Geht man auf die Internetseite der FELS Group GmbH, findet man oben in der Seitenleiste eine Verlinkung zum Thema „Kunstinvestments“. Natürlich interessiert uns das auch, denn hier hatten wir vor Jahren einen Rechtsstreit mit Frank Pöllmann vor dem Landgericht Ansbach, den wir gewonnen haben, danach aber lange nichts mehr von ihm gehört.
Nun haben wir uns die Webseite, auf die von der Seite der FELS Group GmbH verlinkt wird, einmal genauer angeschaut. Als wir uns den in der Überschrift genannten Anbieter genauer ansahen, tauchte der Name Pöllmann wieder auf – diesmal nicht Frank Pöllmann, sondern Severin Pöllmann. Möglicherweise handelt es sich um den Sohn von Herrn Frank Pöllmann.
Wir haben auch die Gelegenheit genutzt, den Inhalt der von der FELS Group verlinkten Webseite einmal genauer zu betrachten und dazu ein Gespräch mit Rechtsanwältin Kerstin Bontschev aus Dresden geführt. Hier ist ihre Meinung zum Inhalt der Internetseite der Fine Art Invest Group aus Anlegersicht.
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Analyse aus Anlegersicht: FollowMyMoney und Kunstinvestmentslink
FollowMyMoney bewirbt auf ihrer Plattform ein Investment in Kunst als sichere und wertsteigernde Alternative zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien oder Immobilien. Insbesondere wird hervorgehoben, dass Kunstinvestments nicht nur ästhetischen Genuss bieten, sondern auch als Schutz vor fremdem Zugriff und als Instrument der Vermögenssicherung dienen können. Die zentrale Botschaft ist, dass Kunst, insbesondere zeitgenössische Fotografie, eine attraktive Kapitalanlage darstellt, die sowohl Diversifikation als auch Wertsteigerungspotenzial bietet.
Kritische Analyse aus Anlegersicht:
Vermögensschutz durch Schweizer Lagerung: Die Verwahrung der Kunstwerke in einem Zollfreilager in der Schweiz wird als 100 % sicher beschrieben. Dies vermittelt den Eindruck einer besonders sicheren Anlageform, da das Kunstwerk außerhalb der Reichweite von Gläubigern oder staatlichem Zugriff gelagert wird. Anleger sollten sich jedoch bewusst sein, dass eine solche Verwahrung zwar Schutz vor bestimmten Risiken bietet, aber auch zusätzliche Kosten verursachen kann (Lager- und Versicherungskosten).
Werthaltigkeit und Risiko: Die Plattform wirbt mit historischen Wertsteigerungen im Kunstmarkt und weist auf den Artprice100 Index hin, der von 2000 bis 2023 um 720 % gestiegen sei. Diese Zahlen sollen das Wachstumspotenzial von Kunstinvestitionen untermauern. Wichtig ist jedoch, dass Kunst eine illiquide Anlageform ist, bei der der Markt stark schwanken kann und der Wiederverkauf eines Kunstwerks lange dauern kann. Außerdem ist die Wertentwicklung einzelner Werke stark von Trends, Künstlern und Marktbedingungen abhängig.
Diversifikation und Korrelation: Kunstinvestitionen werden als Mittel zur Diversifikation eines Portfolios angepriesen, da sie historisch nur eine geringe Korrelation zu traditionellen Märkten wie Aktien und Anleihen aufweisen. Dies stimmt insofern, als dass der Kunstmarkt oft unabhängig von Börsenschwankungen agiert. Allerdings bedeutet dies nicht automatisch eine Absicherung gegen Verluste, da auch der Kunstmarkt von Krisen und Wertverlusten betroffen sein kann.
Transparenz und Fachkompetenz: Die Fine Art Invest Group (FAIG), der Partner von FollowMyMoney, behauptet, international anerkannte Kunstwerke mit Werthaltigkeit anzubieten. Anleger sollten jedoch sicherstellen, dass die Bewertungsmethoden und die Auswahl der Kunstwerke transparent sind. Es besteht immer die Gefahr, dass Kunstwerke überbewertet werden oder ihr Wert durch externe Faktoren (Trends, Expertenmeinungen) beeinflusst wird.
Kostenstruktur und Eigentum: Es gibt keine detaillierten Angaben über die genauen Kosten eines Kunstinvestments, abgesehen von der reinen Investitionssumme. Anleger sollten die Kosten für Lagerung, Versicherung, potenzielle Wiederverkaufsprovisionen und Verwaltung genau hinterfragen. Zudem ist es wichtig zu wissen, dass der Anleger formal Eigentümer der Kunstwerke wird, jedoch bleibt unklar, wie einfach oder schwierig es ist, diese Kunstwerke zu liquidieren.
