Der Fall des nach El Salvador abgeschobenen US-Residenten Kilmar Abrego Garcia entwickelt sich zu einem politischen und juristischen Drama mit internationalem Ausmaß. Trotz eines Urteils des US-Supreme Court und massiver Kritik aus dem US-Kongress befindet sich der 39-jährige Vater von drei Kindern weiterhin in einem berüchtigten Hochsicherheitsgefängnis in El Salvador – unter teils fragwürdigen Vorwürfen.
Wer ist Kilmar Abrego Garcia?
Abrego Garcia kam 2011 als Jugendlicher mit seinem Bruder illegal in die USA, um der Erpressung durch die 18th Street Gang zu entkommen, die das kleine Familienrestaurant seiner Mutter in San Salvador bedroht hatte. Seitdem lebte er in Maryland, arbeitete als Metallbauer und war fest in die dortige Gemeinschaft integriert. 2019 wurde ihm von einem US-Einwanderungsrichter ein rechtlicher Schutzstatus gewährt, da ihm bei einer Abschiebung Verfolgung drohte.
Die umstrittene Abschiebung
Trotz seines Schutzstatus wurde Abrego Garcia am 15. März 2025 überraschend nach El Salvador abgeschoben – im Rahmen einer Trump-Administration-Kampagne zur „Terrorismusbekämpfung“ unter dem Alien Enemies Act von 1798. Die Regierung behauptet, Garcia sei ein Mitglied der MS-13, stützt sich dabei aber lediglich auf:
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die Aussage eines vertraulichen Informanten
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seine Kleidung (u.a. ein Chicago Bulls-Hoodie mit angeblichem Gangsymbol)
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seine Anwesenheit bei einem Vorfall mit MS-13-Mitgliedern im Jahr 2019
Beweise für konkrete Straftaten oder eine Gangmitgliedschaft liegen nicht vor.
Senator auf diplomatischer Mission
Der demokratische Senator Chris Van Hollen (Maryland) reiste diese Woche persönlich nach El Salvador, um Abrego Garcia im Gefängnis CECOT, einer umstrittenen Mega-Anstalt für mutmaßliche Terroristen und Bandenmitglieder, zu besuchen.
Doch trotz Gesprächen mit Vizepräsident Félix Ulloa wurde ihm der Zugang verweigert.
„Ich fordere nicht, dass El Salvador ihn in die USA ‚schmuggelt‘ – ich bitte lediglich darum, die Gefängnistür zu öffnen und diesen unschuldigen Mann freizulassen“, sagte Van Hollen in einer Pressekonferenz.
Kritik an Trump-Regierung wächst
Das US-Justizministerium legte mehrfach Berufung gegen Urteile ein, die die Rückführung Abrego Garcias anordnen. Der Supreme Court wies die Regierung jedoch am 10. April an, „konkrete Schritte zur Rückführung“ einzuleiten – bislang ohne Wirkung.
Bundesrichterin Paula Xinis nannte das Verhalten der Regierung eine „wissentliche Missachtung gerichtlicher Anordnungen“ und drohte mit Strafmaßnahmen wegen Missachtung des Gerichts. Sie eröffnete ein zweiwöchiges Beweisverfahren, in dem Regierungsbeamte unter Eid befragt werden sollen.
Abrego Garcia in Lebensgefahr?
Menschenrechtsgruppen, darunter die Organisation CASA, äußern große Sorge um Garcias Sicherheit.
„Jede weitere Minute in diesem Gefängnis gefährdet sein Leben“, erklärte die Juristin Ama Frimpong.
Seine Mutter Cecilia, die früher ein kleines Pupusería-Restaurant betrieb, kämpft öffentlich für seine Rückkehr:
„Ich habe meinen Geburtstag damit verbracht, vor Gericht für meinen Sohn zu kämpfen. Mein größter Wunsch ist, dass er wieder nach Hause kommt.“
Trump verschärft Ton – „Homegrowns are next“
Für Aufsehen sorgte Trump mit seiner jüngsten Aussage, künftig auch US-Bürger mit kriminellem Hintergrund nach El Salvador abschieben zu wollen. In einem Gespräch mit Präsident Nayib Bukele sagte er:
„Die Heimischen sind als Nächstes dran – du musst wohl noch fünf Gefängnisse bauen.“
Salvadorianische Oppositionspolitiker kritisieren diese Äußerung scharf. Francisco Lira (ARENA-Partei) sagte:
„Es ist eine Sache, als Alliierter zu kooperieren – aber eine andere, die Souveränität zu opfern, um fremde Gefängnisse zu füllen.“
Fazit: Ein Fall zwischen Recht, Politik und Menschenwürde
Der Fall Abrego Garcia zeigt, wie politische Rhetorik und fragwürdige Exekutivmaßnahmen tiefgreifende menschliche Schicksale verändern können. Trotz Gerichtsbeschlüssen bleibt ein Mann in Haft, der nie angeklagt wurde. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die US-Justiz ihren Anspruch auf Unabhängigkeit gegen politischen Druck durchsetzen kann – und ob ein Familienvater aus Maryland bald wieder in seine Heimat zurückkehren darf.
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