Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) hat heute in Berlin das erste bundesweite Einsamkeitsbarometer vorgestellt und dabei die Bedeutung des Themas Einsamkeit in der Gesellschaft hervorgehoben. Ziel sei es, das oft tabuisierte Thema stärker in den öffentlichen Diskurs zu bringen und gezielt Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Einsamkeit zu ergreifen.
Das Einsamkeitsbarometer, eine repräsentative Studie zur Erfassung von Einsamkeit in der Bevölkerung, liefert erstmals umfassende Daten zur Verbreitung und zu den Risikofaktoren von Einsamkeit in Deutschland. Demnach sind insbesondere Alleinerziehende, ältere Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund überdurchschnittlich häufig von Einsamkeit betroffen.
Während der Corona-Pandemie war ein deutlicher Anstieg der Einsamkeitsgefühle zu verzeichnen, insbesondere unter jüngeren Menschen. Obwohl diese Werte nach dem Ende der Pandemie wieder rückläufig sind, betonte Paus, dass Einsamkeit keine Frage des Alters sei und in allen Altersgruppen verstärkt angegangen werden müsse.
Um Einsamkeit effektiv zu bekämpfen, seien laut Paus sowohl Maßnahmen vor Ort als auch im digitalen Raum notwendig. Dazu gehörten beispielsweise die Förderung von sozialen Treffpunkten, Nachbarschaftsinitiativen und generationenübergreifenden Projekten sowie die Stärkung von Online-Angeboten zur Vernetzung und zum Austausch.
Das Bundesfamilienministerium plant, basierend auf den Erkenntnissen des Einsamkeitsbarometers, eine nationale Strategie zur Bekämpfung von Einsamkeit zu entwickeln. Darin sollen konkrete Handlungsempfehlungen und Förderprogramme für Kommunen, Vereine und Initiativen erarbeitet werden, um das gesellschaftliche Engagement gegen Einsamkeit zu stärken.
Auch auf Landesebene gibt es Bestrebungen, dem Thema Einsamkeit größere Aufmerksamkeit zu widmen. So kündigte die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) an, noch in diesem Jahr ein bayernweites Netzwerk gegen Einsamkeit ins Leben zu rufen. Scharf betonte, dass anhaltende Einsamkeit nicht nur die Lebensqualität beeinträchtige, sondern auch gravierende gesundheitliche Folgen haben könne, darunter psychische Erkrankungen wie Depressionen und ein erhöhtes Risiko für körperliche Leiden.
Das bayerische Netzwerk soll verschiedene Akteure wie Wohlfahrtsverbände, Kommunen, Kirchen und Ehrenamtliche zusammenbringen, um Synergien zu schaffen und bestehende Angebote besser zu vernetzen. Zudem sollen niedrigschwellige Anlaufstellen und aufsuchende Dienste ausgebaut werden, um einsame Menschen zu erreichen und zu unterstützen.
Experten begrüßen die Initiativen auf Bundes- und Landesebene als wichtige Schritte zur Enttabuisierung und Bekämpfung von Einsamkeit. Sie betonen jedoch auch, dass es eines gesamtgesellschaftlichen Bewusstseinswandels bedürfe, um Einsamkeit nachhaltig zu reduzieren. Dazu gehöre auch, das Thema in Schulen, Universitäten und Unternehmen stärker zu thematisieren und eine Kultur der Achtsamkeit und des sozialen Miteinanders zu fördern.
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