In der Kategorie „Wie viel Amerika verträgt der hohe Norden?“ gibt es gute Nachrichten für Dänemark: Die US-Delegation verzichtet bei ihrem anstehenden Grönland-Besuch auf Sightseeing, Shopping und spontane Landnahme – und schaut sich stattdessen nur den eigenen Militärstützpunkt an. Dänemarks Außenminister Lars Løkke Rasmussen nannte das heute „sehr positiv“ – was auf Dänisch ungefähr so klingt wie: Puh, das war knapp.
Ursprünglich sollte der Besuch etwas… weitläufiger ausfallen. Im Raum stand eine US-Delegation unter der Leitung von Vizepräsident JD Vance samt Ehefrau, Kind, Sicherheitsberater, Energieminister und vermutlich auch noch ein paar Immobilienmaklern im Hintergrund. Bei grönländischen Offiziellen löste das Erinnerungen an die glorreichen Zeiten von 2019 aus – als Donald Trump verkündete, Grönland gerne kaufen zu wollen, wie ein besonders großes Ferienhaus mit strategisch günstiger Schneelage.
Auto-Konvoi rückwärts zurück nach Kopenhagen
Die dänische Regierung zeigt sich nun zufrieden: Die Vance-Familie wird nicht quer durchs Inselparadies tingeln, sondern sich brav auf der Pituffik Space Base briefen lassen – inklusive Händeschütteln mit US-Soldaten und vermutlich einem netten PowerPoint über „arktische Sicherheit“. Das Außenministerium atmete auf – und organisierte umgehend den Rücktransport der Autos, die bereits für die US-Delegation in Grönland bereitstanden. Außenminister Rasmussen nannte dies eine „diplomatische Deeskalation“. Inoffiziell heißt das wohl: Lasst unsere Insel in Ruhe.
Trump will immer noch kaufen – aber niemand verkauft
US-Präsident Donald Trump hatte – in einer seiner legendären geopolitischen Eingebungen – schon 2019 Interesse bekundet, Grönland zu erwerben. 2025 ist er wieder im Amt – und seine Liebe zu großen, kalten, ressourcenreichen Dingen scheint ungebrochen. In Washington wird Grönland offenbar noch immer als „das Alaska von morgen“ gehandelt.
Problem nur: Grönland gehört bereits jemandem – und weder Nuuk noch Kopenhagen haben Lust auf ein „Make Grönland Great Again“ unter US-Flagge.
Grönland bleibt kühl – politisch und klimatisch
Während Grönland mit nur rund 57.000 Einwohnern beschaulich daherkommt, brodelt es tief im Boden: Seltene Erden, Rohstoffe und geopolitische Fantasien machen die Insel heiß begehrt. Aber: Die Verwaltung bleibt – wie seit 1979 – in vielen Bereichen autonom. Über Verteidigung und Außenpolitik entscheidet jedoch weiter Dänemark. Und das zeigt jetzt deutlich, dass es den Ball gerne flach hält – besonders, wenn er in der Größe eines Kontinents daherkommt.
Und so darf sich JD Vance auf einen ruhigen Truppenbesuch freuen – ohne Landkarte, ohne Kaufangebot, ohne Eskalation. Vielleicht bekommt er ja trotzdem ein T-Shirt mit der Aufschrift „I went to Greenland and all I got was this Space Base“. Und Dänemark? Freut sich weiter still – ganz diplomatisch natürlich.
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