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Green Shipping

papazachariasa (CC0), Pixabay
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Länder haben sich auf einem UN-Gipfel darauf geeinigt, die Emissionen der Schifffahrt bis „um oder vor 2050“ auf Netto-Null zu reduzieren.

Auf der jährlichen Versammlung der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) haben sich die Länder darauf geeinigt, die Emissionen bis 2030 um 20% und bis 2040 um 70% im Vergleich zu den Werten von 2008 zu reduzieren sowie bis „um oder vor 2050“ zu 100%. Kleine Inselstaaten und reichere Länder hatten eine Reduzierung um 50% bis 2030 und 96% bis 2040 gefordert.

Kitack Lim, Generalsekretär der IMO, bezeichnete die Vereinbarung als „monumentale Entwicklung, die ein neues Kapitel in Richtung Dekarbonisierung der Schifffahrt eröffnet“. Doch Aktivisten warnen davor, dass die Vereinbarung Mängel aufweist und nicht dazu führen wird, dass die Schifffahrtsindustrie das Ziel des Pariser Abkommens erreicht, die globale Temperaturerhöhung bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf 1,5°C zu begrenzen.

Die Schifffahrt ist eine stark umweltverschmutzende Branche, die für fast 3% der weltweiten Emissionen verantwortlich ist und jährlich etwa 1 Milliarde Tonnen Treibhausgase erzeugt – ungefähr so viel wie der CO2-Fußabdruck Deutschlands. Wenn die Schifffahrt eine eigene Nation wäre, würde sie zu den sechs größten Umweltverschmutzern der Welt gehören.

Um die Emissionen der Schifffahrt in den nächsten drei Jahrzehnten schnell zu reduzieren, sind neue Vorschriften, Infrastruktur und Brennstoffe erforderlich. Doch wie könnte die umweltfreundliche Schifffahrt der Zukunft aussehen?

Windbetriebene Schiffe:

Die Schifffahrtsindustrie kann ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern, indem sie auf eine alte Technologie setzt: Segel. Windkraft gilt als eine der vielversprechendsten Energiequellen für die schnelle Dekarbonisierung der Schifffahrt. Das schwedische Unternehmen Oceanbird hat ein Prototypschiff mit vier starren Segeln entwickelt. Windkraft treibt das Schiff nicht nur vorwärts, sondern unterstützt auch seine Manövrierfähigkeit auf dem Wasser. Eine der größten Herausforderungen besteht darin, Regierungen und Investoren dazu zu bewegen, auf Windantrieb umzusteigen und Schiffe umzurüsten, während der Windantrieb noch in einem frühen Stadium ist.

Wasserstoff:

Der Einsatz von sauberen Brennstoffen wie Wasserstoff ist entscheidend, wenn die Schifffahrt bis 2050 Netto-Null erreichen soll. Grüner Wasserstoff, der durch die Verwendung erneuerbarer Energien wie Wind- oder Solarenergie gewonnen wird, um Wasserstoff aus Wassermolekülen zu extrahieren, ist emissionsfrei. Doch es gibt einige große Herausforderungen beim Einsatz von Wasserstoff: Der Brennstoff muss bei kryogenen Temperaturen von -253°C (-423°F) gelagert werden, und die Besatzung muss geschult sein, wie man damit umgeht, da der Brennstoff hochentzündlich ist.

Methanol:

Maersk, das zweitgrößte Container-Reedereiunternehmen der Welt, setzt stark auf grünen Methanol zur Dekarbonisierung. Das Unternehmen hat bisher insgesamt 25 methanolbetriebene Schiffe bestellt. Grünes Methanol ist ein kohlenstoffarmer Brennstoff, der aus nachhaltiger Biomasse oder durch Verwendung erneuerbaren Stroms zur Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff hergestellt werden kann, der mit Kohlendioxid kombiniert wird. Im Gegensatz zu Wasserstoff muss grünes Methanol nicht unter Druck oder extremer Kälte gelagert werden, und viele Häfen verfügen bereits über Infrastruktur zur Lagerung des Brennstoffs. Doch der Prozess ist komplex: CO2 muss aus der Atmosphäre abgeschieden werden, eine Technologie, die noch in den Anfängen steckt, teuer ist und noch nicht ausreichend erprobt wurde.

Elektrische Boote:

Batterien, die mit erneuerbarem Strom aufgeladen werden, sind eine weitere Möglichkeit, die Emissionen der Schifffahrt zu reduzieren. Doch sie haben begrenzte Reichweite. Derzeit sind erneuerbare Batterien nur für kleinere Schiffe geeignet, die kurze Strecken zurücklegen, wie Fähren und Flussboote, nicht jedoch für große Frachtschiffe, die Ozeane überqueren. Stattdessen suchen Schiffseigner nach Möglichkeiten, Frachtschiffe mit einer Kombination aus Windkraft und Solarmodulen zu betreiben. Das japanische Unternehmen Eco Marine Power hat beispielsweise „EnergySails“ entwickelt: starre Segel mit Solarpaneelen, die es Schiffen ermöglichen, sowohl Solarenergie als auch Windenergie gleichzeitig zu nutzen.

Grüne Infrastruktur:

Eine schnelle Einführung grüner Brennstoffe auf Schiffen erfordert eine Fülle neuer Infrastrukturen in Häfen zur Produktion und Lagerung dieser Brennstoffe sowie zum Betanken der Schiffe. Häfen müssen in wasserstofferzeugende Elektrolyseure, erneuerbare Energiekapazitäten wie Wind- und Solarenergie sowie Batterie- und Wasserstoffspeicheranlagen investieren. Die meisten Schiffe müssen auch nachgerüstet werden, um den Betrieb mit grünen Brennstoffen zu ermöglichen, Windantrieb und digitale Software zur Verbesserung der Effizienz und Optimierung der Routen zu nutzen.

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