Hinters Licht geführt

Published On: Samstag, 05.07.2014By

Täglich ärgern sich viele Verbraucher, dass sie im Supermarkt hinters Licht geführt werden. Jeden Monat rücken wir eine Mogelpackung ins Rampenlicht und veröffentlichen diese als „Mogelpackung des Monats“ auch auf unserer Facebook-Seite.

Smarties, KitKat und Lion sind Mogelpackung des Monats

Die Minis von Nestlé gibt es jetzt zum Mega-Preis. Denn: Nestlé hat den Inhalt seiner Schokoladenprodukte „Smarties Mini“, „KitKat Mini“ und „Lion Mini“ kräftig reduziert – und die Preise natürlich unverändert gelassen. Angesichts der deftigen Füllmengenreduzierung bleiben vielen Menschen die Schokoriegel und bunten Schokolinsen sicher im Halse stecken.

So schrumpfte die Smarties-Packung beispielsweise von 201 auf 158 Gramm. Bei gleich bleibendem Preis entspricht das einer versteckten Preiserhöhung von sage und schreibe 27,2 Prozent. Die Smarties sind damit Spitzenreiter in Sachen Preisaufschlag. Dicht dahinter folgen die KitKat Minis, deren Packung Nestlé von 233 auf 184 Gramm eindampfte. Im Klartext: Der Preis für die Schokoriegel erhöhte sich um 26,6 Prozent. Und auch der Packungsinhalt der Lion-Riegel fällt jetzt mit 198 statt 216 Gramm deutlich geringer aus. In einigen Geschäften und Supermärkten sind auf den Preisschildern an den Regalen noch die alten Packungsgrößen angegeben.

Doch nicht nur die Mini-Varianten der Schokoladenmarken Smarties, KitKat und Lion hat Nestlé „preislich optimiert”. Auch bei den Choco Crossies sind wir fündig geworden. Deren Packungsgröße schrumpfte von 180 Gramm (2 x 90) auf 160 Gramm (2 x 80). Weitere Mogelpackungen, darunter Produkte der Marken Aptamil, Milka und Iglo haben wir in unserer aktuellen Mogelpackungsliste veröffentlicht.

Haben Sie sich auch über ein Produkt im Supermarkt geärgert? Schicken Sie uns eine E-Mail oder informieren Sie uns über unsere Facebook Fanseite.

Falls sich unsere folgende Bildergalerie nicht automatisch öffnet, können Sie sich einen Flashplayer herunterladen. Den bekommen Sie beispielsweise hier.

Mogelpackungsliste

Seit nunmehr neun Jahren pflegen wir eine bundesweit einzigartige Mogelpackungsliste mit versteckten Preiserhöhungen auf der Basis unserer eigenen Recherchen und vieler Hinweise aufmerksamer und verärgerter Verbraucher. Mit aktuell mehr als 500 Produkten beleuchtet die Liste unter Nennung der Namen von Produkt und Hersteller die Masche der Anbieter. Unsere aktuellen Fälle:

Wenn Sie unsere Arbeit zur Aufdeckung von Mogeleien und Schummeleien unterstützen möchten, spenden Sie hier online. Für uns ist jeder Beitrag eine Hilfe. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Zusammenfassung der früheren Untersuchungen

Auch wenn die Flut der Sonderangebote auf Handzetteln oder in den Printmedien einen anderen Eindruck vermittelt, die Preise im Einzelhandel werden weiterhin kräftig erhöht. Nicht immer sind die Preissteigerungen für Sie als Verbraucher auf den ersten Blick zu erkennen. 

Seit Jahren beobachten wir eine Masche im Handel und bei den Herstellern von Lebensmitteln und anderen Produkten. Wir nennen sie: weniger drin, Preis gleich. Oder deutlicher: versteckte Preiserhöhung.

Wir erklären Ihnen, wie das Ganze funktioniert: Kunden haben sich an den Preis eines Produktes gewöhnt, sagen wir 2,99 Euro. Statt sie jetzt durch eine nominale Preiserhöhung, sagen wir auf 3,49 Euro, vom Kauf abzuhalten, wird die Preiserhöhung verschleiert, indem bei gleichem Preis weniger Inhalt in die Packung gegeben wird. Manchmal ist es auch der Handel, der eine Preissenkung des Herstellers nicht an die Verbraucher weiter gibt.

