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Gedanken zur Zukunft der Psychologieausbildung von Salvatore Giacomuzzi

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blende12 (CC0), Pixabay
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Unsere Welt wird komplexer. Dies ist eigentlich eine Binsenweisheit, jedoch wird gerade dieser Umstand umso deutlicher, je mehr wir uns einer grundlagenbasierten Forschung im Bereich der Psychologie nähern.

An vielen Universitäten galt bis in die 1990er Jahre die Psychologie teilweise als Orchideenstudium. So gab es viele „Karteileichen“, die zwar an der Universität inskribiert waren, jedoch das Studium nicht aktiv betrieben. Grundlagenbasierte Forschung war schon zu diesem Zeitpunkt sehr schwer, da die Dozenten mit der Fülle an Studenten überfordert waren. Nicht selten betreute der Ordinarius bis zu 160 Diplomarbeiten und entsprechend viele Dissertationen.

In den darauffolgenden Jahren wurde das neue Universitätsgesetz eingeführt, welches sich für die heimische Forschung als sehr ungünstig erwies. So war es beinahe unmöglich geworden begabte Menschen an der Universität zu halten und man war teilweise auf Bildungsnomaden angewiesen, welche aufgrund ihrer zeitlich befristeten Verträge ständig schon auf eine nächste, mögliche Stelle schielten.

Zudem wurde die Lehrverpflichtung für die Dozenten deutlich erhöht, sodass gänzlich beinahe keine Zeit mehr für die Forschung zur Verfügung stand. Gleichzeitig wurden die Anträge für Forschungstöpfe derart kompliziert gemacht, sodass nur mehr wenige Projekte überhaupt ins Leben gerufen werden konnten. In der Folge wurden auch die Aufnahmezahlen der Studenten stark begrenzt und entsprechende Eingangstest verordnet.

Gerade in der Psychologie sollte man aber wissen, dass ein Test dieser Art, auf dem man ohnehin die Fragen vorbereitet, wohl wenig Sinn macht und schon gar kein Kriterium für die Auslese guter Studenten darstellt. In diesem Chaos sahen private Universitäten ihre Chance. Diese nahmen und nehmen gut zahlende Studenten auf und bilden diese bis zum Bachelor- oder Masterniveau aus. Der Ausverkauf der Psychologie wurde beschleunigt.

Effektive Forschung in der Psychologie findet nicht mehr statt. Und diese Umstände weiter zu verschärfen, werden Forschungsschwerpunkte inzwischen teilweise von Vektorraten vorgeschrieben. Dies mag zwar aus Sicht der Universität teilweise sinnvoll erscheinen, fördert aber nicht die Qualität der Forschung. Weiterhin werden die Studenten nur unzureichend auf das Berufsleben vorbereitet.

Seitens der Universität wird ihnen nicht vermittelt wo sie denn überhaupt Arbeit finden können. Auch wenn das Studium beendet ist, warten auf sehr viele Studenten, welche in den klinischen oder therapeutischen Bereich gehen wollen, jahrelange Ausbildungscurricula, die sehr viel Geld kosten. Die Amortisation dieser Ausbildungen dauert, falls überhaupt, Jahrzehnte.

Unsere Welt ist komplexer geworden. Besonders für diejenigen, welche nach den 1990er Jahren Psychologie zu studieren begonnen haben.

Salvatore Giacomuzzi Wien

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