Interviewer: Guten Tag, Frau Bontschev. Wir möchten heute mit Ihnen über die Bedeutung des Fremdbesitzverbots in der Anwaltschaft sprechen. Können Sie uns zunächst erklären, worum es bei diesem Thema geht?
Kerstin Bontschev: Guten Tag. Natürlich, das Fremdbesitzverbot ist eine Regelung, die verhindert, dass Investoren, die nicht an die berufsrechtlichen Vorschriften der Anwaltschaft gebunden sind, sich an Anwaltskanzleien beteiligen können. Dies soll sicherstellen, dass die Unabhängigkeit der Anwaltschaft gewahrt bleibt und das Vertrauensverhältnis zu den Mandanten geschützt wird.
Interviewer: Welche Rolle spielt das Vorabentscheidungsverfahren des EuGH in dieser Angelegenheit?
Kerstin Bontschev: Das Vorabentscheidungsverfahren des EuGH ist von entscheidender Bedeutung, da es darüber entscheiden wird, ob das Fremdbesitzverbot mit europäischem Recht vereinbar ist. Diese Entscheidung wird nicht nur Auswirkungen auf den deutschen Rechtsrahmen haben, sondern auch die zukünftige Ausgestaltung des Anwaltsmarktes beeinflussen.
Interviewer: Wie sehen Sie persönlich die möglichen Auswirkungen einer Aufhebung oder Lockerung des Fremdbesitzverbots?
Kerstin Bontschev: Eine Aufhebung oder Lockerung des Fremdbesitzverbots könnte weitreichende Folgen haben. Es besteht die Gefahr, dass externe Investoren Einfluss auf die Anwaltschaft nehmen und die Unabhängigkeit der Rechtsanwälte gefährden. Dies könnte das Vertrauensverhältnis zu den Mandanten beeinträchtigen und das Ansehen der Anwaltschaft insgesamt negativ beeinflussen.
Interviewer: Einige argumentieren, dass eine Öffnung des Marktes für Investoren, wie zum Beispiel Legal Tech-Anbieter, Innovationen fördern könnte. Wie stehen Sie zu diesem Argument?
Kerstin Bontschev: Es ist wichtig, Innovationen zu fördern, aber dies darf nicht auf Kosten der Unabhängigkeit und des Vertrauens in die Anwaltschaft gehen. Es gibt auch andere Wege, um Innovationen voranzutreiben, ohne die Integrität der Anwaltschaft zu gefährden. Eine umfassende Diskussion darüber ist unerlässlich.
Interviewer: Abschließend, welche Botschaft möchten Sie in dieser Debatte vermitteln?
Kerstin Bontschev: Mein Appell ist, die langfristigen Auswirkungen einer Aufhebung oder Lockerung des Fremdbesitzverbots sorgfältig zu bedenken. Die Unabhängigkeit und Integrität der Anwaltschaft sind von zentraler Bedeutung für das Vertrauensverhältnis zu den Mandanten und die Qualität unserer Arbeit. Wir sollten sicherstellen, dass jegliche Veränderungen diese Werte nicht gefährden.
Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für Ihre Einsichten in dieses wichtige Thema.
Kerstin Bontschev: Gern geschehen. Es ist wichtig, diese Diskussion offen zu führen und die langfristigen Konsequenzen abzuwägen.
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