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Gebühren der Fonds müssen von Banken gesenkt werden!

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Banken verschleiern manche Kosten für Fonds. Damit ist jetzt Schluss.

Das Wort Regulierung klingt nicht sexy. Es versprüht den Charme von bürokratischen, komplizierten Regeln, die Verbrauchern selten Vorteile bringen und eher schaden als nützen. An den Finanzmärkten ist das nicht anders. Im Januar 2018 werden Vorschriften in Kraft treten, Anlegern echten Mehrwert bieten. Diesen können sie in Euro und Cent ausrechnen. Eine EU-Richtlinie, die alle Experten nur Mifid II nennen (Markets in Financial Instruments Directive), ist die Zukunft. Die Richtlinie will den Wettbewerb stärken und den Anlegerschutz verbessern.

Profitieren könnten die Besitzer von Fonds. Es ist zu hoffen, dass die Reduzierung der Gesamtkosten für die Anleger Ersparnisse bringen wird (vgl. Reinke, Hans Joachim; Union Investment). Diese Fondsgesellschaft ist der „Fonds-Arm“ der Sparkassen. Grund für diese Kostensenkung soll eine harmlos erscheinende Neuerung in den Mifid-Regeln sein, die aber große Folgen haben wird. Fonds müssen in Zukunft für ihre Research bezahlen. Börsenstudien und Aktienanalysen, die sie von Banken bekommen, können Anlegern nicht weiterbelastet werden. Das Material soll kostenlos von den Banken, die für die Fonds die Aktien oder Anleihen an der Börse kaufen und verkaufen, zur Verfügung gestellt werden.

Das ist der übliche Weg. Das Research ist eine wichtige Dreingabe, sofern die Fonds darauf angewiesen sind und so erfahren, welche Chancen und Risiken einzelne Aktien oder Anleihen haben. Sie können dadurch besser entscheiden, welche Wertpapiere sie kaufen sollten und welche nicht. Das ist ihre Hauptaufgabe: Durch die richtige Auswahl von erwartet aussichtsreichen Papieren soll eine höhere Wertentwicklung erzielt werden als es der Marktdurchschnitt ermöglicht. Das ist aktives Fondsmanagement und der Unterschied zu den geförderten Indexfonds (ETF), die einen Index wie den Dax „nachbauen“ und nicht durchdenken, welche Aktien gute oder schlechte Perspektiven haben. Diese werden passive Fonds genannt.

Je kleiner die Aktiengesellschaft und je weiter entfernt die Börsen sind, desto eher benötigen die aktiven Fondsmanager Expertise in Form von extern erstelltem Research. Von den Fonds beschäftigte Analysten können das nicht leisten. Fremdes Research bekommen Fonds nicht kostenlos, wenn es von den Banken geliefert wird. Dafür ist es zu teuer, da hochentlohnte Analysten bezahlt werden müssen. Diese Kosten werden in den Gebühren versteckt, die den Fonds von den Banken für den Wertpapierhandel berechnet werden. Mifid II soll Transparenz bringen: Kosten für Research und Handel sollen getrennt erfasst werden.

Diese Änderung im Verfahren des Fondsmanagements hat eine Revolution ausgelöst. Jede Research muss erstmals extra bezahlt werden. Fonds müssen abwägen, welche Studien ihnen nutzen und auf welche sie verzichten können. Zur Kostenersparnis will Union Investment die etwa 200 Partner um die Hälfte zusammenstreichen. Andere Fonds verhalten sich ähnlich. Researchhäusern, mit denen die Fonds danach noch zusammenarbeiten wollen werden aufgefordert Preisnachlässe zu gewähren. Der Kostendruck in der Fondsindustrie ist hoch. Das hat der Aufschwung preisgünstiger ETFs bewirkt.

Bezahlt wird ab dem kommenden Januar für einzelne Studien, für den Zugang zum Researchmaterial, für das Gespräch mit Analysten und für Unternehmensbesuche, die Analysen erleichtern. Die Preise reichen je Bank von rund 10.000 Euro im Jahr für das Basispaket bis zu mehreren hunderttausend Euro bei individueller Betreuung der Fonds. Damit sind insgesamt Researchkosten von 10 bis 20 Millionen Euro im Jahr realistisch.

