Redaktion: Herr Bock, Herr Pampel, Gold hat 2024 ein beeindruckendes Jahr hinter sich. Der Preis stieg um satte 27 Prozent, während der DAX „nur“ 19 Prozent zulegte. Was macht Gold so stark – trotz eigentlich widriger Bedingungen?
Bock: Das ist tatsächlich bemerkenswert. Normalerweise drücken Faktoren wie hohe Zinsen, ein starker Dollar und steigende Aktienkurse den Goldpreis. Aber Gold hat im vergangenen Jahr bewiesen, dass es ein ganz besonderes Asset ist. Die politische Unsicherheit und die zunehmende Inflation, auch wenn sie bereits auf dem Rückzug war, haben Gold 2024 massiv beflügelt.
Pampel: Genau. Hinzu kommt, dass sich am Goldmarkt etwas Grundlegendes verändert hat: Immer mehr Notenbanken kaufen Gold. Das ist inzwischen ein langfristiger Trend, der Gold dauerhaft stützt. Die Nachfrage durch Zentralbanken und Staatsfonds hat sich 2022 sogar verdoppelt – das war ein entscheidender Impuls, der bis heute nachwirkt.
Redaktion: Warum kaufen Zentralbanken plötzlich so viel Gold?
Pampel: Die Ukraine-Krise war hier ein Wendepunkt. Russland konnte die westlichen Sanktionen durch seine üppigen Goldreserven zumindest teilweise abfedern. Das war ein Weckruf für viele Zentralbanken weltweit. Sie sichern sich jetzt gegen ähnliche Szenarien ab – allen voran China.
Bock: Und es gibt noch einen anderen wichtigen Grund: Viele Schwellenländer wollen sich von der Abhängigkeit vom US-Dollar lösen. Der Dollar ist zwar die Weltwährung, aber Staaten wie China und Indien streben nach mehr Unabhängigkeit. Und was ist der sicherste Vermögenswert, der global akzeptiert wird? Richtig, Gold.
Pampel: Man darf dabei aber nicht vergessen, dass es bisher keine echten Alternativen gibt. Weder der chinesische Yuan noch der russische Rubel können den Dollar ersetzen, und auch Kryptowährungen sind noch nicht weit genug. Gold bleibt also die erste Wahl – es ist universell, sicher und nicht von einer Regierung kontrolliert.
Politische Unsicherheiten und der Trump-Faktor
Redaktion: Blicken wir auf 2025. Welche Faktoren könnten den Goldpreis in den nächsten Monaten beeinflussen?
Bock: Viele Augen sind auf die USA und die neue Regierung unter Donald Trump gerichtet. Seine Politik könnte in beide Richtungen wirken: Inflation, Unsicherheit und Konflikte – vor allem mit China – könnten den Goldpreis weiter nach oben treiben. Aber wenn Trump die Zinsen hochhält und der Dollar stark bleibt, könnte das den Goldpreis auch ausbremsen.
Pampel: Ja, Trump ist eine echte Wildcard. Schon jetzt zeigen sich die Märkte nervös. Seine Ankündigungen, darunter mögliche Konflikte mit der US-Notenbank Fed, werfen viele Fragen auf. Aber insgesamt sind sich die meisten Experten einig: Gold wird weiter gefragt bleiben.
Redaktion: Wie weit könnte der Goldpreis 2025 noch steigen?
Pampel: Viele Analysten erwarten, dass der Goldpreis die Marke von 3.000 Dollar pro Unze erreichen könnte. Das wären rund 14 Prozent Zuwachs – ein realistisches Szenario, wenn die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten anhalten.
Bock: Allerdings könnte es zu Jahresbeginn eine leichte Korrektur geben, bevor der Preis im Herbst wieder Fahrt aufnimmt. Besonders in Europa sollten Anleger den Wechselkurs im Auge behalten, da Gold in Dollar gehandelt wird, aber in Euro bezahlt wird.
„Gold bleibt das ultimative Sicherheitsnetz“
Redaktion: Warum sollten Anleger weiterhin in Gold investieren?
Bock: Gold hat sich als der ultimative Schutz vor Krisen und Unsicherheiten bewährt. Es bietet Stabilität in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld und bleibt auch bei geopolitischen Spannungen ein sicherer Hafen.
Pampel: Und es ist ein wertvolles Diversifizierungsinstrument im Portfolio. Wer schon 2024 Gold gekauft hat, konnte nicht nur von den steigenden Preisen profitieren, sondern auch von einem schwachen Euro im Vergleich zum Dollar. Dadurch war der Zugewinn in Europa sogar noch höher – in Euro gerechnet lag der Anstieg bei 37 Prozent.
Risiken und Empfehlungen für Anleger
Redaktion: Wo liegen die Risiken für Anleger, die jetzt noch einsteigen wollen?
Pampel: Ein Risiko ist der Wechselkurs. Sollte der Dollar schwächer werden, könnte das die Gewinne in Euro schmälern. Außerdem ist Gold kein klassisches Rendite-Asset – es wirft keine Zinsen oder Dividenden ab. Es ist eher eine Absicherung.
Bock: Genau. Und man muss natürlich immer mit Preisschwankungen rechnen, gerade wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich ändern. Dennoch: Gold bleibt langfristig eine der stabilsten Anlageformen.
Redaktion: Was raten Sie Anlegern, die jetzt über einen Einstieg nachdenken?
Bock: Gold sollte einen Teil des Portfolios ausmachen – als Sicherheitsnetz. Aber man sollte nicht alles auf eine Karte setzen. Eine Mischung aus Gold, Aktien und anderen Anlageformen ist die beste Strategie.
Pampel: Und wichtig: Lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Schwankungen verunsichern. Gold ist eine langfristige Anlage. Wer 2024 investiert hat, konnte schon kräftig profitieren. Aber auch für die kommenden Jahre bleibt Gold ein solides Investment.
Redaktion: Vielen Dank, Herr Bock und Herr Pampel, für Ihre Einschätzungen!
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