Sozialverbände und Hilfsorganisationen haben erneut verstärkte Unterstützung für Angehörige von Pflegebedürftigen gefordert. Anlässlich des morgigen Europäischen Tags der pflegenden Angehörigen appellieren sie an die Politik, die Belastungen von Familienmitgliedern, die in die Pflege eingebunden sind, stärker zu berücksichtigen und konkrete Hilfen bereitzustellen.
VdK-Präsidentin Verena Bentele forderte in diesem Zusammenhang eine Lohnersatzleistung für pflegende Ehepartner, Kinder und Eltern. Diese Menschen übernehmen oft rund um die Uhr die Verantwortung für die Pflege und müssen sich zusätzlich um den Haushalt, medizinische Termine und bürokratische Herausforderungen kümmern. „Viele Angehörige sind gezwungen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren oder den Job ganz aufzugeben“, erklärte Bentele. „Nächstenliebe alleine zahlt jedoch keine Miete und füllt auch nicht den Kühlschrank.“ Sie wies darauf hin, dass der größte Teil der Pflege in Deutschland zu Hause geleistet werde – häufig unter schwierigen finanziellen und emotionalen Bedingungen.
Bentele betonte, dass die aktuelle Unterstützung für pflegende Angehörige bei weitem nicht ausreiche, um die enorme Doppelbelastung von Pflege und Beruf zu bewältigen. Ein angemessenes finanzielles Polster in Form einer Lohnersatzleistung sei daher unverzichtbar, um diesen Menschen nicht nur Wertschätzung, sondern auch konkrete Entlastung zu bieten.
Auch Brigitte Sonnenholzner, Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt, schloss sich dieser Forderung an. Sie betonte, dass die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf dringend verbessert werden müsse. „Pflegende Angehörige sind oft diejenigen, die zwischen dem eigenen Beruf und der Pflege von Familienmitgliedern zerrieben werden,“ sagte Sonnenholzner. „Es darf nicht länger so sein, dass Menschen sich zwischen ihrer beruflichen Existenz und der Pflege eines geliebten Menschen entscheiden müssen.“ Eine Lohnersatzleistung wäre ein wichtiger Schritt, um diese Doppelbelastung abzufedern und den Angehörigen mehr Handlungsspielraum zu geben.
Mit dem Europäischen Tag der pflegenden Angehörigen soll auf die oft unsichtbare Arbeit dieser Menschen aufmerksam gemacht werden. Millionen von Menschen in Europa pflegen ihre Eltern, Partner oder Kinder, oft unter großem persönlichen Verzicht. Doch obwohl sie eine zentrale Säule des Pflegesystems darstellen, stehen sie häufig im Schatten der öffentlichen Wahrnehmung.
Bentele und Sonnenholzner forderten die Politik auf, nicht nur symbolische Anerkennung zu zeigen, sondern konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um pflegende Angehörige finanziell und strukturell zu unterstützen. Dazu gehören nicht nur Lohnersatzleistungen, sondern auch der Ausbau von Kurzzeitpflegeplätzen, flexible Arbeitszeitmodelle und eine bessere Beratung und Unterstützung für Familien, die plötzlich mit der Pflege eines Angehörigen konfrontiert sind.
Es ist höchste Zeit, dass pflegende Angehörige die Unterstützung erhalten, die sie brauchen – sowohl finanziell als auch gesellschaftlich. Denn ohne ihre unbezahlbare Arbeit würde das Pflegesystem zusammenbrechen.
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