Die drastische Abschiebepolitik der Trump-Regierung sorgt für Entsetzen und Verzweiflung bei den Angehörigen der Betroffenen. Hunderte Migranten, vor allem aus Venezuela, wurden in einem umstrittenen Schritt nach El Salvador deportiert – viele von ihnen ohne Anklage oder Gerichtsverfahren. Ihre Familien suchen nun verzweifelt nach Antworten.
„Er wurde entfernt“ – Eine Schwester erfährt das Schicksal ihres Bruders
Yurliana Chacin Gómez klammerte sich an ihr Handy, als ein US-Beamter ihr bestätigte: „Er wurde entfernt.“ Ihr Bruder, Jhon Willian Chacin Gómez, ein venezolanischer Tätowierer, wurde nach El Salvador abgeschoben.
Die Nachricht traf sie wie ein Schlag – sie brach zusammen. Vier Tage lang hatte sie ihn gesucht, nachdem sie ihn in einem von der salvadorianischen Regierung veröffentlichten Video erkannt hatte.
„Er ist kein Krimineller“, rief sie verzweifelt. Doch die Trump-Regierung behauptet, er sei Mitglied der venezolanischen Gang Tren de Aragua – ohne Beweise vorzulegen.
Geheime Abschiebungen ohne Gerichtsverfahren
Der Fall Chacin Gómez ist kein Einzelfall. Anwälte und Angehörige berichten von zahlreichen Migranten, die plötzlich aus dem US-Haftsystem verschwanden – ohne Ankündigung, ohne Verfahren, ohne Möglichkeit zur Verteidigung.
Möglich machte dies ein kaum bekanntes Gesetz aus dem 18. Jahrhundert: Der Alien Enemies Act erlaubt es der Regierung, Personen, die als Bedrohung eingestuft werden, ohne Gerichtsverhandlung abzuschieben. Trump berief sich auf dieses Gesetz und erklärte die Migranten kurzerhand zu „feindlichen Ausländern“.
Experten warnen: Diese Abschiebungen untergraben grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien. „Das ist das Schockierendste, was ich in 15 Jahren als Anwältin gesehen habe“, sagte Lindsay Toczylowski vom Immigrant Defenders Law Center.
El Salvadors Mega-Gefängnis als Endstation
Die Deportierten wurden in das berüchtigte Centro de Confinamiento del Terrorismo (Cecot) überstellt, das als größtes und brutalstes Gefängnis Amerikas gilt. Präsident Nayib Bukele, der mit harter Hand gegen Gangs vorgeht, erklärte, die Migranten würden mindestens ein Jahr dort verbringen.
Das Cecot-Gefängnis ist international umstritten. Menschenrechtsorganisationen und selbst das US-Außenministerium haben wiederholt Folter, Misshandlungen und unmenschliche Bedingungen in der Haftanstalt dokumentiert.
Tattoos als Todesurteil?
Viele der Abgeschobenen scheinen nur aufgrund ihrer Tätowierungen als Bandenmitglieder eingestuft worden zu sein. Ein tragischer Fall ist Arturo Suarez Trejo, ein venezolanischer Sänger, der nach eigenen Angaben in den USA Englisch lernen und seine Musikkarriere ausbauen wollte.
Seine Familie erkannte ihn in den veröffentlichten Gefängnisbildern – anhand seiner Tattoos. „Er hat Tattoos, weil er ein Künstler ist, nicht weil er ein Krimineller ist“, erklärte sein Bruder.
Ein ähnliches Schicksal ereilte Jhon Willian Chacin Gómez. Er hatte über die offizielle CBP-One-App einen Asylantrag in den USA gestellt, wurde jedoch unter Vorwand von Bandenmitgliedschaft abgeschoben. Seine Schwester sagt, er sei mehrfach von US-Behörden überprüft worden – ohne jegliche Verbindung zu Tren de Aragua festzustellen.
Venezuela spricht von „Entführungen“
Die venezolanische Regierung verurteilte die Abschiebungen scharf und bezeichnete sie als „Entführung“ ihrer Staatsbürger. Präsident Nicolás Maduro forderte El Salvador auf, die Migranten sofort freizulassen und nach Venezuela zurückzubringen.
Auch die Familien fordern eine Rückkehr. In Caracas demonstrierten Angehörige der Deportierten und warnten vor den lebensgefährlichen Bedingungen in El Salvador.
Fazit: Eine humanitäre Katastrophe droht
Während die Trump-Regierung von einem Erfolg spricht, wächst international die Kritik. Die Abschiebungen nach El Salvador könnten für viele der Betroffenen das Ende ihres Lebens in Freiheit bedeuten – wenn nicht sogar Schlimmeres.
Für ihre Familien bleibt nur die Hoffnung auf eine späte Gerechtigkeit. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Wer einmal im Cecot-Gefängnis gelandet ist, hat kaum eine Chance, jemals wieder frei zu kommen.
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