Diese Kosten werden ab 2018 von den Fondsgesellschaften unterschiedlich ausgewiesen. Einige Anbieter aus dem Ausland wollen diese den jeweiligen Fonds zuordnen und damit den Anlegern in Rechnung stellen. Das entspricht den Wünschen der EU-Kommission zur Transparenzidee. Andere deutsche Marktführer wollen die Researchkosten selbst tragen, geben diese aber mit den jährlichen Fondsgebühren indirekt an die Anleger weiter, was weniger transparent ist. Der Anleger kann im Jahresbericht nachlesen, welchen Weg seine Fondsgesellschaft gewählt und was sie für Research ausgegeben hat.

Weniger Research zu günstigeren Preisen könnte zur Folge haben, dass die Gesamtkosten mit den Handelskosten der Fonds sinken. Die Anleger hoffen, dass die Fonds dann für Research bezahlen. Die Mehrkosten werden bei Aktienfonds auf etwa 0,2 Prozent der investierten Summe, bis zu 0,15 Prozent bei Mischfonds und 0,1 Prozent bei Anleihefonds kalkuliert. Die Fondsgesellschaften verhandeln über die Konditionen. Eine Entlastung von 0,1 Prozentpunkten kann bei hohen Anlagebeträgen und Sparleistungen über Jahrzehnte rentabel sein. Bei einer Anlage von 50.000 Euro wäre die Gebührenersparnis nach 20 Jahren etwa 1.000 Euro. Der Preisnachteil gegenüber den ETFs vermindert sich wenig. Diese kosten bei gleichzeitigem Kostendruck noch 0,1 bis 0,8 Prozent im Jahr.

Geringere Fondskosten sind ein Effekt von Mifid II, dem ein verschärfter Wettbewerb sowohl unter den Analysten, als auch unter den Banken für die Wertpapieraufträge an der Börse gegenübersteht. Die Qualität der Studien wird zunehmen, da Fondsgesellschaften für mindere Leistungen nicht bezahlen wollen. Das ist die Chance für kleinere Researchhäuser, die mit guter Qualität arbeiten, aber bisher kein Geschäft mit Fondsgesellschaften machen konnten, weil sie den Wertpapierhandel für die Fonds nicht einbezogen haben. Ebenso erwarten kleine Handelshäuser neue Geschäfte, da sie mit wenig hochwertigem Research nicht zu den Fonds durchdrangen.

Mittelmäßige Analysten dürften es künftig schwer haben, was auf einen Verlust von 20 Prozent der Analystenstellen bei kleineren Häusern in den nächsten Jahren hinweisen dürfte. Die Auswahl der passenden Studien bei guten Prognosen künftiger Gewinne und der Kursentwicklung dürften in der Zukunft bestimmend sein. Qualitative Einschätzungen, wie zur Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells oder des Marktumfelds werden die Zukunft bei wenigen guten Analysten bestimmen.

Mifid II könnte eine unangenehme Kehrseite haben. Analysten konnten bisher Kommentare zu kleinen, unbekannten, aber vielleicht aussichtsreichen Unternehmen schreiben. Künftig werden sie sich überlegen müssen, ob ein Fonds dafür bezahlt. Das Risiko, dass kleinere Unternehmen seltener analysiert werden, steht im Raum (vgl. Bielmeier, Stefan – DVFA). Solche Unternehmen riskieren, dass weniger Fonds in sie investieren. Die Handelbarkeit der Aktien könnte leiden. Trotz fehlender Nachfrage auf Seiten der Fonds könnten Unternehmen von Banken analysiert werden, weil sich diesen im Investmentbanking die Chance eröffnet, für Kapitalerhöhungen Unternehmen als neue Kunden zu gewinnen. Research ist Türöffner für andere Geschäfte.

Fonds könnten in eine Falle tappen. Da Research einen eigenen Kostenblock darstellt, könnten sie beim nächsten Kursabschwung geneigt sein, weniger Studien zu bestellen, um Kosten zu sparen. Das ließe negative Folgen für die Aktienauswahl erwarten. Im Kursabschwung kommt es auf gute Analysen an – wenn sich die nächste Krise ankündigt.

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