In vielen Werbespots der Lebensmittelindustrie wird die Herstellung von Produkten als liebevolle Handarbeit dargestellt, doch zwischen Werbewelt und Wirklichkeit klafft eine große Lücke. Zu diesem Ergebnis sind wir gekommen, nach dem wir uns einige Fernsehspots genauer angeschaut haben.
Wer Werbefilme sucht, die sich die Handwerkskunst zum Vorbild nehmen, muss nicht lange Ausschau halten. Wir haben die Darstellungen in den drei oben genannten und fünf weiteren Spots mit einem Augenzwinkern eins zu eins in Zahlen übersetzt.
Große Lücke zwischen Werbewelt und Wirklichkeit
Der Bauer rührt direkt auf der Weide den Frischkäse zusammen. Eine Bäckerin drückt jede einzelne Schokowaffel zurecht und Pizzen werden Stück für Stück in den Ofen geschoben. Handarbeit kommt dem Bedürfnis vieler Verbraucher nach Einmaligkeit, Frische und Reinheit entgegen. Und genau diese Empfindungen will die Lebensmittelindustrie ansprechen, macht ihren Kunden damit aber ein X für ein U vor, denn handwerkliche Tätigkeiten haben mit der industriellen Lebensmittelproduktion des 21. Jahrhunderts nichts mehr gemein.
130 Hanutas pro Tag
Würde Ferrero seine „Hanutas“, wie im aktuellen Fernsehspot „Für Dich gebacken“ zu sehen, tatsächlich von Hand produzieren lassen, so könnte eine Person pro Tag gerade einmal rund 130 Exemplare der Haselnussschnitte herstellen.
So werden Hanutas im aktuellen Fernsehspot gebacken:
Ähnlich realitätsfern sind etwa die Spots für den „Almette Frischkäse“ von Hochland oder die Pizza „Die Ofenfrische“ aus dem Hause Dr. Oetker.
Auch wenn die meisten Verbraucher, Werbung ohnehin keinen Glauben mehr schenken, so wirkt sie doch im Unterbewusstsein! Wir wünschen uns nicht nur bei der Gestaltung der Produktverpackungen, sondern auch in Fernsehspots mehr Transparenz und Wahrheit.
Massenproduktion verdrängt Handwerkskunst
Bei den millionenschweren Werbekampagnen der Lebensmittelindustrie können Handwerksbetriebe nicht mithalten. Sie habend das Nachsehen und werden mehr und mehr aus unserem Alltag verdrängt. Dabei sorgen etwa handwerklich arbeitende Konditoren, Köche oder Käseproduzenten dafür, Geschmacksvielfalt und regionale Spezialitäten zu erhalten.
Josef Katzer, Präsident der Handwerkskammer Hamburg, meint dazu: „Es ist in höchstem Maße unfair, eine Industrie-Produktion mit Leistungen des Handwerks zu bewerben. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Verbraucherinnen und Verbraucher getäuscht werden sollen. Man könnte das als Etikettenschwindel bezeichnen. Individuelle Meisterleistungen können nur Handwerkerinnen und Handwerker bieten, keine Maschinen.
Quelle:VBZ Hamburg
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