Interview mit Rechtsanwältin Bontschev über die Risiken und rechtlichen Aspekte von Kunstinvestments
Interviewer: Frau Bontschev, FollowMyMoney wirbt für Kunstinvestments als sichere Möglichkeit, Vermögen zu diversifizieren und vor fremdem Zugriff zu schützen. Wie bewerten Sie diese Aussagen aus rechtlicher Sicht?
Rechtsanwältin Bontschev: Kunstinvestments können durchaus ein interessantes Mittel zur Diversifikation sein, aber die Aussage, dass sie „sicher“ sind, sollte mit Vorsicht genossen werden. Wie bei jeder Investition gibt es Risiken, und diese sollten Anleger genau kennen. Der Wert von Kunstwerken ist oft schwer zu bestimmen und kann schwanken. Besonders bei illiquiden Märkten wie dem Kunstmarkt kann es zu Schwierigkeiten beim Verkauf kommen, wenn schnelle Liquidität benötigt wird. Außerdem hängen die Erfolgschancen eines Kunstinvestments stark von der Auswahl der Werke und der Expertise des Vermittlers ab.
Interviewer: FollowMyMoney betont, dass die Kunstwerke in einem Zollfreilager in der Schweiz sicher verwahrt werden. Was bedeutet das aus rechtlicher Sicht für die Anleger?
Rechtsanwältin Bontschev: Die Verwahrung in einem Zollfreilager in der Schweiz bietet gewisse Vorteile, wie den Schutz vor Zollgebühren und möglicherweise auch vor dem Zugriff durch Gläubiger im Insolvenzfall. Allerdings sollten Anleger sich genau darüber informieren, unter welchen Bedingungen sie Zugriff auf ihre Kunstwerke haben und welche Kosten damit verbunden sind. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen im Falle eines Eigentümerwechsels oder einer potenziellen Insolvenz der Lagergesellschaft sollten transparent sein.
Interviewer: In der Werbung wird häufig die Wertentwicklung des Artprice100 Index betont. Wie sollten Anleger solche Aussagen bewerten?
Rechtsanwältin Bontschev: Die Wertentwicklung eines Index wie des Artprice100 kann ein Hinweis auf allgemeine Markttendenzen sein, sagt aber nichts über die zukünftige Wertentwicklung eines individuellen Kunstwerks aus. Anleger sollten sich darüber im Klaren sein, dass vergangene Wertsteigerungen keine Garantie für zukünftige Gewinne bieten. Kunstwerke sind Einzelstücke, deren Wert stark von subjektiven Einschätzungen und Marktentwicklungen abhängt. Daher sind solche Vergleiche mit Vorsicht zu genießen.
Interviewer: Welche rechtlichen Risiken sollten Anleger bei einem Kunstinvestment beachten?
Rechtsanwältin Bontschev: Es gibt mehrere rechtliche Risiken. Zum einen sollten Anleger sicherstellen, dass sie wirklich Eigentümer des Kunstwerks werden und dies auch entsprechend dokumentiert wird, etwa durch ein Echtheitszertifikat und einen klaren Eigentumsnachweis. Zum anderen müssen sie sich der illiquiden Natur solcher Investments bewusst sein: Sollte der Kunstmarkt oder die Nachfrage nach einem bestimmten Werk einbrechen, könnte es schwierig sein, das Kunstwerk wieder zu verkaufen. Zudem gibt es potenzielle steuerliche Implikationen, sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf von Kunst, die im Vorfeld geklärt werden sollten.
Interviewer: Welche Möglichkeiten haben Anleger, wenn sie das Gefühl haben, dass sie durch unklare oder irreführende Informationen in eine Kunstinvestition gelockt wurden?
Rechtsanwältin Bontschev: Sollte ein Anleger den Eindruck haben, dass ihm wichtige Informationen verschwiegen oder falsche Angaben gemacht wurden, kann dies unter Umständen eine Anfechtung des Vertrags oder eine Schadensersatzforderung rechtfertigen. Es ist wichtig, dass Anleger alle Vertragsbedingungen, die Kostenstruktur und die Risiken im Vorfeld genau verstehen. Im Zweifelsfall sollten sie sich rechtlich beraten lassen, um ihre Rechte zu prüfen und mögliche Ansprüche geltend zu machen.
Interviewer: Gibt es abschließende Tipps, die Sie Anlegern geben würden, die in Kunst investieren möchten?
Rechtsanwältin Bontschev: Ja, ich rate jedem potenziellen Anleger, sich umfassend über das Thema zu informieren, bevor er eine Entscheidung trifft. Kunstinvestments sind kein klassisches Finanzinstrument und bringen spezielle Risiken mit sich. Anleger sollten nicht mehr investieren, als sie sich leisten können zu verlieren, und sicherstellen, dass sie die Liquidität, die Lagerungskosten und die steuerlichen Implikationen genau verstehen. Und vor allem: Holen Sie im Zweifelsfall immer juristischen Rat ein, bevor Sie einen Vertrag unterzeichnen.
Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für Ihre aufschlussreichen Antworten.
Rechtsanwältin Bontschev: Gern geschehen!
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