Ergebnisse im Überblick


9. Mai 2014
Was für ein Käse!

Viel Karton, viel Plastik und viel Luft, aber eine sehr überschaubare Menge an Back-Camembert hat der Discounter Netto im Sortiment. Die Prestige Camembert Herzen von Bayernmilch sind daher unsere Mogelpackung des Monats Mai.

Als Aktionsware zum Muttertag angeboten machte der Netto Marken-Discount kräftig Werbung für das Produkt der Bayernmilch GmbH aus Rott am Inn. Doch wer den fast A4-großen Umkarton öffnet, sieht, was ein Schütteln der Packung bereits vermuten lässt. Hier steht jede Menge Luft im Kühlregal, die man nicht auf Anhieb erkennt. Zusätzlich ist jedes kleine Camembert-Herz zum Schutz nochmals großzügig von einer Plastikschale umhüllt, die nicht dringend notwendig ist. Summa summarum bewirkt die opulente Verpackung bei den Camembert Herzen der Marke Prestige einen Luftanteil von etwa 60 Prozent.

Luft hin oder her, wirft man einen Blick auf die Schauseite der Verpackung, so will man meinen, dass die Herzen doch nicht allzu klein ausfallen können – schließlich ist der Käse sogar darauf abgebildet. Doch Achtung, hier haben die Designer ganze Arbeit geleistet und das Produkt besonders gut in Szene gesetzt. Dazu gehört leider auch, dass bei der Größe einfach ein wenig geschummelt wurde.

1. April 2014
Abgefrühstückt!

Das ist leider kein Aprilscherz. Kellogg’s hat den Inhalt seiner „Kellogg’s Corn Flakes Die Originalen“ und „Kellogg’s Special K Classic“ kräftig reduziert. Die deftige Füllmengenreduzierung bei gleich bleibendem Preis dürfte vielen Menschen das Frühstück vermiesen. Beim Discounter Penny beispielsweise gibt es die Original Corn Flakes ab sofort in der 450-Gramm-Packung und nicht mehr im Karton mit 550 Gramm. Am Preis von 2,69 Euro hat sich nichts geändert, was einer versteckten Preiserhöhung von sage und schreibe 22,2 Prozent entspricht. Noch schlimmer sieht es bei den Special K aus. Die Variante „Classic“ gab es bis vor Kurzem noch im 375-Gramm-Pack. Jetzt darf man den gleichen Preis von 2,89 Euro für 300 Gramm auf den Tisch legen und damit sogar 25 Prozent mehr.

Die versteckten Preiserhöhungen gehen einher mit einer Neugestaltung der Verpackungen. In einigen Geschäften und Supermärkten sind auf den Preisschildern an den Regalen noch die alten Mengen angegeben. Wer also etwas Glück hat und genauer hinschaut, kann sehen, ob seine Frühstücksflocken auch von einer Preiserhöhung betroffen sind.

28. Februar 2014
Keine saubere Sache!

Laut Bilanz kletterte der Gewinn des Konsumgüterkonzerns Henkel 2013 um 7,8 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro. Auch 2014 will Henkel weiter wachsen: Verbraucher sollten sich laut Vorstand darauf einstellen, für die Produkte des Konzerns tiefer in die Tasche greifen zu müssen.

Für verschiedene Waschmittelsorten aus dem Hause Henkel dürfen wir schon ab sofort mehr zahlen. Erkennbar ist dies allerdings erst auf den zweiten Blick. Zahlreiche Produkte der Waschmittelmarken Persil, Weißer Riese und Spee sind daher unsere Mogelpackung des Monats März. Henkel hat sowohl bei Pulver- als auch Flüssigwaschmitteln mit unveränderten Preisen im Handel die Füllmengen und damit die möglichen Waschladungen von 16 auf 15 reduziert.

So schrumpfte etwa stellvertretend für viele der Henkel’schen Pulverwaschmittel bei Persil Universal Megaperls Lavendel Frische und Weißer Riese Megaperls 5 der Inhalt von 1.080 auf 1.012 Gramm. Beim Universal Pulver der Marke Persil bekommen Verbraucher nur noch 1.200 statt 1.280 Gramm für ihr Geld. Und auch bei den Flüssigwaschmitteln, wie zum Beispiel Spee Color oder Persil Universal, hat Henkel die Füllmenge von 1.168 auf 1.095 Milliliter reduziert.

