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Guerilla Marketing der Grünen

wdreblow0 (CC0), Pixabay
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Es war ein Anblick, der viele Münchner innehalten ließ: Robert Habeck, Kanzlerkandidat der Grünen, in Überlebensgröße auf grünem Hintergrund, hell erleuchtet an der Fassade des Siegestors. Was als beeindruckende Wahlkampfaktion gedacht war, löste vergangenes Wochenende nicht nur Aufsehen, sondern auch eine gehörige Portion Kritik und Kopfschütteln aus – und das nicht nur im Netz.

Projektion ohne Genehmigung: Guerilla-Marketing oder Guerilla-Panne?
Die Aktion, die weder vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) genehmigt noch von der Stadt erwartet wurde, überraschte offenbar nicht nur die Passanten, sondern auch die zuständigen Behörden. Laut einer Stellungnahme des KVR habe man von der Projektion aus den Medien erfahren. „Wahlwerbung auf Denkmälern ist grundsätzlich nicht genehmigungsfähig“, hieß es trocken aus dem Amt. „Ein historisches Gebäude im Wahlkampf einfach anzustrahlen, das ist nicht machbar.“ So viel zur Theorie.

In der Praxis stand der Projektor offenbar in einem geparkten Auto, was die Polizei auch schnell bemerkte. Nach 45 Minuten war der Spuk vorbei, die Projektion wurde abgeschaltet, und gegen die verantwortliche Einzelperson vor Ort – nach BR-Informationen die renommierte Agentur Jung von Matt – wurde ein Bußgeldverfahren eingeleitet. Kleiner Tipp fürs nächste Mal: Vielleicht vorher mal beim Ordnungsamt anklopfen.

Kritik aus allen Ecken – und sogar aus den eigenen Reihen
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: SPD, CSU und sogar die Grünen selbst reihten sich in die Kritikerliste ein. Münchens zweiter Bürgermeister Dominik Krause von den Grünen zeigte sich ungewohnt schmallippig: „Alles andere als gelungen“, nannte er die Aktion seiner eigenen Partei. Historische Gebäude sollten im Wahlkampf nicht zweckentfremdet werden – eine Botschaft, die offenbar nicht bis zur Bundesgeschäftsstelle der Grünen durchgedrungen war, die laut Aussagen für die Idee verantwortlich ist.

CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek konnte sich den Seitenhieb nicht verkneifen und sprach von einer „größenwahnsinnigen“ Aktion, die das „fehlende Geschichtsbewusstsein des Philosophen Robert Habeck“ offenbare. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) war gar so schockiert, dass er die Aktion zunächst für einen Scherz hielt: „Ich konnte nicht glauben, dass die Grünen so geschichtsvergessen sind, ausgerechnet am Siegestor Herrn Habeck in Überlebensgröße zu projizieren.“

Marketing-Coup oder Marketing-Fail?
Während viele in der Projektion ein PR-Desaster sahen, war man in der Münchner Grünen-Stadtratsfraktion etwas entspannter. Marion Mo Lüttig sprach sogar von einem „gelungenen“ Marketing-Coup. „Das hat für Sichtbarkeit gesorgt“, erklärte sie. Sichtbarkeit? Ja, klar. Aber ob das die Art von Sichtbarkeit war, die man sich erhofft hatte, steht auf einem anderen Wahlplakat.

Historische Fauxpas inklusive
Die Wahl des Siegestors als Bühne für die Aktion sorgte nicht nur wegen des fehlenden Denkmalschutz-Bewusstseins für Ärger. Historiker Andreas Wirsching erinnerte daran, dass das Siegestor während des Zweiten Weltkriegs auch von den Nationalsozialisten instrumentalisiert wurde – ein Fakt, der die Grünen womöglich noch unglücklicher aussehen lässt, als sie ohnehin schon dastehen.

Fazit: Guerilla-Marketing gone wrong?
Am Ende bleibt die Aktion als Paradebeispiel dafür, wie Guerilla-Marketing gleichzeitig polarisieren, Aufmerksamkeit erregen und unfreiwillig ins Fettnäpfchen treten kann. Während Robert Habeck nun unbeabsichtigt Teil einer denkmalgeschützten Wahlkampf-Debatte wurde, bleibt abzuwarten, ob diese Art von Aufmerksamkeit den Grünen am Ende tatsächlich nützt.

Und falls nicht, wissen wir zumindest eines sicher: In München hat man definitiv etwas gelernt – dass ein Projektor in einem Auto und eine gute Idee auf dem Papier nicht immer ausreichen, um ohne blaue Flecken durch einen Wahlkampf zu kommen.

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