Tausende Menschen aus aller Welt haben sich in Polen versammelt, um im Rahmen des traditionellen „Marsch der Lebenden“ der Opfer des Holocaust zu gedenken. Der stille Zug führte gestern über drei Kilometer hinweg von Auschwitz nach Birkenau – durch das berüchtigte Tor mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“ – an einen Ort, an dem einst systematisch das Menschsein ausgelöscht wurde.
Rund 80 Überlebende der Schoah nahmen an dem Gedenken teil – lebendige Zeugnisse einer Zeit, in der Millionen ermordet wurden, nur weil sie Juden waren. Unter den Teilnehmenden befanden sich auch kürzlich aus dem Gazastreifen freigelassene israelische Geiseln sowie Angehörige von Entführten und Terroropfern. Ihre Anwesenheit machte deutlich, dass die Geschichte des jüdischen Volkes nicht nur Vergangenheit, sondern auch schmerzliche Gegenwart ist.
Eröffnet wurde der Marsch mit dem Klang eines Schofarhorns – ein uraltes Zeichen des Alarms, der Mahnung und der Hoffnung.
Israels Präsident Jizchak Herzog und Polens Präsident Andrzej Duda begleiteten die Veranstaltung. Herzog sprach von einem „Triumph des Lichts“ angesichts derjenigen, die trotz persönlicher Verluste und unermesslicher Trauer gekommen seien, um ein Zeichen für Leben und Erinnerung zu setzen. Er erinnerte daran, dass auch heute noch 59 Menschen aus Israel von Terroristen in Gaza festgehalten werden – ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, wie er sagte – und forderte weltweite Solidarität.
Der Name Auschwitz steht wie kaum ein anderer für das, was Menschen einander antun können, wenn Hass und Entmenschlichung über Mitgefühl und Vernunft siegen. Über eine Million Menschen wurden hier ermordet – allein, weil sie Juden waren. In ganz Europa fielen der Schoah sechs Millionen jüdische Menschen zum Opfer.
Der Marsch der Lebenden bleibt ein mahnendes Symbol: gegen das Vergessen – und für die unerschütterliche Würde des Menschen.
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