Ob alte oder neue Packungen, die Waschmittel von Henkel gehen in fast allen Geschäften zum gleichen Preis über die Ladentheke. Der Verbraucher hat das Nachsehen, denn er zahlt letztendlich 6,7 Prozent mehr, um seine Wäsche sauber zu bekommen.

Die letzten Preis­er­höhungen dieser Art fanden 2012 und 2011 statt. Damals reduzierte Henkel die Waschladungen bei vielen seiner Produkte von 18 auf 16 und im Jahr zuvor von 20 auf 18. Die aktuelle Füll­mengen­reduzierung ist also die dritte versteckte Preiserhöhung binnen drei Jahren.

4. Februar 2014
Pampers: So’n Schiet!

Unsere Mogelpackung des Monats Februar sind die Windeln der Marke Pampers. Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble hat erneut bei unveränderten Preisen die Füllmengen seiner Windelpackungen reduziert. Dabei liegt die letzte versteckte Preiserhöhung dieser Art erst ein Jahr zurück. Betroffen sind die Windelsorten „Pampers New Baby“, „Pampers Baby-Dry“ und „Pampers Active Fit“. So schrumpfte beispielsweise die Anzahl der Windeln im Baby-Dry-Standardpack der Größe 4 von 34 auf 31 Stück. Im dazugehörigen Jumbo-Pack sind nur noch 78 statt 84 Windeln. Besonders stark reduzierte Procter & Gamble auch bei den Größen 3 und 4 der Sorte „Pampers Active Fit“. Die versteckten Preiserhöhungen betragen je nach Packungsgröße bis zu 11 Prozent.

Eltern, die zurzeit Windeln für ihren Nachwuchs kaufen, sollten besser genau hinschauen. In vielen Drogerien und Supermärkten liegen die Packungen mit alter und neuer Stückzahl noch zum gleichen Preis nebeneinander im Regal.

7. Januar 2014
MitteLeerKüche von Iglo

Unsere Mogelpackung des Monats Januar ist die „Mittelmeerküche“ von Iglo – eine neue Produktlinie mit tiefgefrorenen Gemüsezubereitungen. In den Packungen ist deutlich weniger drin als bei vielen anderen Produkten der Marke Iglo. Nämlich nur noch 350 Gramm, so dass der Karton „halb leer“ ist. Andere Produkte der Marke Iglo enthalten in ähnlich großen Packungen in der Regel 480, 500 oder als Promotion sogar bis zu 528 Gramm Gemüse.

Von außen ist der überschaubare Inhalt des neuen Produkts nicht zu ertasten, weil es sich um einen Karton handelt. Auch ein Sichtfenster fehlt, das die Inhaltsmenge zeigen könnte. Darüber hinaus gibt Iglo die konkrete Mengenangabe nicht auf der Schauseite, sondern „gut versteckt“ auf einer Seitenfläche der Verpackung an.

Unser Tipp: Bei Hinweisen wie „Neu“, „Neue Rezeptur“ oder „Neue Füllmenge“ sollten Sie besonders genau auf die Mengenangaben schauen. Gerade die Einführung von neuen Rezepturen oder neuen Sorten nutzen die Hersteller gern, um Füllmengen zu reduzieren.

Iglo hat auf die Nominierung seiner „Mittelmeerküche“ zur Mogelpackung des Monats umgehend reagiert und uns einen Brief geschickt. Wir halten die Argumente nicht für überzeugend und haben darauf entsprechend geantwortet.

4. Dezember 2013
Haribos mit Zensurbalken

„Mogelpackung des Monats“ im Dezember ist der Color-Rado-Mix von Haribo. Bei der To-Go-Variante, die es in Automaten in Bahnhöfen oder Krankenhäusern in kleinen Tütchen in Sondergröße gibt, wurde einfach die Füllmenge von 100 Gramm auf 85 Gramm bei identischem Preis – zum Beispiel 0,85 Euro – reduziert. Das entspricht einer versteckten Preiserhöhung von 17,6 Prozent.

