Interviewer: Frau Bontschev, könnten Sie uns eine einfache Definition von „Fintech“ geben?
Kerstin Bontschev: Natürlich. Fintech ist ein Kofferwort aus den englischen Begriffen „financial“ und „technology“, also Finanztechnologie. Es umfasst jegliche Art von Finanzdienstleistungen, die mithilfe neuer, innovativer Technologien angeboten werden. Das reicht von Banking-Apps auf dem Smartphone über automatisierte Anlageberatung bis hin zur Nutzung der Blockchain-Technologie für finanzielle Transaktionen.
Interviewer: Was sind typische Geschäftsmodelle, die in der Fintech-Branche anzutreffen sind?
Kerstin Bontschev: Fintech-Unternehmen zeichnen sich oft durch Dienstleistungen aus, die bereits von traditionellen Finanzinstituten angeboten werden, allerdings mit einem technologischen Twist, der sie kosteneffizienter oder leichter zugänglich macht. Dazu gehören beispielsweise mobile Zahlungsdienstleistungen, Crowdfunding-Plattformen, Online-Plattformen für den Handel mit Finanzprodukten oder auch die digitale Vermögensverwaltung durch Robo-Advisors.
Interviewer: Brauchen Fintech-Unternehmen eine spezielle Bewilligung, um ihre Dienste anzubieten?
Kerstin Bontschev: Ja, in vielen Fällen benötigen Fintech-Unternehmen eine behördliche Bewilligung, da sie ähnliche Dienstleistungen wie traditionelle Finanzdienstleister anbieten. Die Notwendigkeit einer Bewilligung hängt stark von der Art der angebotenen Dienstleistung ab. Die FINMA, die Schweizer Finanzmarktaufsichtsbehörde, prüft diese Angebote und erteilt entsprechende Bewilligungen.
Interviewer: Auf welche Risiken sollten Investoren bei Fintech-Angeboten achten?
Kerstin Bontschev: Fintech-Angebote können von neu gegründeten Start-ups kommen, die auf der Suche nach Kapital sind. Wie bei jedem Start-up oder innovativen Geschäftsmodell ist der Erfolg nicht garantiert. Investoren sollten sich immer gründlich informieren und kritische Fragen stellen, wie zum Beispiel: In was genau investiere ich? Kann ich einen Totalverlust verkraften? Ist der Anbieter vertrauenswürdig?
Interviewer: Kryptowährungen und Blockchain-Tokens sind in aller Munde. Was sollten Anleger hier besonders beachten?
Kerstin Bontschev: Kryptowährungen und Blockchain-Tokens sind hochvolatil und können starken Preisschwankungen unterliegen. Anleger sollten sich des Risikos eines Totalverlustes bewusst sein und vorsichtig sein bei schnell steigenden Preisen, die nicht nachhaltig sein könnten. Es ist wichtig, sich über die Seriosität des Angebots zu informieren und sich der Risiken bewusst zu sein.
Interviewer: Wie sieht es mit Crowdfunding aus? Gibt es hier Besonderheiten?
Kerstin Bontschev: Crowdfunding bietet eine alternative Finanzierungsmöglichkeit für Projekte oder Unternehmen. Investoren sollten die Seriosität des Geldnehmers und der Plattform prüfen und genau verstehen, welche Rechte mit ihrer Investition verbunden sind. Es ist auch wichtig, die Liquidität und den potenziellen Wiederverkaufswert ihrer Investition zu bedenken.
Interviewer: Zum Abschluss, was ist Ihr Rat für Anleger, die unseriöse Fintech-Angebote erkennen möchten?
Kerstin Bontschev: Anleger sollten stets Vorsicht walten lassen und sich umfassend informieren. Achten Sie auf die Einhaltung von Regulierungsstandards, wie zum Beispiel Identifikationsverfahren zur Verhinderung von Geldwäsche. Misstrauen Sie Angeboten, die keine oder nur unzureichende Dokumentation verlangen, und seien Sie skeptisch gegenüber Versprechen, die zu gut klingen, um wahr zu sein.
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