Die Gespräche zwischen Russland und China über den Bau der geplanten Gaspipeline Power of Siberia-2 sind laut einem Bericht der „Financial Times“ (FT) ins Stocken geraten. Wie mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber der Zeitung erklärten, seien unterschiedliche Vorstellungen bei Preisen und Liefermengen der Grund für die Verzögerungen.
Den Informationen zufolge ist China nur bereit, etwa die stark subventionierten Inlandspreise Russlands für das Gas zu zahlen. Zudem wolle das Land nur einen kleinen Teil der geplanten Jahreskapazität der Pipeline von 50 Milliarden Kubikmetern Gas abnehmen. Diese Forderungen stehen im Kontrast zu den Erwartungen Russlands, das auf höhere Preise und eine größere Abnahmemenge gehofft hatte.
Erst Mitte Mai hatten beide Länder ihr Interesse am Bau der Power of Siberia-2-Pipeline bekräftigt. Die geplante Pipeline soll russisches Gas über eine Strecke von 2600 Kilometern von der Jamal-Region im Norden Russlands über die Mongolei nach China transportieren. Russland verhandelt bereits seit Jahren über dieses Projekt, um seine Gasexporte nach Asien auszuweiten und seine Abhängigkeit von europäischen Abnehmern zu verringern.
Trotz der Differenzen zeigte sich die russische Seite in den vergangenen Wochen demonstrativ optimistisch. Der stellvertretende russische Regierungschef Alexander Nowak erklärte laut der Agentur Interfax, dass beide Länder davon ausgehen, „in naher Zukunft“ einen Vertrag über die Gaspipeline zu unterzeichnen. Diese Aussage deutet darauf hin, dass Russland an einer schnellen Einigung interessiert ist.
Die Verhandlungen über die Power of Siberia-2-Pipeline finden vor dem Hintergrund der sich vertiefenden strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China statt. Der russische Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping haben sich eine „neue Ära“ in den bilateralen Beziehungen versprochen. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine und den daraus resultierenden westlichen Sanktionen wendet sich Putin zunehmend an China, um seine Kriegswirtschaft zu unterstützen.
Experten sehen in den stockenden Verhandlungen ein Zeichen dafür, dass China trotz der engen Partnerschaft mit Russland nicht bereit ist, jeden Preis für russisches Gas zu zahlen. Peking scheint darauf bedacht zu sein, seine eigenen wirtschaftlichen Interessen zu wahren und keine Zugeständnisse zu machen, die als einseitig empfunden werden könnten.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Gespräche über die Power of Siberia-2-Pipeline in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln werden. Beide Seiten haben ein Interesse daran, das Projekt voranzutreiben, müssen jedoch einen Kompromiss finden, der ihre jeweiligen Vorstellungen von Preisen und Liefermengen berücksichtigt. Eine Einigung könnte die Energiebeziehungen zwischen Russland und China weiter vertiefen und Moskaus Position auf dem asiatischen Markt stärken.
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