Besonders dreist dabei: Haribo verwendet weiterhin die alten Packungen, schwärzt das alte Gewicht von 100 Gramm mit einem Balken und druckt das neue (85 g) darunter. Entsprechend leer sieht auch die Tüte aus…

1. November 2013
Milka mogelt

„Mogelpackung des Monats“ im November 2013 sind die Pralinés von Milka, die zum Beispiel als „I love Milka“ oder „Alles Gute“ verkauft werden. Statt 125 Gramm wie bisher sind nur noch 110 Gramm in jeder Verpackung. Dabei ist die Packungsgröße dieselbe und die Anzahl der Pralinés bleibt mit 20 Stück gleich. Nur die einzelne Praline wurde unscheinbar um 12 Prozent von 6,25 Gramm auf 5,5 Gramm verkleinert. In die Packung würde fast die doppelte Anzahl an Pralinen passen. Leider dürfen Pralinen laut „Pralinenrichtline“ besonders luftig verpackt werden, so dass gegen diese Luftverpackung rein rechtlich nichts zu machen ist..

Vor 4 Jahren waren übrigens noch 150 Gramm in einer Packung „I love Milka“ zum Preis von 1,99 Euro. Heute kostet die Schokolade in der kleineren 110-Gramm-Schachtel bei Rewe sogar 2,19 Euro. Das macht eine Preissteigerung von insgesamt über 50 Prozent innerhalb von vier Jahren.

Mai 2013
Bahlsen schneidet sich ein „ein Stück vom Kuchen ab

Bei den verschiedenen Sorten des bekannten Fertigkuchens „Comtess“ des Herstellers Bahlens fehlen seit einigen Wochen 50 Gramm. Bisher waren 400 Gramm in einer Packung, jetzt sind es nur noch 350 Gramm. Der Preis im Supermarkt bleibt derselbe, was einer versteckten Preiserhöhung von knapp 15 Prozent entspricht.

Als Begründung hat sich Bahlsen was Nettes einfallen lassen: Zum einen seien die Rohstoffkosten gestiegen. Zum anderen sei den Verbrauchern die 400-Gramm-Packung des leckeren Kuchens zu groß gewesen, sie hätten häufig nicht verzehrte Reste weggeworfen, erklärt Bahlsen einer Verbraucherin, die sich über die versteckte Preiserhöhung bei der Firma beschwert hatte. Deshalb komme Bahlsen dem Kundenwunsch nach und verringere das Füllgewicht. Ein Schelm, der dabei Böses denkt…

10. April 2013
Pampers – voll in die Hose

Weniger drin, Preis gleich: Pampers schießt den Vogel ab. Waren 2006 noch 47 Windeln in einer Packung, sind es heute nur noch 34. Über einen Zeitraum von sieben Jahren verringerte der Hersteller Procter & Gamble nach und nach die Füllmenge: Von 47 Windeln im Jahr 2006 auf  44 bis 2009, 40 bis 2012, 37 bis 2013 und heute 34 Windeln.

Macht Procter & Gamble so weiter, ist die Packung in 20 Jahren leer. Als besonders ärgerlich für Familien mit wenig Zeit zum Einkaufen, empfinden wir, dass die Packung jetzt vier Tage früher leer ist als vor sieben Jahren.

27. August 2012
Unilever will zukünftig günstigere Kleinpackungen verkaufen – ein Taschenspielertrick?

Unilever will „mehr günstigere Kleinpackungen statt nur teure Premium-Produkte“ anbieten und beruft sich zur Begründung auf die Krise in der EU und die wachsende Armut, so der Europa-Chef des Unternehmens Jan Zijderveld in einem Interview mit der Financial Times Deutschland (FTD). Wenn die Leute ärmer sind und weniger Geld für einen Einkauf ausgeben, müsste eben die Waschmittelpackung auch kleiner sein, so der Unilever-Chef. Doch was ist, wenn es dadurch für die Armen in Wahrheit teurer wird? The poor pay more?

Denn bei geringeren Füllmengen in Verpackungen ist nach unseren Erfahrungen genaues Hinschauen geboten. Unsere Untersuchungen zeigen, Füllmengenreduzierungen sind bisher fast immer mit versteckten Preiserhöhungen verbunden. Das hängt zum einen damit zusammen, dass die Produktion von Kleinpackungen in der Regel kostenintensiver ist, zum anderen werden die Konzerne nicht freiwillig auf Marge verzichten.

