Man könnte meinen, ein Jahr nach dem Skandal um das geheime Rechtsextremisten-Treffen in Potsdam hätte die AfD aus dem Desaster gelernt. Aber nein, sie legt lieber noch eine Schippe drauf. Laut den neuesten Recherchen des Onlinemagazins Correctiv trafen sich vor wenigen Wochen zwei AfD-Politiker – ganz diskret, versteht sich – mit Neonazis in der Schweiz. Und zwar nicht mit irgendwelchen Neonazis, sondern mit Mitgliedern der in Deutschland verbotenen Gruppe „Blood and Honour“. Wenn schon, denn schon, oder?
Worum es bei diesem Treffen ging? Um den „Austausch radikaler Ideen“. Klingt fast, als hätten sie ein Brainstorming veranstaltet, bei dem es um die Frage ging, wie man die Gesellschaft noch effektiver in den Abgrund stürzen kann. Man stelle sich das mal vor: Ein Stuhlkreis mit Flipchart und Kaffee, während jemand „entbürgern, deportieren, provozieren“ als Leitmotive an die Tafel schreibt.
„Entbürgerung für alle!“ – Ein innovativer Vorschlag von Lena Kortré
Besonders ambitioniert zeigte sich bei diesem Treffen die brandenburgische AfD-Landtagsabgeordnete Lena Kortré. Ihr genialer Vorschlag: eingebürgerten Deutschen die Staatsbürgerschaft entziehen, wenn sie sich nicht ans Gesetz halten. Natürlich nur „eingebürgerten“, denn warum sollte man Deutsche mit braunem Stammbaum belästigen? Gesetze brechen gehört schließlich nur dann bestraft, wenn man ausländische Wurzeln hat.
Dieser brillante Plan könnte theoretisch zu absurden Situationen führen: Deutsche, die wegen Steuerhinterziehung oder Schwarzfahren plötzlich in Staaten zurückgeschickt werden, in denen sie noch nie waren. Aber hey, wer braucht schon Logik, wenn man Hetze haben kann?
Roger Beckamp: „Karriere-Coaching“ für Neonazis
Nicht weniger kreativ war der Beitrag des Bundestagsabgeordneten Roger Beckamp. Laut Correctiv nutzte er das Treffen, um bei den Neonazis regelrecht um Bewerbungen für Jobs in AfD-Abgeordnetenbüros zu werben. Ja, Sie haben richtig gelesen. Es war offenbar weniger ein politisches Treffen und mehr eine Art Jobmesse mit extrem rechten Karriereperspektiven: „Ihr habt Erfahrung im Durchführen von Demos und Verteilen fragwürdiger Flyer? Perfekt! Bei uns werdet ihr gebraucht!“
Man fragt sich wirklich, welche Aufgaben in diesen Büros wohl so anstehen: PowerPoint-Präsentationen für die nächste Brandrede? Excel-Tabellen zur effektiven Verbreitung von Verschwörungstheorien? Oder vielleicht einfach ein Praktikum in „subtiler Radikalisierung für Anfänger“?
Das ganz große Bild: Strategietreffen oder einfach nur dumm?
Die Frage, die sich bei diesen Enthüllungen unweigerlich stellt: Denken diese Leute wirklich, dass niemand von solchen Treffen erfährt? Ein verbotenes Netzwerk wie „Blood and Honour“ in die Schweiz zu bestellen, um sich in einer wohl recht gemütlichen Alpenkulisse radikale Pläne auszudenken, ist nicht gerade der Gipfel der Geheimhaltung. Vielleicht dachten sie, das Schweizer Bergpanorama lenkt von ihrem Wahnsinn ab.
Was bleibt: Ein weiterer Tiefpunkt
Es bleibt festzuhalten: Diese Enthüllung ist weniger überraschend, sondern eher so etwas wie die „logische Weiterentwicklung“ des bisherigen Verhaltens der AfD. Und während viele den Kopf schütteln, bleibt die Partei in ihrer ganz eigenen Welt, in der sie sich offensichtlich für die Helden eines rechtsextremen Actionfilms hält.
Die deutsche Demokratie mag robust sein, aber solche Skandale zeigen immer wieder, dass man nie genug auf der Hut sein kann. Bleibt nur zu hoffen, dass die Wählerinnen und Wähler irgendwann erkennen, dass sich hinter den großen Reden der AfD nicht viel mehr verbirgt als ein Sammelbecken für Leute mit merkwürdigen Ideen – und einem sehr zweifelhaften Freundeskreis.
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