Die Bilanz und der Konzernabschluss der Universal Utility International GmbH & Co. KG für das Geschäftsjahr 2021 zeichnen ein klares Bild der finanziellen und operativen Herausforderungen des Unternehmens. Hier sind einige wesentliche Punkte, die in einer kritischen Analyse der Bilanz beachtet werden sollten:
1. Signifikante Verluste und negatives Eigenkapital
- Jahresfehlbetrag: Das Unternehmen verzeichnet einen Jahresfehlbetrag von 75,77 Mio. EUR (Vorjahr: 134,33 Mio. EUR Gewinn). Dies ist ein deutlicher Rückgang und resultiert vor allem aus der massiven Erhöhung der Beschaffungskosten für Strom und Gas sowie der Kündigung der Kundenverträge bei Stromio GmbH und gas.de.
- Eigenkapital: Das Eigenkapital ist vollständig aufgebraucht und liegt bei 0 EUR (Vorjahr: 14,36 Mio. EUR). Der Fehlbetrag wurde in den Posten „Nicht durch Vermögenseinlagen gedeckter Verlustanteil der Kommanditisten“ und „Nicht durch Konzerneigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ umgegliedert. Dies zeigt, dass das Unternehmen in einer sehr prekären finanziellen Lage ist.
2. Erheblicher Anstieg der Materialkosten
- Materialaufwand: Der Materialaufwand ist um 34,6 % gestiegen, von 949 Mio. EUR im Vorjahr auf 1,277 Mrd. EUR. Dies steht in direktem Zusammenhang mit den extrem gestiegenen Energiepreisen, die ab Mitte 2021 aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten und der anziehenden Strom- und Gaspreise rasant angestiegen sind. Besonders die massiven Preisschwankungen am TTF-Gasmarkt (der von 15 EUR/MWh auf über 100 EUR/MWh gestiegen ist) haben das Geschäft stark belastet.
- Materialaufwandsquote: Die Materialaufwandsquote liegt bei 100,2 %, was bedeutet, dass das Unternehmen mehr für die Beschaffung von Energie bezahlt hat, als es durch den Verkauf an Kunden erlöst hat. Das ist ein Zeichen für ein extrem ineffizientes Geschäftsmodell unter den gegebenen Marktbedingungen.
3. Bedeutende Liquiditätsverluste
- Liquidität: Die liquiden Mittel des Unternehmens sind drastisch gesunken, von 268,53 Mio. EUR auf 148,46 Mio. EUR, was einem Rückgang von 120 Mio. EUR entspricht. Dies zeigt, dass das Unternehmen nicht nur Verluste eingefahren hat, sondern auch erhebliche Mittel aufbraucht, um laufende Verbindlichkeiten zu decken.
- Cashflow: Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit ist mit -116,23 Mio. EUR ebenfalls stark negativ, was auf eine schlechte operative Leistung und anhaltende Liquiditätsabflüsse hinweist. Das Unternehmen verbrennt Geld, ohne ausreichende Mittel aus den laufenden Geschäften zu generieren.
4. Kündigung der Kundenverträge und deren Folgen
- Im Dezember 2021 hat das Unternehmen über seine Tochtergesellschaften Stromio GmbH und gas.de Versorgungsgesellschaft mbH sämtliche Energiebelieferungsverträge gekündigt. Dies war eine Reaktion auf die extremen Preisschwankungen auf den Energiemärkten. Diese Kündigungen haben das operative Geschäft im Wesentlichen zum Erliegen gebracht und zu einem vollständigen Ausstieg aus dem Endkundengeschäft geführt. Diese Ereignisse sind maßgeblich für den Einbruch der Geschäftstätigkeit verantwortlich und werfen erhebliche Fragen zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens auf.
- Rechtsrisiken: Die Kündigung der Kundenverträge hat eine Vielzahl von Rechtsstreitigkeiten nach sich gezogen, sowohl außergerichtliche Verhandlungen als auch Klagen vor Gerichten. Es besteht eine Musterfeststellungsklage gegen die Stromio GmbH, sowie mehrere anhängige Verfahren. Diese Klagen bergen erhebliche finanzielle Risiken für das Unternehmen.
