In Haiti leidet die Bevölkerung seit Jahren unter der Unterdrückung, Folter und faktischen Geiselnahme durch Banden. Ärzte ohne Grenzen enthüllt nun das Ausmaß des physischen und psychischen Leidens aufgrund der fortwährenden willkürlichen Gewalt. Die UNO und die haitianische Übergangsregierung rufen verzweifelt nach einer internationalen Friedensmission. Doch niemand, einschließlich des US-Militärs, traut sich, den Gangs den Kampf anzusagen.
Seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moise im Juli 2021 ist Haiti ins Chaos gestürzt. In dem karibischen Land, einem der ärmsten der Welt, herrscht laut der UNO „ein endloser Kreislauf der Gewalt“. Die Behörden können die Bevölkerung nicht ausreichend schützen, und die Gewalt zerreißt die Gesellschaft. Die Bevölkerung ist den Banden hilflos ausgeliefert, wie auch Berichte von Ärzte ohne Grenzen belegen.
„Die Gewalt und Unsicherheit beherrschen die haitianische Hauptstadt Port-au-Prince. Schießereien und Entführungen gehören zum Alltag, während die wirtschaftliche Lage angespannt ist“, erklärt die Organisation. „Verschiedene politische, soziale und wirtschaftliche Ereignisse haben die komplexe und vielschichtige humanitäre Krise ausgelöst. Der Zugang zu grundlegenden Diensten wie Gesundheitsversorgung, psychosozialer Unterstützung, Wasser und sanitären Einrichtungen ist in ganz Port-au-Prince und insbesondere in den von Gewalt am stärksten betroffenen Vierteln stark beeinträchtigt“, beschreibt Ärzte ohne Grenzen die Lebensbedingungen der Bevölkerung.
Das Vorgehen der organisierten Kriminellen zur Unterdrückung der Bevölkerung wird als äußerst brutal geschildert. Die Banden setzen Scharfschützen ein, die „willkürlich“ auf Menschen auf der Straße schießen und in Häuser feuern, heißt es in einem Bericht der UNO. Menschen werden „lebendig in öffentlichen Verkehrsmitteln verbrannt“. Die Banden setzen auch sexuelle Gewalt in „erschreckendem Ausmaß“ ein.
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