Die Marke Gutfleisch von Edeka wollte „besser sein“ als andere und mit regionalen Erzeugnissen von Familienbetrieben „einen neuen Standard für die Fleischproduktion schaffen“. Doch der hohe Anspruch entspricht 25 Jahre nach Einführung der Marke offenbar nicht mehr der Realität. Da geht auch schon mal ein Hüftsteak aus Uruguay oder ein Schnitzel vom gequälten Schwein aus einem großen Mastbetrieb als „Gutfleisch” über die Ladentheke.
Unverschämter Verbraucherbetrug
Menschen, die guten Glaubens einen Aufpreis für regionales und tiergerechteres Fleisch bezahlt haben, werden von Edeka nach Strich und Faden veräppelt. Offenbar ist die Marke zu einem Sammelsurium von Fleisch- und Wurstprodukten egal welcher Herkunft verkommen. Die Kontrolldefizite, für die Edeka die Verantwortung übernehmen muss, entstehen nicht über Nacht. Wir befürchten, dass schon länger einiges im Argen liegt.
Doch noch immer wird mit inhaltsleeren Sprüchen für Gutfleisch geworben und auch die Stellungnahmen von Edeka Nord sind aus Verbrauchersicht völlig unbefriedigend.
Edekas dreiste Werbelügen
Nr 1: „EDEKA NORD – kundenorientiert und zukunftsgerichtet.“
Nr 2: „Wir arbeiten transparent, damit Sie ganz sicher gehen können.“
Nr 4: „Unsere Landwirte halten die Tiere artgerecht und dokumentieren ihre Gesundheit.“
Nr 5: „Wir setzen auf Familienbetriebe, die Verantwortung für Mensch und Natur übernehmen.“
Nr 8: „Wir lieben Lebensmittel“
Werbelüge Nr. 1: „Edeka Nord – kundenorientiert und zukunftsgerichtet.”
- So sieht die Realität aus: Sehr geringe Kundenorientierung, da keine Entschuldigung bei den Verbrauchern und keine Rückerstattung der Mehrkosten für nicht vorhandene Qualitätseigenschaften.
- So ist das aus Verbrauchersicht zu bewerten: Verbraucher, die im Glauben an eine regionale, tiergerechtere Haltung das Fleisch zu einem höheren Preis gekauft haben (Mehrkosten von ca. 1 Euro pro Kilo) erhalten keine Erstattung der Mehrkosten. In den Geschäften sind die Preise aktuell nicht gesunken, obwohl die beworbenen Vertrauenseigenschaften nicht eingehalten wurden. Es besteht eine gewisse Arroganz hinsichtlich der Kundenkommunikation.
Werbelüge Nr. 2: „Wir arbeiten transparent, damit Sie ganz sicher gehen können.”
- So sieht die Realität aus: Keine Transparenz (hinsichtlich der Hofgröße oder der Haltungsform), Infosysteme im Internet aktuell einfach geschlossen, die Herkunft der geschlachteten Tiere ist nicht mehr nachvollziehbar.
- So ist das aus Verbrauchersicht zu bewerten: Kunden sind zu recht verärgert, weil das Rückverfolgbarkeitssystem nicht funktioniert. Gerade während dieser Krise ist die versprochene Transparenz nicht vorhanden.
Werbelüge Nr. 3: „Gesund essen und sich darauf verlassen können – diese Garantie gibt Ihnen Gutfleisch seit Jahrzehnten.“
- So sieht die Realität aus: Zu geringe Kontrolldichte und lückenhafte Kontrollen, sodass tierquälerische Haltungsformen nicht aufgefallen sind. Ohne Aktivitäten des Norddeutschen Rundfunks und der Tierschutzorganisation Animal Equality wäre die Produktion offenbar unverändert weiter gegangen.
- So ist das aus Verbrauchersicht zu bewerten: Abgebissene Ohren und Schwänze, tote Tiere in den Gängen schockieren viele Fleischesser – zumal diese ja dachten, sie würden Fleisch von tiergerecht gehaltenen Schweinen kaufen. Viele Verbraucher fragen sich, ob es nicht auch bei der Anlieferung beim Schlachthof zu einer Überprüfung der Schweine kommt, z.B. im Hinblick auf abgebissene Ohren und sonstige Verletzungen. Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, warum bei anderen Prüfungen, etwa durch die Landwirtschaftskammer oder QS (Qualität & Sicherheit GmbH), nicht auf die Mängel bei der Haltung hingewiesen wurde?