Gerade in Krisenzeiten lassen sich Verbraucher von einem geringen Packungspreis zum Kauf verleiten, ohne zu überprüfen, wie teuer die Ware tatsächlich ist (Grundpreis). Vor allem Menschen mit einem begrenzten Budget für ihren Wocheneinkauf greifen nach den scheinbar günstigen Kleinpackungen, weil diese auf den ersten Blick das Portemonnaie weniger belasten. Das Prinzip ist ähnlich wie beim Ratenkauf. Ein teures Produkt wird finanzierbar, wenn es in Raten bezahlt wird. Doch ist der Ratenkauf generell immer teurer als der Sofortkauf. Bekannte Marken können dieses Prinzip übernehmen, weil gerade bei ihren Produkten eine hohe Kundenbindung besteht.

Auch wenn in Deutschland bisher die Tendenz zu Kleinpackungen noch nicht besonders ausgeprägt ist, liegt das Papier schon in der Schublade, um es bei einer Rezession herauszuholen – allerdings ohne finanzielle Vorteile für Verbraucher. In Spanien und Griechenland wird die Kleinpackungsoffensive nach Angaben der FTD schon erfolgreich angewandt. Um das klarzustellen: Wir begrüßen prinzipiell das Angebot von Kleinpackungen, beispielsweise für Singles oder Senioren als Ergänzung zu Normalpackungen. Wir lehnen es aber ab, wenn die Produkte nur dazu genutzt werden, um versteckt die Preise zu erhöhen.

Übrigens: Auch der Konzern Mars Inc. hat vor kurzem Füllmengenreduzierungen angekündigt – aus gesundheitlichen Gründen. Packungen sollen zukünftig nicht mehr als 250 kcal beinhalten, das bedeutet für einige Produkte eine Füllmengenreduzierung. Dass die Abgabepreise an den Handel entsprechend angepasst werden, ist von dem Konzern nicht zu hören. Damit könnte das Unternehmen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Höhere Preise und ein besseres Gesundheitsimage.

Wir raten Verbrauchern: Vergleichen Sie immer genau den Grundpreis, damit Sie nicht auf Mogelpackungen hereinfallen!


Die Mogelmasche: Weniger drin, Preis gleich

In den letzten sieben Jahren haben wir den Markt immer wieder kritisch unter die Lupe genommen. Ausgewählte Ergebnisse dieser Untersuchungen können Sie den folgenden Übersichten entnehmen.

März 2012: Preisunterschiede bei Markenlebensmitteln

Nach zahlreichen Beschwerden verärgerter Verbraucher haben wir die Verkaufspreise von 18 Marken­lebens­mitteln bei 10 verschiedenen Einzelhändlern untersucht und Erstaunliches festgestellt. Je nach Füllmenge, die von Händler zu Händler variiert, konnten wir Preisunterschiede von bis zu 50 Prozent ausfindig machen – und das bei scheinbar gleichem Verkaufspreis pro Packung  Der Einzelhandel und die Lebensmittelindustrie arbeiten offenbar Hand in Hand, um gezielt zu verhindern, dass Sie sich als Verbraucher ein klares Bild vom Preis eines Produkts machen können.

Markenlebensmittel: Gesamtauswertung der Untersuchungsergebnisse mit Bildern (Stand 28.03.2012)

Markenlebensmittel: Gesamtübersicht des Preisvergleichs (Stand 28.03.2012)

Oktober 2011: Versteckte Preiserhöhungen bei Waschmitteln

Wir haben Waschmittel unter die Lupe genommen und sind fündig geworden. Unsere Stichprobenuntersuchung hat allein 24 versteckte Preiserhöhungen durch Füllmengenreduzierung bei den führenden Markenherstellern zu Tage gebracht.

Waschmittel: Tabelle mit versteckten Preiserhöhungen durch weniger Inhalt bei stabilem Preis

April 2011: Inflation in kleineren Tüten

Zwei Jahre nach Freigabe der Füllmengen durch die EU geht die Schummelei nach dem Motto „Weniger drin, Preis gleich“ weiter. Gerade in den letzten Monaten erreichten uns besonders viele Verbraucherbeschwerden.

Vor dem Hintergrund steigender Rohstoffpreise suchen etliche Unternehmen offenbar ihr Heil in diesem Trick. So liegt der Grundpreis für das Persil Flüssigwaschmittel um mehr als 11 Prozent höher, weil die Füllmenge von 1,5 Liter auf 1,35 Liter bei gleichem Preis reduziert wurde. Bei den Süßigkeiten Mars Minis wurde die Füllmenge von 235 Gramm auf 221 Gramm verringert, was einer Preiserhöhung von gut 6 Prozent entspricht.

