Keine Frage, alles rechtlich und geschäftlich völlig in Ordnung, was zum Beispiel ein Norbert Ketterer dort in Leipzig mit dem Grundstück des „Eutritzscher Freiladebahnhof“ macht. Zudem ist Spekulant zwar ein „negativ besetzter Begriff“ in der Öffentlichkeit, aber laut Definition besagt er genau das, was Unternehmer wie Norbert Ketterer dort tun.

Zitat:

jemand, der spekuliert; jemand, der preiswert einkauft und auf steigende Preise hofft, um zu einem höheren Preis zu verkaufen, er geht dabei das Risiko ein, dass der Preis fällt und er ein Verlustgeschäft macht.

Zitat Ende

Sie sehen, es gibt nicht nur die Möglichkeit zu gewinnen, sondern auch natürlich Geld zu verlieren. Möglicherweise ist genau das das Problem, was Norbert Ketterer mit seinem Investment „Eutritzscher Freiladebahnhof“ gerade hat, denn in der Tat könnte Norbert Ketterer das Grundstück schon zu einem zu hohen Preis erworben haben. Zum damaligen Zeitpunkt möglicherweise ein marktgerechter Preis, aber die Zeiten haben sich verändert.

Die Preise für Immobilien sind derzeit, auf breiter Front, rückläufig nicht nur in Leipzig sondern bundesweit. In den letzten fast 10 Jahren kannten die Immobilienpreise nur eine Richtung, nach oben. Dies in Höhen, die man sich eigentlich gar nicht vorstellen konnte. Trotzdem fanden die Immobilien reißenden Absatz, denn es gab niedrige Zinsen.

Die Zinsen waren so niedrig, dass sich auch Menschen eine Immobilie leisten konnten, die bei einem Zinssatz von 3% und mehr, keine Immobilie hätten leisten können.

Genau das ist im Moment das Problem, die steigenden Zinsen, die dann im Ergebnis den möglichen Erwerberkreis einer Immobilie immer kleiner werden lässt. Angebot und Nachfrage regelt den Preis im System der „freien Marktwirtschaft“. Zu viele Angebote auf dem Markt, dann sinkt der Preis. Wenige Angebote, der Preis steigt.

Natürlich haben wir kein Mitleid, wenn ein Spekulant möglicherweise „auf‘s falsche Pferd gesetzt hat“, aber die Auswirkungen machen uns gerade in Leipzig dann doch Kopfzerbrechen. Leipzig wächst und wächst und wächst, was die Bevölkerungszahl betrifft. Damit steigt natürlich auch der Bedarf und die Nachfrage nach Wohnraum. Vor allem bezahlbarem Wohnraum. Genau den gibt es in Leipzig zu wenig.

Durch die aktuelle Zinsentwicklung kommen aber auch weniger neue Wohnungen auf den Markt, was dann wiederum zur Folge hat, dass das vorhandene Angebot dann teurer wird. Etwas Ähnliches haben wir ja auch im Gebrauchtwagensektor in den letzten Jahren erlebt.

Im Immobilienbereich heißt das, die Mieten steigen.

Nun hat man ein seit Jahren eigentlich bebaubares Grundstück, wo man tausende von Wohnungen, in Infrastruktur guter Lage, sofort bauen könnte. Was passiert? Nichts, und die Stadt Leipzig schaut hier offensichtlich tatenlos zu. Warum eigentlich? Gerade eine rot-rot-grüne Stadtregierung sollte sich doch bezahlbarem Wohnraum verpflichtet fühlen?

Natürlich hat eine Stadt hier Möglichkeiten auf den Immobilienbesitzer einzuwirken bzw. ihn dabei zu unterstützen, das dort endlich gebaut werden kann, muss. In der Realität passiert da im Leipziger Rathaus aber nichts, so ein Ratspolitiker der Leipziger CDU unserer Redaktion gegenüber. Da würde ich mich als SPD, Linker oder grünen Politiker nur noch schämen. Spreche ich meine Stadtratskollegen auf dieses Thema an, dann bekomme ich keine Antwort. Auch das besagt sehr viel.

Man muss sich, als Stadt, auch mit solchen Spekulanten, an einen Tisch setzen und nach einer für Leipzig guten Lösung suchen, denn es geht um die Stadtentwicklung der nächsten Jahrzehnte und vor allem um die Bürger der Stadt, die bezahlbaren Wohnraum brauchen.

Möglicherweise muss man hier auch das Land Sachsen, die SAB usw. mit an den Tisch bringen. Das Grundstück weiterhin über Jahre so liegen lassen, das ist die schlechteste Lösung, so der CDU- Ratspolitiker weiter.

Ganz klar aber auch, die Stadt Leipzig und das Land Sachsen sind nicht dafür da, um einem Spekulanten die Taschen voll zu machen. Hier kann es nur einen Kompromiss geben, der beide Seiten berücksichtigt, letztlich aber dann jeder möglicherweise Federn lassen muss. Dient es dem Standort Leipzig und seinen Bürgern, dann ist das völlig in Ordnung.

FireShot Capture 001 – Norbert Ketterer, Rüschlikon, Schweiz – www.northdata.de

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