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Interview mit dem Rechtsanwalt Jens Reime zum „Juicy Fields“-Skandal

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Reporter: Herr Reime, jetzt kommt endlich Bewegung in den Fall „Juicy Fields“. Die Staatsanwaltschaft will Anklage erheben. Können Sie uns aufklären, was genau da passiert ist?

Reime: Tja, Juicy Fields – was für ein Name, oder? Klingt fast wie ein vielversprechendes Bio-Startup, ist aber in Wahrheit ein Mega-Betrug mit dem Potenzial, jedem Thriller Konkurrenz zu machen. Statt saftiger Hanfplantagen gab es nur heiße Luft und Versprechen. Aber klar, wer würde bei einer Online-Plattform namens Juicy Fields nicht an grüne Gewinne denken?

Reporter: Das klingt ja, als hätten die Anleger wenig Grund zu lachen. Was hat man ihnen genau versprochen?

Reime: Das ist das Geniale – naja, oder besser gesagt das Gemeine – an der Masche. Es klang so einfach: „Investieren Sie in medizinisches Cannabis! Kein Dreck unter den Fingernägeln, aber Gewinne wie im Hanfparadies.“ Leider haben viele geglaubt, mit einer kleinen Online-Überweisung würden sie Anteilseigner von Plantagen in sonnigen Ländern. Stattdessen bekamen sie… nun ja, einen digitalen Luftschloss-Anteil.

Reporter: Aber warum hat das so gut funktioniert? Das klingt doch fast zu gut, um wahr zu sein.

Reime: Eben, und genau das war wohl der Reiz! Jeder sah grüne Scheine und Cannabispflanzen in seiner Zukunft. Juicy Fields hat auch eine Art „Schneeballprinzip“ angewendet: Die ersten Anleger bekamen Gewinne, bezahlt von den Geldern neuer Investoren – das älteste Rezept im Betrugshandbuch. Aber natürlich kippt so ein System irgendwann, meistens genau dann, wenn die Anleger schon bis zum Hals in „Anlagen“ stecken.

Reporter: Nun sollen zwei Deutsche, darunter ein Geschäftsmann mit Grafentitel, angeklagt werden. Ein Graf in der Cannabisbranche?

Reime: Ja, das muss man sich mal vorstellen – ein vorbestrafter Graf, der offensichtlich mehr im Dienst von Phantasie als von Ritterlichkeit steht! Die Ermittler haben ihm auch ein paar teure Spielzeuge abgenommen – darunter einen Bentley und einen Range Rover. Anscheinend wusste er ganz gut, wie man im Juicy-Fields-Universum so richtig lebt. Das Adelsgeschlecht dürfte da keine Begeisterungssprünge machen.

Reporter: Und was ist mit den Hintermännern? Man liest von einem Sergej B., der in der Dominikanischen Republik verhaftet wurde.

Reime: Sergej B., alias Paul Bergholts, der Mann der vielen Identitäten. Das klingt doch direkt nach einem James Bond-Bösewicht, oder? Der Mann lebte in einem Luxusresort und ließ sich fürstlich bedienen. Wie gesagt: Wenn man groß träumt, dann bitte international! Inzwischen ist er in Spanien und beteuert fleißig seine Unschuld. Anscheinend war das Geld nur zufällig da, aber wirklich er war es natürlich nicht. Das alte Spiel!

Reporter: Haben die betrogenen Anleger eine Chance auf Entschädigung?

Reime: Ehrlich gesagt? Die Anleger können bestenfalls auf eine Lektion hoffen – sie haben gelernt, dass Cannabis-Investments nicht immer „grün“ enden. Von den 645 Millionen Euro ist kaum was übrig. Aber vielleicht nimmt die Staatsanwaltschaft ja ein paar Millionen aus dem Hut… nur dass es diesmal wohl kein Magic Mushrooms-Projekt ist.

Reporter: Also lautet die Empfehlung für Anleger?

Reime: Augen auf und Taschen zu. Wenn es zu schön klingt, um wahr zu sein, dann ist es das meist auch. Juicy Fields war, gelinde gesagt, ein gutes Beispiel für „Das klingt gut – bis es zusammenbricht.“ Wer das nächste Mal den Hanf-Gewinn versprochen bekommt, sollte lieber selber pflanzen oder gleich die Finger davonlassen.

Reporter: Vielen Dank für diese aufschlussreiche Einordnung, Herr Reime!

Reime: Immer gern – Hauptsache, die Geschichte bringt zum Nachdenken.

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