Moderator: Willkommen zu unserem heutigen Expertengespräch! Wir haben ein brennendes Thema – und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn es geht um jede Menge verbrannten Kerosin. CDU-Chef Friedrich Merz hat die Flugbereitschaft der Bundeswehr öfter genutzt als alle anderen Fraktionsvorsitzenden zusammen – 30 Mal in der Legislaturperiode, plus acht extra Flüge nur für die Bereitstellung der Maschinen. Mit dabei sind heute:
Omnid Nurdippur, Verkehrs- und Mobilitätsforscher, der eigentlich lieber Fahrrad fährt
Annalena Noch-Außen, unsere Expertin für internationale Klimapolitik
Roberto Wabeck, führender Verfechter der Verkehrswende (außer bei Dienstwagen)
Brigitte Quasselmann, Umweltschützerin und professionelle Dauerempörte
Fangen wir an: Herr Nurdippur, wie bewerten Sie die Reisetätigkeit von Friedrich Merz?
Omnid Nurdippur: Also, wenn man bedenkt, dass ein Langstreckenflug pro Person tonnenweise CO₂ verursacht, dann ist Friedrich Merz hier vermutlich allein für einen kleinen, aber feinen Klimawandel verantwortlich. Ich schätze mal, wir könnten mit der gleichen Menge Emissionen eine Kleinstadt ein Jahr lang mit Strom versorgen – oder eine Fridays-for-Future-Demo vier Jahre mit empörtem Sprit.
Moderator: Frau Noch-Außen, Sie sind ja Expertin für internationale Beziehungen. War das Klima wenigstens ein Thema auf den Reisen von Herrn Merz?
Annalena Noch-Außen: Nun ja, sagen wir es so: Die einzige Klimaerwärmung, die auf diesen Flügen diskutiert wurde, war vermutlich die des Bordkaffees. Während ich auf Klimakonferenzen um jede Nachkommastelle in CO₂-Reduktionszielen ringe, fliegt Herr Merz im Kanzler-Modus durch die Weltgeschichte. Vielleicht hätte er mal den Zug nach Brüssel nehmen können – es gibt ja ein 9-Euro-Ticket für Europa… Oh, Moment, das war nur in meinem Wunschdenken.
Moderator: Herr Wabeck, Sie setzen sich für nachhaltige Mobilität ein. Wie nachhaltig ist das Vielfliegen von Herrn Merz?
Roberto Wabeck: Also, wenn „nachhaltig“ bedeutet, dass man sehr zuverlässig jedes Jahr einen gigantischen CO₂-Fußabdruck hinterlässt, dann ist das absolut nachhaltig! Immerhin hält er die Luftfahrtbranche stabil und sorgt für sichere Jobs in der Kerosinindustrie. Aber im Ernst: Ich hätte erwartet, dass jemand, der sich wirtschaftliche Vernunft auf die Fahnen schreibt, vielleicht mal über alternative Fortbewegungsmittel nachdenkt. Mit einem Nachtzug nach Paris? Gott bewahre! Lieber First Class mit Bundeswehr-Jet.
Moderator: Frau Quasselmann, Sie sind bekannt für Ihren Kampf gegen Umweltverschmutzung. Wie empfinden Sie das Verhalten von Friedrich Merz?
Brigitte Quasselmann: Also, ich habe ja schon viele Umweltverbrechen gesehen, aber das hier ist wirklich der Airbus unter den Klimasünden! Und dann auch noch mit Steuergeld! Ich meine, was soll das? Während der Normalbürger sich mit Klimatickets, Spritpreisen und Bahnausfällen herumärgert, ballert Herr Merz fröhlich tonnenweise Emissionen in die Atmosphäre. Da könnten wir auch gleich anfangen, Kohlekraftwerke mit Flugzeugbenzin zu betreiben!
Moderator: Die Unionsfraktion verteidigt ihn ja mit dem Argument, dass es sich um „einige wenige Reisen zu wichtigen Partnern“ gehandelt habe. Überzeugt Sie das?
Brigitte Quasselmann: Klar, wenn ich 30 Stück Torte esse, kann ich auch sagen: „Das war nur ein kleines Dessert!“ Fakt ist: Alle anderen Fraktionschefs sind nicht einmal annähernd so oft geflogen. Was haben die gemacht? Vielleicht eine Zoom-Konferenz benutzt? Ich weiß, das ist revolutionär, aber es könnte funktionieren!
Moderator: Herr Nurdippur, gibt es eine klimaschonendere Alternative für solche Reisen?
Omnid Nurdippur: Aber sicher! Nachtzüge, Videokonferenzen oder – verrückte Idee – vielleicht einfach mal Delegationen losschicken, statt sich selbst als Kanzler in Spe zu inszenieren. Vielleicht gibt es ja bald einen Merz-Air-Miles-Bonus, wo man für 50 Flüge ein kostenloses Tempolimit verhindern darf.
Moderator: Abschließend: Welche politische Maßnahme wäre sinnvoll, um solche Vielfliegerei einzudämmen?
Annalena Noch-Außen: Ein verpflichtendes Bahn-Abo für Politiker! Wer fliegen will, muss vorher nachweisen, dass es keine sinnvolle Zugverbindung gibt.
Roberto Wabeck: Vielleicht einfach mal eine CO₂-Steuer auf Politikerflüge? Dann wird’s schnell weniger attraktiv.
Brigitte Quasselmann: Ich schlage vor: Fliegen nur noch mit Fahrradanhänger! Dann sehen wir mal, wie schnell sich „wichtige europäische Partner“ wirklich treffen lassen.
Omnid Nurdippur: Oder wir führen einfach eine Vielflieger-Schamquote ein: Ab dem zehnten Flug muss der Politiker live im Bundestag erklären, warum das nötig war – in der Umkleidekabine eines ICEs, während der Zug Verspätung hat!
Moderator: Das klingt alles nach großartigen Vorschlägen! Vielen Dank an meine Gäste – und wir hoffen, dass Friedrich Merz seinen nächsten Flug vielleicht doch mal durch einen Anruf ersetzt.
(Ende der Sendung – aber leider nicht der Vielfliegerei…)
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