Wir befürchten mit steigender Inflation eine Zunahme dieser Mogelpackungen. Um preisstabil zu erscheinen werden die höheren Preise in kleineren Packungen versteckt.

April 2011: Der Trick mit der neuen Sorte

Ein weiterer Trend geht dahin, dass neue Sorten vieler Markenartikel mit geringerer Füllmenge und ähnlicher Aufmachung wie die Standardsorten angeboten werden. So gibt es seit Anfang April von Unilever die neue Margarine „Rama Unwiderstehlich!“ im 400-Gramm-Becher. Gegenüber der Standardsorte Rama mit 500 Gramm ist sie bei gleichem Packungspreis um 25 Prozent teurer. So genannte Schwellenpreise sollen bei Produkteinführungen nicht überschritten werden. Verbrauchern wird auf diese Weise suggeriert, dass das neue Produkt genauso teuer ist wie das bekannte. Die Zusammensetzung der Produkte unterscheidet sich oft nur marginal, z.B. etwas mehr Saft, etwas weniger Zucker oder etwas weniger Fett.

Ganz schwierig wird es für Verbraucher, Füllmengenreduzierungen auf die Schliche zu kommen, wenn Produkte ein Comeback feiern. So wie aktuell die Yes Torty von Nestlé: War es bis 2003 im 38-Gramm-Pack erhältlich, sind es im April 2011 nur noch 32 Gramm.

Neue Sorten: Tabelle mit besonders auffälligen Produkten

September 2010: Mogelpackungen der 2. Generation

Jetzt haben wir die ersten Produkte im Handel entdeckt, bei denen der Trick „Weniger drin – Preis gleich“ wiederholt bei ein- und demselben Produkt angewendet wurde. So reduzierte der Hersteller Procter & Gamble bei den Pringles Chips innerhalb von vier Jahren die Füllmenge von 200 Gramm über 170 Gramm auf aktuell 165 Gramm. Der Packungspreis blieb entweder gleich oder stieg in diesem Zeitraum bei etlichen Händlern sogar noch von 1,59 Euro auf 1,99 Euro an. Die Preiserhöhung kann sich dadurch auf insgesamt 52 Prozent belaufen. Auch bei Marken wie Nivea, Calgonit und Somat wurden wiederholt versteckte Preissteigerungen entdeckt.

Wir nennen diese mehrstufigen Preissteigerungen Mogelpackungen der zweiten Generation. Vor allem Markenprodukte fallen nutzen diesen Trick und setzen so das Vertrauen ihrer Kunden aufs Spiel.

2. Generation: 10 Beispiele für mehrstufige Mogelpackungen

September 2010: Mehr drin, aber übermäßig teuer

Es werden immer mehr Produkte angeboten, bei denen die Füllmenge zwar erhöht wird, der Preis dazu aber überproportional steigt. So gibt es aktuell das Spülmittel Ultra Palmolive in 600-Milliliter-Packungen statt wie bisher mit 500 Millilitern, beworben auf dem Etikett „Neu + 20 % mehr Inhalt“. Der Preis stieg bei Rossmann von 0,85 Euro auf 1,65 Euro, was einer Preiserhöhung von 62 Prozent entspricht.

Mehr-drin-Produkte: Liste mit Beispielen für „Mehr drin, aber übermäßig teurer



Ist das legal?

Preiserhöhungen sind nicht verboten, es gilt Vertragsfreiheit. Wohl aber sind Mogelpackungen gesetzwidrig. Was im rechtlichen Sinne darunter fällt, ist oft schwierig festzustellen. Es gelten eichrechtliche Grundsätze, wonach die Packung mit der Reduzierung der Füllmenge schrumpfen muss und ein Hersteller nicht zu viel Luft in der Verpackung lassen darf. Doch wann diese Fälle im rechtlichen Sinne zur Mogelpackung werden, ist nur im Einzelfall bestimmbar.

Was soll man als Kunde tun, hilft der Grundpreis?

