraucher gibt es bessere Möglichkeiten.
- Wer auf Nummer Sicher gehen will, legt sein Geld als Festgeld oder Sparbrief an. Aus 100 Euro monatlich werden bei durchschnittlich 1,5 % Zinsen im Jahr nach 35 Jahren sichere 55.155 Euro.
- Wer auf eine bessere Rendite durch Fonds setzt, kann aus vielen Tausend Angeboten wählen. Günstig sind die sog. „ETF“. Die sind so zusammengesetzt wie ein Index (z. B. der DAX). Man spart teure Management-Kosten. Auf „Null“ fällt der Wert dieser Fonds nur dann, wenn alle 30 DAX-Unternehmen pleite gehen.
- Wer beides möchte (was nur mit Abstrichen bei Sicherheit und Renditechance geht!), legt die Hälfte des Spargeldes (in unserem Beispiel 50 Euro im Monat) als Festgeld oder per Sparbrief an. Daraus werden nach 35 Jahren bei 1,5 % Zinsen im Jahr sichere 27.577 Euro. Für die anderen 50 Euro kauft man „ETF“.
Quelle:VBZ Hamburg
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