Am 31. Januar 2020 verließ das Vereinigte Königreich die Europäische Union, was eine der umstrittensten politischen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte war. BBC Verify hat fünf wesentliche Auswirkungen des Brexit analysiert:
1) Handel
- Der Austritt aus dem EU-Binnenmarkt und der Zollunion am 1. Januar 2021 führte zu einem Rückgang des Warenhandels.
- Zusätzliche Bürokratie und neue Vorschriften belasten insbesondere kleine Unternehmen.
- Während der Dienstleistungshandel (z. B. Werbung, Unternehmensberatung) sich besser entwickelte als erwartet, wird langfristig ein Rückgang des gesamten Handelsvolumens um 15 % und ein Wirtschaftswachstumsverlust von etwa 4 % prognostiziert.
- Neue Handelsabkommen (z. B. mit Australien und Neuseeland) können den Verlust des EU-Marktes nicht ausgleichen.
2) Einwanderung
- Die Freizügigkeit zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU endete, wodurch die Nettozuwanderung aus der EU stark zurückging.
- Gleichzeitig stieg die Nettozuwanderung aus Nicht-EU-Ländern, insbesondere durch Arbeitsvisa für das Gesundheitswesen und internationale Studierende.
- Die britische Regierung hat die Einwanderungspolitik nach dem Brexit mehrfach angepasst, u. a. durch Beschränkungen für Familiennachzüge von ausländischen Arbeitskräften und Studierenden.
3) Reisen
- Britische Reisende müssen bei EU-Grenzkontrollen separate Schlangen nutzen und dürfen sich nur noch 90 Tage innerhalb von 180 Tagen visumfrei in der EU aufhalten.
- Ab 2025 plant die EU ein neues elektronisches Ein- und Ausreisesystem (EES) sowie eine kostenpflichtige Reisegenehmigung (ETIAS).
- Großbritannien führt ab April 2025 ein ähnliches System (ETA) für EU-Bürger ein.
4) Gesetze
- Der Brexit ermöglichte es dem Vereinigten Königreich, eigene Gesetze zu erlassen.
- Tausende EU-Vorschriften wurden jedoch vorerst in britisches Recht übernommen.
- Einige Gesetze wurden bereits geändert, z. B. das Verbot des Lebendtierexports und Änderungen bei der Gentechnik.
- Steuerliche Freiheiten führten u. a. zur Einführung einer Mehrwertsteuer auf Privatschulen und zur Abschaffung der Tamponsteuer.
5) Finanzen
- Das Vereinigte Königreich spart netto etwa 9 Mrd. Pfund pro Jahr, da es nicht mehr in den EU-Haushalt einzahlt.
- Staatliche Subventionen für Landwirtschaft und Strukturförderung wurden ersetzt, allerdings bleibt die finanzielle Verpflichtung aus dem Austrittsabkommen bestehen.
- Großbritannien ist 2023 wieder dem EU-Forschungsprogramm „Horizon“ beigetreten und zahlt dafür jährlich rund 2 Mrd. Pfund.
Fazit
Die langfristigen wirtschaftlichen und politischen Folgen des Brexit bleiben umstritten. Während einige negative Auswirkungen bereits sichtbar sind, wird die Debatte über potenzielle Vorteile und Nachteile weiterhin andauern.
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