Während der Evergrande-Konzern weiterhin unter erheblichem staatlichen Druck steht, hat der Handel mit Anteilscheinen der Evergrande Group sowie der Evergrande Property Services Group und der Evergrande-Gruppe für Elektrofahrzeuge eingestellt. Die Angst vor einem möglichen Kollaps des Unternehmens nimmt zu. Ein kürzlich erschienener Bericht von Bloomberg vom Mittwoch deutet darauf hin, dass Xu, der Gründer von Evergrande, sich derzeit unter Polizeiaufsicht befindet. Obwohl das nicht notwendigerweise auf eine bevorstehende Anklage hinweist, sind von Unternehmensseite, Polizei oder dem Sicherheitsministerium bisher keine Stellungnahmen abgegeben worden. Berichte legen nahe, dass Xu nicht mehr für seine Mitarbeiter erreichbar ist und möglicherweise bald von seiner Position zurücktreten muss. Jedoch sind sowohl die Details seiner Nachfolge als auch die genaue Rolle, die der Staat spielen wird, bisher unklar.
Trotz eines Schuldenberges von umgerechnet etwa 311 Milliarden Euro, wodurch Evergrande als das höchstverschuldete Unternehmen Chinas gilt, sind die Bemühungen um eine Umschuldung durch den Tausch bestehender Schulden in neue Anleihen ins Stocken geraten. Dies liegt teilweise an der Festnahme mehrerer Manager der Evergrande-Tochter Hengda, wodurch Evergrande aktuell keine neuen Schuldtitel ausgeben darf. Das Scheitern dieser Umschuldungsversuche wird von Marktbeobachtern als sehr wahrscheinlich erachtet, obwohl es unter einem Insolvenzverwalter möglicherweise zu einer Sanierung kommen könnte. Eine staatliche Intervention wird allerdings ausgeschlossen, während gleichzeitig die Möglichkeit einer Liquidation von Evergrande besteht. Sollte kein Restrukturierungsplan bis zum 30. Oktober vorgelegt werden, könnte eine Initiative einer Gruppe ausländischer Anleihegläubiger einen Liquidationsantrag vor einem Hongkonger Gericht einreichen.
Wenn eine Liquidation erfolgen sollte, ist es wahrscheinlich, dass die Gläubiger den Großteil ihres Geldes verlieren werden. Mögliche Klagen gegen das Management könnten in diesem Fall versucht werden, um zumindest einen Teil der Verluste wieder hereinzuholen. Evergrande hat in den USA bereits Gläubigerschutz beantragt. Das rasante Wachstum von Evergrande seit seiner Gründung im Jahr 1996 wurde vor allem durch den massiven kreditfinanzierten Ankauf von Immobilien angetrieben. Doch 2021 geriet das Unternehmen in Schwierigkeiten, als die chinesische Regierung eingriff und kreditfinanzierte Immobilienkäufe beschränkte, was dazu führte, dass Evergrande nicht mehr in der Lage war, mehrere Dollar-Anleihen zu bedienen.
Ein totaler Kollaps des Unternehmens könnte nicht nur bereits verkaufte, aber noch nicht fertiggestellte Wohnungen betreffen, sondern auch den sozialen Frieden im Land gefährden und einen Dominoeffekt in der angeschlagenen Immobilienbranche Chinas auslösen. Ein solcher Kollaps könnte auch Auswirkungen auf Konkurrenten wie Country Garden haben und das gesamte wirtschaftliche Gefüge Chinas destabilisieren, da die Immobilienbranche etwa ein Viertel zum jährlichen Wirtschaftswachstum des Landes beiträgt
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