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Großbritannien hofft, mit Abnehmspritzen die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen – Experten sind skeptisch

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
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Die britische Regierung hat große Pläne: Mit Hilfe von Abnehmspritzen wie Wegovy und Ozempic will sie nicht nur die Gesundheitskrise der Adipositas angehen, sondern auch die Arbeitslosenquote senken. Das Ziel: Übergewichtigen Menschen soll mit den Medikamenten geholfen werden, wieder arbeitsfähig zu werden – und damit langfristig die öffentlichen Kassen entlasten.

Gesundheitsminister Wes Streeting zeigt sich überzeugt: „Für viele Menschen werden diese Injektionen lebensverändernd sein, sie helfen ihnen, wieder in den Job zu finden und die Belastung unseres NHS zu verringern.“ Die jährlichen Kosten von 11 Milliarden Pfund (etwa 14 Milliarden Dollar), die Adipositas den britischen Gesundheitsdienst kostet, könnten so reduziert werden, ebenso wie die durchschnittlich vier zusätzlichen Krankheitstage, die stark übergewichtige Menschen pro Jahr nehmen.

Ambitionierte Studien und großer Widerstand

Um diese Vision zu untermauern, hat die Regierung eine fünfjährige Studie angekündigt. Gemeinsam mit dem Pharmaunternehmen Eli Lilly, dem Hersteller des Medikaments Mounjaro (Tirzepatid), soll untersucht werden, wie sich die Einnahme der Medikamente auf die Lebensqualität, die Beschäftigungsquote und die Krankenstandstage auswirkt.

Doch genau diese Pläne sorgen für Unmut – vor allem bei Gesundheitsexperten und medizinischen Fachleuten. Abnehmmedikamente allein seien nicht die Lösung, betonen sie. Das Problem sei komplexer und erfordere Maßnahmen zur Prävention von Übergewicht, bevor es überhaupt dazu komme.

„Die Vorstellung, dass diese Medikamente die Lösung für das Adipositasproblem sind, ist eine absolute Fantasie“, sagt Alfred Slade von der Obesity Health Alliance (OHA). Die Organisation hat bereits berechnet, dass der Einsatz von Medikamenten wie Wegovy nur einem Bruchteil der Betroffenen helfen könnte. Rund 4,1 Millionen übergewichtige Menschen erfüllen die Kriterien für das Medikament, doch wegen begrenzter Kapazitäten und Unterfinanzierung könnten jährlich weniger als 50.000 Patienten behandelt werden.

Medikamente ohne umfassende Unterstützung?

Ein weiteres Problem ist, dass Abnehmspritzen allein kaum nachhaltige Erfolge bringen. Ohne begleitende Unterstützung, wie Ernährungsberatung und Sportprogramme, droht den Patienten der Verlust von Muskelmasse oder die Rückkehr zu alten Essgewohnheiten. Bisher fehlt jedoch ein klares Konzept, wie diese begleitenden Maßnahmen finanziert werden sollen.

Kritik kommt auch von Jack Doughty, einem Sprecher der Diabetes-Organisation Diabetes UK: „Adipositas-Management sollte auf medizinischem Bedarf basieren und nicht auf dem potenziellen wirtschaftlichen Nutzen eines Patienten.“ Es sei problematisch, wenn Medikamente nach dem Kriterium verschrieben würden, wie schnell jemand wieder arbeiten könne.

Die britische Regierung betont jedoch, dass medizinische Bedürfnisse weiterhin im Vordergrund stehen. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte, man setze verstärkt auf Prävention und wolle etwa Werbung für ungesunde Lebensmittel einschränken sowie den Zugang zu Fast Food für Schulkinder begrenzen.

Prävention als Schlüssel – aber schwer umsetzbar

Für Experten wie Professor Martin White von der Universität Cambridge bleibt jedoch klar: Medikamente behandeln nur die Symptome, nicht die Ursachen von Adipositas. Der eigentliche Kampf müsse gegen den steigenden Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln geführt werden, die oft viel Zucker, Fett und Salz enthalten.

Bereits vorhandene Maßnahmen wie die Zuckersteuer auf Softdrinks hätten gezeigt, dass solche Eingriffe wirken können. Trotzdem sei eine umfassende Lösung noch weit entfernt. „Das ist ein Problem der gesamten Gesellschaft, nicht nur einzelner Personen“, so White.

Experten fordern daher eine strengere Regulierung von Werbung, die ungesunde Produkte gezielt Kindern nahebringt. Ab Oktober 2025 tritt in Großbritannien ein Werbeverbot für Junkfood vor 21 Uhr im Fernsehen und online in Kraft. Auch die Einführung gesünderer Mahlzeiten in Schulen, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen sei ein wichtiger Schritt, der jedoch mehr finanzielle Unterstützung benötige.

Fazit: Kein Allheilmittel gegen Adipositas

Die Hoffnung, dass Abnehmspritzen wie Wegovy die Lösung für mehrere Probleme zugleich sein könnten, wird von Experten klar gedämpft. „Es gibt kein Wundermittel gegen Adipositas,“ betont die Obesity Health Alliance. Der Weg zu einer gesünderen Bevölkerung erfordert eine Kombination aus Prävention, strukturellen Änderungen und gezielten medizinischen Maßnahmen.

Ob die aktuellen Pläne der Regierung langfristig Wirkung zeigen – oder lediglich die Überforderung des NHS und die bestehenden Probleme verschärfen – bleibt abzuwarten. Fest steht: Die Lösung des Adipositasproblems wird nicht allein in einer Spritze liegen.

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