Leipzig – Trommelwirbel bitte: Nach nur drei Jahren Leerstand gibt es endlich Neuigkeiten aus dem Reich der Immobilien-Spekulation – pardon, ich meinte natürlich der architektonischen Meisterwerke. Die noblen Neubauten am Lindenauer Hafen, besser bekannt als „Hafen 1“, öffnen ab dem 1. März 2025 ihre Pforten. Oder besser gesagt: Der Zaun drumherum wird entfernt. Eine wahre Sternstunde für Leipzig.
Die 56 Wohnungen, die seit Ende 2021 fertiggestellt sind, standen bislang leer – was für wahre Architekturjuwelen ja bekanntlich der Standard ist. Schließlich sollen sie in Ruhe bewundert werden, bevor jemand das göttliche Werk mit Möbeln und Alltag entweiht. Auch die rostbraunen Fassaden – eine Hommage an die Industriegeschichte – haben sicher erst in Ruhe patinieren müssen, um ihre ganze melancholische Schönheit zu entfalten.
Das Drama der Spekulation: Wenn Preise zum Star der Show werden
In der Nachbarschaft munkelte man schnell von Immobilienspekulation, weil ein Zaun um die leerstehenden Luxuswohnungen errichtet wurde. Aber nein, so einfach machen wir es uns nicht. Schließlich mussten auch Baumängel beseitigt werden. Eine Kleinigkeit, die nur bis Mitte 2022 dauerte. Lieferengpässe, Sie wissen schon. Danach stürzte der Immobilienmarkt ab, und plötzlich wollte niemand mehr die teuren Prachthäuser kaufen. Also, was macht man? Genau: Man vermietet sie. Innovation pur.
Doch der Preis hat’s in sich: Zwischen 18 und 18,50 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete plus drei Euro Nebenkostenaufschlag. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 63 Quadratmetern kostet damit 1360 Euro warm. Kleingeld für Leipziger Verhältnisse, oder? Für das Schnäppchen von 3077 Euro warm können Sie sogar einen „Wohntraum mit großer Dachterrasse und Blick auf den Kanal“ ergattern – ein wirklich fairer Preis, wenn man bedenkt, dass der Tiefgaragenplatz für schlappe 90 Euro im Monat noch dazukommt.
Vergessene Sozialwohnungen und andere Geschichten
Ursprünglich war für 30 Prozent der Wohnungen Sozialbindung geplant – eine wundervolle Geste, die das Herz erwärmt. Doch leider wurde dieser Punkt kurz vor Baubeginn gestrichen, weil das Förderprogramm des Freistaats Sachsen nicht rechtzeitig anlief. Was für ein Pech. Aber hey, man kann ja nicht alles haben: Luxusbauten und Sozialwohnungen im selben Atemzug? Das wäre ja fast absurd.
Preise, Preise, Preise – Ein Ensemble im Rampenlicht
Immerhin, die Häuser haben Preise gewonnen – Architekturpreise, wohlgemerkt. Das macht sie natürlich zu einem wichtigen kulturellen Beitrag für Leipzig, auch wenn niemand dort wohnt. Jetzt aber, mit der angekündigten Vermietung, dürfen wir gespannt sein, ob sich tatsächlich Mieter finden. Laut Projektleiter Hartmut Moschner wird der Zaun rechtzeitig vor dem 1. März abgebaut. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein.
Ob die Leipziger Mietinteressenten bei diesen Preisen in die Hände klatschen oder doch lieber in der Realität bleiben, bleibt abzuwarten. Bis dahin können wir uns noch ein wenig über die Ironie freuen: Preise gewinnen, aber Wohnungen verlieren – zumindest an Bewohner.
Willkommen in Leipzig, wo Träume gebaut werden und für 1360 Euro im Monat sogar vermietet.
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