Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) hat das Mitgliederaufnahmeverfahren der neuen Partei Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) öffentlich kritisiert und es als undemokratisch bezeichnet. In einem Interview mit dem Magazin „Stern“ bemängelte Ramelow insbesondere die Praxis im Thüringer Landesverband der BSW, der es neuen Interessenten vorerst verwehrt, als vollwertige Mitglieder aufgenommen zu werden, während gleichzeitig eine Kandidatenliste für Wahlen zusammengestellt wird.
Ramelow erklärte, dass im aktuellen System der BSW „40 Mitglieder entscheiden, bestimmen und wählen“, während zahlreiche andere Interessenten im sogenannten Wartestand verbleiben und somit keine Möglichkeit haben, bei wichtigen Entscheidungen mitzuwirken. Er kritisierte, dass diese Praxis dazu führe, dass neue Mitglieder erst dann vollständige Rechte erhalten, wenn die wesentlichen Weichenstellungen bereits erfolgt sind. Dies sei besonders problematisch in einer Phase, in der politische Richtungen und personelle Besetzungen entschieden werden.
Diese Vorgehensweise werfe Fragen bezüglich der Transparenz und der demokratischen Grundprinzipien innerhalb der BSW auf. Der Ministerpräsident betonte, dass eine echte demokratische Teilhabe bedeutet, dass alle Mitglieder von Beginn an in die Entscheidungsfindung einbezogen werden sollten, insbesondere in einer neuen politischen Formation, die ihre Strukturen und Richtlinien erst etabliert.
Die Kritik von Ramelow kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die BSW versucht, sich als feste Größe im deutschen politischen Spektrum zu etablieren. Die Debatte um die Mitgliederaufnahme könnte sowohl interne Spannungen als auch öffentliche Diskussionen über die Ausrichtung und den Führungsstil der Partei entfachen.
Darüber hinaus wies Ramelow darauf hin, dass solche Verfahren nicht nur das interne Klima der Partei beeinflussen, sondern auch das öffentliche Bild der BSW prägen können. In Zeiten, in denen politische Glaubwürdigkeit und demokratische Verfahren immer mehr unter Beobachtung stehen, sei es entscheidend, dass neue politische Kräfte strenge Maßstäbe an ihre eigenen Prozesse anlegen. Der Ministerpräsident appellierte daher an die BSW, ihre Aufnahmeverfahren zu überdenken und sicherzustellen, dass sie den Grundsätzen der Offenheit und Gleichberechtigung aller Mitglieder gerecht werden.
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