Tatsächlich ist der Packungspreis für Preisvergleiche letztlich uninteressant. Der Grundpreis hilft nur teilweise weiter, da er vom Handel nicht immer vorschriftsgemäß ausgezeichnet wird. Wir haben bei Supermarktbegehungen oft festgestellt, dass der Grundpreis fehlt, fehlerhaft oder unleserlich klein am Regal steht. In kleineren Geschäften, Kiosken oder an Automaten werden Sie gar keine Grundpreise finden.

Zusätzlich werden Defizite im Vollzug festgestellt. Seit der ersten Reform im Jahr 2000 sind die Eichbehörden nicht mehr für die Überprüfung der Grundpreise zuständig. In jedem Bundesland kümmert sich eine andere Behörde um die Überprüfung – oder auch nicht, denn Statistiken liegen dazu nicht vor. Verstöße gegen die Pflicht zur Grundpreisauszeichnung werden immer noch als Kavaliersdelikte angesehen.

Eine weitere Tücke: Der Grundpreis wird gesetzlich nur für Gewichts- und Volumenangaben verlangt. Für Produkte, die pro Stück abgegeben werden, etwa Feuchttücher und Toiletten­papier, ist er nicht vorgeschrieben.

Melden Sie uns Mogelpackungen!

Wenn Sie eine Schokolade mit 90 Gramm, eine Milch mit 0,4 Liter oder Mogelpackungen bzw. versteckte Preiserhöhungen entdecken, freuen wir uns über eine E-Mail an ernaehrung@vzhh.de.



EU-Lizenz zum Mogeln

Einen gewissen Schutz vor den Machenschaften der Hersteller bot bis April 2009 noch die Tatsache, dass für einige Produkte feste Verpackungsgrößen vorgeschrieben waren. Doch seit 11. April 2009 sind fast alle verbindlichen Mengenvorgaben für Lebensmittel entfallen, denn es wurde eine EU-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt.

Bis dahin konnten bestimmte Erzeugnisse in Fertigpackungen nur in den für sie festgelegten Füllmengen verkauft werden. Milch zwischen 0,5 und 1 Liter beispielsweise durfte nur in Fertigpackungen mit 0,5 Liter, 0,75 Liter und 1 Liter Inhalt in den Handel gehen. Diese festen Größeneinheiten für Milch, Wasser, Limonade, Fruchtsäfte, Zucker und Schokolade sind wegen des EU-Gesetzes weggefallen. Nur bei Wein, Sekt und Spirituosen bleiben feste Nennfüllmengen erhalten.

Schlagabtausch mit EU-Kommissar
EU-Kommissar Günter Verheugen warf uns am 16. September 2009 „Mogelei mit der angeblichen EU-Lizenz zum Mogeln“ vor und sagte, viele der in unserer Liste aufgeführten Produkte hätten gar nichts mit der ab April 2009 EU-bedingten Freigabe der Verpackungsgrößen zu tun. Doch hier baut der Kommissar einen Popanz auf. Denn wir haben niemals behauptet, dass alle in der Liste aufgeführten Produkte auf die EU-Liberalisierung zurückgehen. Vielmehr führen wir die Liste bereits seit Jahren, also lange vor der Freigabe der Verpackungsgrößen durch die EU.

Unsere Kritik
Unser Kritikpunkt war und ist: Durch die seit April 2009 geltende Freigabe der Verpackungsgrößen für Milch, Wasser, Limonade, Fruchtsaft, Zucker und Schokolade wird der Mogelei jetzt auch für wichtige, viel gekaufte Lebensmittel und Grund­nahrungs­mittel Tür und Tor geöffnet. Die Europäische Union gibt eine Lizenz zum Mogeln! Die Freigabe der Füllmengen ist aus Sicht der meisten Konsumenten verbraucherunfreundlich und erschwert den täglichen Einkauf. Eine Rücknahme der Freigabe ist daher dringend geboten.

Das schöne Beispiel Eis
Was anderenfalls passiert, zeigt die Entwicklung in Sachen Eis. Es war bis zur ersten EU-Reform im Jahr 2000 üblich, Eis in Fertigpackungen von 1000 Millilitern anzubieten. Seit der Reform sinken die Füllmengen stetig und 1-Liter-Packungen sind nur noch selten zu finden. Stattdessen bieten viele Markenartikler Verpackungen mit 900 Millilitern oder gar nur noch 850 Millilitern an.

Quelle: VZ Hamburg

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