Der Streik von 33.000 Boeing-Mitarbeitern wird fortgesetzt, nachdem die Gewerkschaftsmitglieder ein Angebot des Unternehmens am Mittwoch abgelehnt haben. Bei der Abstimmung votierten 64 % der Mitglieder der International Association of Machinists gegen den Vorschlag, was trotz Verbesserungen gegenüber einem früheren Angebot nicht ausreichte, um den Streik zu beenden. Die Verhandlungen werden nun fortgesetzt, um bessere Bedingungen zu erreichen.
Inhalt des abgelehnten Angebots
Das Angebot von Boeing sah eine Lohnerhöhung von insgesamt 35 % über vier Jahre vor, einschließlich einer sofortigen Gehaltserhöhung von 12 %. Zudem sollten die Mitarbeiter eine Einstiegsprämie von 7.000 US-Dollar erhalten, höhere Beiträge zu ihren Rentenkonten sowie eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit, da der nächste kommerzielle Jet in einem gewerkschaftlich organisierten Werk gebaut werden sollte.
Die Gewerkschaftsführung hatte sich zwar nicht ausdrücklich für das Angebot ausgesprochen, es aber als „überlegenswert“ eingestuft. Das ursprüngliche Abkommen, das den Streik am 13. September auslöste, war fast einstimmig abgelehnt worden.
Verlust der Betriebsrente bleibt strittig
Ein wesentlicher Streitpunkt bleibt der Verlust der traditionellen Betriebsrente, die 2014 nach Drohungen des Unternehmens, Flugzeuge in nicht-gewerkschaftlichen Werken zu bauen, abgeschafft wurde. Obwohl der abgelehnte Vertrag viele Verhandlungsziele der Gewerkschaft erfüllte, stellte er die alte Rentenregelung nicht wieder her. Diese Frage ist nach wie vor ein „großer Stolperstein“, erklärte Jon Holden, Vorsitzender des größten IAM-Ortsverbands bei Boeing.
Boeing in der Krise – Notwendigkeit eines Abkommens
Boeing steht unter zunehmendem Druck, eine Einigung zu erzielen, da der Streik das Unternehmen laut Schätzungen von Standard & Poor’s monatlich 1 Milliarde US-Dollar kostet. Bereits vor dem Streik hatte Boeing angekündigt, weltweit 17.000 Stellen abzubauen, was etwa 10 % der Belegschaft ausmacht. Am Mittwoch meldete das Unternehmen einen Nettoverlust von 6,2 Milliarden US-Dollar für das dritte Quartal, im Vergleich zu 1,6 Milliarden US-Dollar im Vorjahr.
Boeings neuer CEO, Kelly Ortberg, betonte die Notwendigkeit einer Kulturänderung, um das Unternehmen zu stabilisieren, und erklärte, die Beendigung des Streiks habe oberste Priorität.
Langfristige Probleme belasten Boeing
Boeings Schwierigkeiten begannen mit den Abstürzen der 737 Max in den Jahren 2018 und 2019, was zu einem 20-monatigen Flugverbot für das Modell führte. Hinzu kamen Auftragsstornierungen während der Pandemie und Qualitätsprobleme, die zu verstärkten Kontrollen durch die FAA führten. Trotz der aktuellen Krise bleibt Boeing eine zentrale Säule der US-Wirtschaft und spielt als größter Exporteur des Landes eine Schlüsselrolle.
Aufgrund seiner Marktposition in einem Duopol mit Airbus ist das Überleben des Unternehmens jedoch gesichert, da die Flugzeugindustrie auf Boeings große Passagierflugzeuge angewiesen ist.
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