Die EU wird ihr selbstgestecktes Ziel, bis 2030 einen Anteil von 20 Prozent am globalen Mikrochipmarkt zu erreichen, aller Voraussicht nach verfehlen. Das geht aus einem schonungslosen Bericht des Europäischen Rechnungshofs hervor, der gestern veröffentlicht wurde.
Zwar habe das EU-Chipgesetz von 2022 der europäischen Mikrochipindustrie etwas Rückenwind verschafft – doch der Bericht legt schonungslos offen: unzureichende Investitionen, mangelnder Zugang zu Rohstoffen, hohe Energiekosten und geopolitische Risiken bremsen die Branche massiv aus. Statt ambitionierter Aufholjagd droht Europa im globalen Wettlauf um Zukunftstechnologien dauerhaft auf den hinteren Plätzen zu verharren.
„Realitätscheck dringend nötig“, mahnt Annemie Turtelboom vom Europäischen Rechnungshof. Ihre nüchterne Diagnose: Während die großen Chiphersteller weltweit binnen drei Jahren Investitionen von rund 405 Milliarden Euro mobilisierten, bringt es die EU-Kommission gerade einmal auf lächerliche fünf Prozent der geplanten Mittel – etwa 4,5 Milliarden Euro. Der Rest soll vage „von Mitgliedsstaaten und Industrie“ kommen. Eine koordinierte Gesamtstrategie? Fehlanzeige.
Besonders gravierend: Die EU-Kommission hat keinerlei Mandat, nationale Investitionen zu bündeln oder verbindlich zu steuern. Das Chipgesetz selbst bleibt in vielen Punkten unklar und lückenhaft, Zielvorgaben und Überwachung seien völlig unzureichend geregelt.
Fazit: Europa setzt große Worte gegen Milliardeninvestitionen der Konkurrenz – und droht genau daran zu scheitern. Ohne entschlossenen Kurswechsel und echte Investitionen bleibt die europäische Chipstrategie ein Papiertiger in einer Welt, die längst davongaloppiert.
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