Werbelüge Nr. 4: „Unsere Landwirte halten die Tiere artgerecht und dokumentieren ihre Gesundheit.“
- So sieht die Realität aus: Schweine, die sich nicht bewegen können und keine Beschäftigungsmöglichkeiten haben, fressen sich gegenseitig die Ringelschwänze ab oder knabbern die Ohren anderer Tiere an.
- So ist das aus Verbrauchersicht zu bewerten: Verbraucher erwarten, dass die Schweine nicht ständig in der eigenen Gülle liegen müssen, Beschäftigungsmöglichkeiten haben und sich nicht aus Platzmangel gegenseitig die Schwänze oder Ohren abbeißen.
Werbelüge Nr. 5: „Wir setzen auf Familienbetriebe, die Verantwortung für Mensch und Natur übernehmen.“
- So sieht die Realität aus: Familienidylle wird teilweise vorgegaukelt, so war zum Beispiel das Gut Losten (Großbetrieb mit 25.000 Mastplätzen) an der Produktion von Gutfleisch beteiligt.
- So ist das aus Verbrauchersicht zu bewerten: Verbraucher berichten von einem großen Vertrauensverlust, sie stellen sich unter einem Familienbetrieb etwas anderes vor, als Edeka es definiert – nämlich eher kleine, mittelständische Höfe. Edeka definiert Familienbetriebe lediglich als inhabergeführte Betriebe, völlig unabhängig von der Größe. Es können also auch riesige Tierfabriken mit Zehntausenden an Tieren sein.
Werbelüge Nr. 6: „Rindfleisch beziehen wir grundsätzlich von Deutschen Bauern, die den Gutfleisch Richtlinien folgen.“
- So sieht die Realität aus: Es wird zum Beispiel auch Rindfleisch aus Uruguay unter dem Markenschild von Gutfleisch verkauft.
- So ist das aus Verbrauchersicht zu bewerten: Eine gesetzeswidrige Vorgehensweise zur Verbrauchertäuschung.
Werbelüge Nr. 7: „EDEKA übernimmt Verantwortung“ / „… Edeka distanziert sich von derartigen Haltungsmethoden.“ / „Für die Dokumentation der Waren vor Ort sind die selbständigen Kaufleute verantwortlich“ / „Wir sind daher vom Vorgehen der Organisation „Animal Equality“ irritiert…“
- So sieht die Realität aus: Edeka übernimmt kaum Verantwortung, sondern weist die Schuld den Landwirten, einer Tierschutzorganisation und den selbstständigen Kaufleuten in den Geschäften vor Ort zu. Edeka ist für die Marke verantwortlich und muss für die Qualitätssicherung Verantwortung übernehmen.
- So ist das aus Verbrauchersicht zu bewerten: Viele Verbraucher sind sehr verwundert, da Edeka entgegen der eigenen Versprechungen kaum Verantwortung übernimmt und offensichtlich äußerst selten Kontrollen vor Ort durchführt. Statt das Aufdecken der Probleme durch die Tierschutzorganisation Animal Equality zu begrüßen, wird die Organisation gemaßregelt, weil sie die Aufnahmen nicht umgehend an Edeka weitergeleitet hat. Wir meinen: Das ist eine völlig unangebrachte Schuldzuweisung, um von den eigenen Versäumnissen abzulenken!
Werbelüge Nr. 8: „Wir lieben Lebensmittel“
- So sieht die Realität aus: Die Liebe ist offensichtlich sehr begrenzt, und reicht nicht für die Kunden von Edeka. Auch die Tiere bleiben außen vor, wenn sie unter nicht tiergerechten Bedingungen gehalten werden.
- So ist das aus Verbrauchersicht zu bewerten: Verbraucher wollen ernst genommen und nicht mit leere Worthülsen betrogen werden.
Schluss mit den Tricks
Viele Verbraucher und wir auch wollen endlich die Wahrheit wissen! Es ist an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. Diese und noch einige andere Fragen muss Edeka uns jetzt beantworten!
Wie viel besser als die gesetzlichen Bestimmungen sind die Gutfleisch-Kriterien tatsächlich? Wie wird sicher gestellt, dass Verbraucher wirklich Gutfleisch von regionalen Schlachtbetrieben erhalten und keines, das aus Brasilien oder Uruguay importiert wurde? Welche sind die Betriebe, mit denen Edeka zusammenarbeitet? Wie ist es möglich, dass solche tierquälerischen Zustände in Gutfleisch-Ställen herrschen, obwohl es einen Tierschutzbeauftragten gibt? Wie kann es sein, dass Edeka ein Unternehmen, das pro Jahr 75.000 Schweine mästet als Familienbetrieb einstuft?
Stand vom Dienstag, 12. August 2014
Quelle:VZ Hamburg
Kommentar hinterlassen