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Interview: „Mein Finfluencer hat mich beraten – was ich daraus gelernt habe“

geralt (CC0), Pixabay
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Frage: Sie haben sich von einem Finfluencer beraten lassen. Wie kam es dazu?

Antwort: Ich bin seit einiger Zeit dabei, mein Wissen über Finanzen und Geldanlagen zu erweitern. Es gibt auf Social Media unglaublich viele Finfluencer, die Tipps und Anlagestrategien teilen. Einer von ihnen hatte mich mit seinen klaren Erklärungen und anschaulichen Grafiken überzeugt. Er schien wirklich kompetent zu sein, hatte viele Follower und bot auch individuelle Beratung an. Da ich mit traditionellen Finanzberatern bisher keine guten Erfahrungen gemacht hatte, wollte ich das mal ausprobieren.


Frage: Wie lief diese Beratung ab?

Antwort: Das Ganze begann damit, dass der Finfluencer in einem seiner Videos für eine individuelle Analyse meines Portfolios warb. Ich habe mich über seine Website angemeldet und erhielt ein Online-Beratungsgespräch. Im Gespräch erklärte ich meine finanzielle Situation, meine Ziele und wie ich bisher investiere. Er hat mir dann eine Strategie vorgeschlagen, wie ich meine Investments diversifizieren und bestimmte Finanzprodukte – unter anderem ETFs – gezielt nutzen könnte.

Am Ende des Gesprächs hat er auch ein E-Book mit ausführlicheren Informationen angeboten, das ich mir für eine Gebühr heruntergeladen habe. Außerdem hat er einige Affiliate-Links zu Finanzprodukten geschickt, über die ich direkt investieren konnte.


Frage: Wie bewerten Sie die Beratung?

Antwort: Auf den ersten Blick war ich sehr zufrieden. Der Finfluencer hatte eine klare und sympathische Art, alles zu erklären. Er ging auf meine Fragen ein und konnte die vorgeschlagenen Produkte gut begründen. Allerdings wurde mir später bewusst, dass er nicht auf alle Risiken hingewiesen hat. Zum Beispiel hatte ich den Eindruck, dass er bestimmte Produkte bevorzugt bewirbt – vielleicht, weil er Provisionen dafür erhält. Das hat bei mir den Eindruck hinterlassen, dass nicht alles zu 100 Prozent neutral war.


Frage: Haben Sie dann investiert?

Antwort: Ja, ich habe einige der vorgeschlagenen ETFs gekauft. Allerdings habe ich danach gemerkt, dass ich einige Risiken nicht ausreichend verstanden hatte. Zum Beispiel war mir nicht bewusst, dass sich bestimmte ETFs in einer wirtschaftlich unsicheren Phase auch negativ entwickeln können. Der Finfluencer hatte zwar erwähnt, dass jede Geldanlage Risiken birgt, aber das wurde eher allgemein gehalten. Ich hätte mir gewünscht, dass er tiefer auf mögliche Szenarien eingeht – vor allem, da ich kein Profi bin.


Frage: Haben Sie sich später noch einmal informiert?

Antwort: Ja, ich habe mich intensiver mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für Finfluencer beschäftigt. Dabei habe ich gelernt, dass sie eigentlich klare Vorgaben einhalten müssen. Zum Beispiel müssen sie Interessenkonflikte offenlegen – also wenn sie durch eine Kooperation oder einen Affiliate-Link verdienen. Mein Finfluencer hatte zwar in seinen Videos erwähnt, dass er Provisionen bekommt, aber ich hätte mir gewünscht, dass er das transparenter macht.

Außerdem habe ich gelesen, dass Finfluencer, die konkrete Anlageempfehlungen aussprechen, ihre Tätigkeit bei der BaFin anmelden und sich an strenge Regeln halten müssen. Ob er das getan hat, weiß ich bis heute nicht.


Frage: Was würden Sie anderen raten, die sich von einem Finfluencer beraten lassen möchten?

Antwort: Mein wichtigster Rat ist: Verlasst euch nicht nur auf einen Finfluencer, egal wie seriös er wirkt. Am Ende des Tages sind viele von ihnen keine ausgebildeten Finanzberater und verdienen durch die Produkte, die sie bewerben. Das bedeutet nicht, dass sie automatisch schlecht beraten – aber es gibt eben Interessenkonflikte.

Man sollte immer überprüfen, ob die Inhalte neutral und objektiv sind. Und vor allem: selbst recherchieren. Kein Finfluencer kann einem die Verantwortung für die eigenen Finanzentscheidungen abnehmen.


Frage: Wie gehen Sie heute mit Finfluencern um?

Antwort: Ich folge weiterhin einigen, weil sie spannende Einblicke und Ideen geben. Aber ich nehme ihre Inhalte eher als Anregung und nicht als verbindliche Beratung. Wenn ich größere Summen investieren möchte, lasse ich mich von einem professionellen Finanzberater beraten oder recherchiere sehr intensiv selbst. Außerdem achte ich bei Finfluencern darauf, ob sie transparent mit Kooperationen und möglichen Provisionen umgehen.


Frage: Haben Sie durch diese Erfahrung etwas gelernt?

Antwort: Ja, definitiv. Ich habe gelernt, dass ich bei Finanzentscheidungen viel kritischer hinterfragen muss – egal, ob die Empfehlung von einem Finfluencer oder einem Bankberater kommt. Transparenz, Sorgfalt und eigene Verantwortung sind das A und O. Finfluencer können durchaus hilfreiche Tipps geben, aber sie sind keine Garantie für den Erfolg. Am Ende liegt es an mir, mich ausreichend zu informieren und die Risiken zu verstehen.


Frage: Abschließend: Würden Sie sich wieder von einem Finfluencer beraten lassen?

Antwort: Das kommt darauf an. Wenn der Finfluencer nachweislich transparent, seriös und registriert ist, könnte ich mir das vorstellen – aber nur in Kombination mit eigener Recherche und einer kritischen Haltung. Finfluencer können eine wertvolle Ergänzung sein, aber sie sollten nicht die einzige Informationsquelle bleiben.


Frage: Vielen Dank für Ihre offenen Worte und die Einblicke!

Antwort: Sehr gern! Ich hoffe, meine Erfahrungen helfen anderen, bewusster mit Finfluencern umzugehen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

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