Mit dem Thema Risiko machen Anleger:innen nicht immer gute Erfahrungen. Wer etwa Geld in einzelne Aktien von Wirecard, der Telekom oder zu Zeiten des Neuen Marktes angelegt hatte, wird die Börsen meist für ein Spielcasino mit vielen Risiken halten. Risiko ist aber nicht nur schlecht, denn damit sind auch immer Chancen verbunden. Entscheidend ist es, schlechte Risiken zu meiden und stattdessen die guten Risiken zu tragen.
Schlechte Risiken sind solche, die bei einzelnen Wertpapieren auftreten, denn dabei können Sie alles verlieren. Beispiele gibt es zuhauf: Die Wirecard AG war einst im Aktienindex DAX enthalten. Davor gab es auch mal eine KarstadtQuelle AG oder eine Praktiker AG. Dass sogar Weltkonzerne keine sichere Bank sind, zeigen Enron, Worldcom, Lehman Brothers oder General Motors. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch sogenannte Kursraketen, bei denen über viele Jahre hinweg hohe zweistellige Renditen erzielbar waren. Das Problem ist hierbei aber: Die Kursraketen sind selten und niemand kann sie zuverlässig prognostizieren. Die nächste Google-, Tesla- oder Apple-Aktie zu finden ist reine Glückssache.
Gute Risiken dagegen sind solche, die nur die Entwicklung des gesamten Aktienmarktes betreffen, gemessen an einem Aktienindex.
Dazu ein Beispiel: Als die „Volksaktie“ Telekom an die Börse ging, stand der DAX noch bei unter 3.000 Punkten, heute notiert er rund fünfmal so hoch. Manche Anleger:innen hätten heute wohl ein anderes Verhältnis zum Aktienmarkt, wenn sie damals gut beraten worden wären.
Viele der damaligen Bankberater feuerten den Hype an, schließlich verdienten die Banken an dem Börsengang glänzend. Besser beraten gewesen wären die Anleger:innen, wenn sie damals statt eine Aktie zu kaufen einfach einen Anteil am gesamten Aktienmarkt gekauft hätten. Wie das geht? Mit breit streuenden weltweiten Aktienfonds, am besten mit preiswerten ETFs, also Indexfonds. In diesem Artikel finden sowie im Podcast „Geldanlage in ETFs“ erfahren Sie mehr dazu.
Bevor Sie aber am Aktienmarkt Geld anlegen, gibt es eine zentrale Frage, die nur Sie alleine beantworten können: Wollen Sie für mehr Chancen auch mehr Risiko tragen und wenn ja, wo liegt Ihre Schmerzgrenze? Auf wie viel Euro (oder Prozent der Anlagesumme) könnten Sie im schlimmsten Fall verzichten? Viele Anleger:innen tun sich schwer, hierauf zu antworten. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür. Blicken Sie dabei nicht nur auf die Risiken, wägen Sie auch die Chancen ab. Ihr Bauchgefühl ist dabei wichtig, denn wenn Sie sich nicht wohl fühlen, sobald es an den Aktienmärkten mal wieder kracht – und das tut es andauernd – sollten Sie die Finger davon lassen oder den Aktienanteil begrenzen.
Wie kann ein Mischungsverhältnis konkret aussehen?
Anlagebetrag: 100,- Euro monatlich (Summe 24.000,- Euro)
Aktienquote | Normales Aktienumfeld | Sehr negatives Aktienumfeld |
---|---|---|
20% Aktien | 28.900,- € | 23.700,- € |
50% Aktien | 32.800,- € | 19.300,- € |
80% Aktien | 37.300,- € | 15.000,- € |
Die Beispiele zeigen, dass sich das Risiko durchaus auch lohnen kann. Bei den Berechnungen wurde ein Zinssatz für sichere Anlagen von 1 Prozent angenommen und für ein normales Aktienumfeld eine Rendite von 5 Prozent. Das sehr negative Aktienumfeld setzt eine Halbierung der Aktienwerte voraus, was historisch bei weltweiter Streuung auch in etwa das maximale Verlustrisiko war, wenngleich es auf Sicht von 20 Jahren noch nie in dieser Höhe eingetreten ist.
Ein sehr positives Aktienumfeld mit einer Vervielfachung der Geldanlage haben wir hier bewusst außen vor gelassen, obwohl es ebenso (un)wahrscheinlich ist wie ein sehr negatives. Wenn es besser kommt als erwartet, können Sie sich darüber freuen, unbedingt zu vermeiden sind aber böse Überraschungen.
Unser Rendite-Rechner kann Ihnen zudem eine Hilfestellung geben, wenn Sie sich über Risiken und Renditen bei der Anlage in Aktien informieren wollen. Sie können damit ausprobieren, wie sich Ihre Entscheidung für das Verhältnis von (sicherem) Festgeld und (riskanten) Aktien auf die Rendite Ihrer Geldanlage auswirkt.
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