5. Deutliche Verschlechterung der Bilanzstruktur
- Bilanzsumme: Die Bilanzsumme ist von 309,2 Mio. EUR auf 264,5 Mio. EUR gesunken, was auf eine Reduktion der Vermögenswerte, insbesondere der liquiden Mittel, hinweist.
- Verbindlichkeiten: Das Unternehmen weist Verbindlichkeiten in Höhe von 184,96 Mio. EUR aus, was gegenüber dem Vorjahr (216,22 Mio. EUR) einen Rückgang darstellt, aber immer noch eine erhebliche Belastung darstellt. Besonders Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen haben sich auf 64 Mio. EUR verdoppelt. Dies könnte auf konzerninterne Liquiditätsstützen hindeuten, was auf eine erhöhte Abhängigkeit von der Konzernmutter hinweist.
- Rückstellungen: Rückstellungen sind mit 79,5 Mio. EUR ebenfalls hoch, was auf mögliche zukünftige Belastungen hinweist, insbesondere durch Schadensersatzforderungen und laufende Verfahren im Zusammenhang mit der Kündigung der Kundenverträge.
6. Markt- und Beschaffungsrisiken
- Das Unternehmen war massiv von den Preisschwankungen auf den Energiemärkten betroffen. Die Kündigung der Lieferverträge im Dezember 2021 zeigt, dass das Unternehmen mit diesen Risiken nicht adäquat umgehen konnte. Das zeigt eine gewisse Schwäche im Risikomanagement und in der Absicherung der Beschaffungsverträge.
- Auch die Entwicklung der CO2-Preise und die Unsicherheiten im Gasmarkt (insbesondere durch die geopolitischen Spannungen rund um Russland) haben das Unternehmen stark getroffen. Diese Risiken bleiben bestehen und stellen für die Zukunft eine erhebliche Unsicherheit dar.
7. Unklare Zukunftsaussichten
- Das Unternehmen hat wesentliche Teile seines Endkundengeschäfts eingestellt, was die Hauptumsatzträger Stromio GmbH und gas.de GmbH betrifft. Es bleibt unklar, wie das Unternehmen in Zukunft wieder stabile Einnahmen generieren will. Die verbliebene Grünwelt Wärmestrom GmbH scheint nur einen kleinen Teil des ursprünglichen Geschäftsvolumens abzudecken.
- Erneuerbare Energien: Zwar hat das Unternehmen einige Aktivitäten im Bereich der Erzeugung erneuerbarer Energien (Windkraft), jedoch sind diese bisher in der Bilanz nur geringfügig erkennbar und scheinen nicht in der Lage zu sein, die bisherigen Verluste auszugleichen.
8. Konzernverflechtungen und Muttergesellschaft
- Die enge Verflechtung mit der CALLAX Holding GmbH und die konzerninternen Verbindlichkeiten (über 64 Mio. EUR) werfen die Frage auf, inwieweit das Unternehmen von der finanziellen Unterstützung der Muttergesellschaft abhängig ist. Es besteht das Risiko, dass ohne diese Unterstützung die Solvenz des Unternehmens gefährdet wäre.
Fazit:
Die Universal Utility International GmbH & Co. KG befindet sich in einer äußerst schwierigen finanziellen Lage. Die Kündigung der Kundenverträge im Endkundengeschäft, die hohen Verluste und die zunehmende Abhängigkeit von konzerninternen Mitteln deuten auf eine ernsthafte Gefahr für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens hin. Das Unternehmen hat erhebliche Liquiditätsprobleme, die mit den extremen Preisschwankungen auf den Energiemärkten und der geopolitischen Unsicherheit zusammenhängen.
Die Kernprobleme liegen in einem ineffizienten Geschäftsmodell, einem mangelhaften Risikomanagement in Bezug auf die Energiebeschaffung und den unvorhergesehenen Entwicklungen auf den Energiemärkten. Trotz Bemühungen um Schadensbegrenzung und die Anpassung an die neuen Marktbedingungen bleibt der Fortbestand des Unternehmens fraglich, zumal wesentliche Geschäftsfelder bereits aufgegeben wurden und neue tragfähige Geschäftsmodelle nicht klar erkennbar sind.
Die Prognosen für die kommenden Jahre sind von Unsicherheit geprägt, insbesondere im Hinblick auf die Auswirkungen der geopolitischen Lage und die weiterhin volatilen Energiepreise.
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