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Interview mit einem Experten für Genossenschaftliche Beteiligungen

ASPhotohrapy (CC0), Pixabay
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Kritische Analyse des Jahresabschlusses der „The Generation Forest eG“

Die „The Generation Forest eG“ ist eine Genossenschaft, die sich auf nachhaltige Aufforstungsprojekte in Panama konzentriert. Der Jahresabschluss 2023 zeigt die finanzielle Lage und die Herausforderungen dieser langfristig angelegten Geschäftsidee. Die Zahlen geben dabei einige Einblicke in die finanzielle Stabilität und die Risiken für die Mitglieder der Genossenschaft.

1. Hohe Rückstände bei Einzahlungen auf Geschäftsanteile

  • Im Jahresabschluss wird deutlich, dass es rückständige Einzahlungen auf Geschäftsanteile in Höhe von rund 4,39 Millionen Euro gibt. Diese Summe ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, was darauf hindeutet, dass viele Mitglieder ihre versprochenen Einzahlungen nicht vollständig geleistet haben.
  • Das birgt Risiken für die Genossenschaft, da diese Rückstände die Liquidität belasten können. Ein genossenschaftliches Modell ist stark auf die Unterstützung der Mitglieder angewiesen. Verzögerte Einzahlungen könnten das Projekt ins Stocken bringen, da dadurch weniger Mittel für Aufforstung und Pflege der Wälder zur Verfügung stehen.

Rechtsanwalt Jens Reime: „Aus Sicht der Mitglieder ist die hohe Summe rückständiger Einzahlungen problematisch. Die Genossenschaft braucht Kapital, um ihre Projekte umzusetzen. Verzögerungen bei Einzahlungen können den Fortschritt der Aufforstung gefährden und die angestrebten Ziele verzögern.“

2. Verluste und Eigenkapitalentwicklung

  • Die Genossenschaft schließt das Jahr 2023 mit einem Verlust von rund 3,69 Millionen Euro ab, ähnlich wie im Vorjahr. Diese Verluste sind für die Anfangsphase eines solchen Projekts nicht ungewöhnlich, da die Aufforstung langfristig angelegt ist und in den ersten Jahren keine oder nur geringe Erträge erzielt werden.
  • Positiv ist jedoch, dass das Eigenkapital der Genossenschaft insgesamt gestiegen ist. Das Geschäftsguthaben der Mitglieder hat sich um etwa 4,18 Millionen Euro erhöht, was darauf hindeutet, dass weiterhin Vertrauen in das Projekt besteht.

Jens Reime: „Es ist normal, dass ein solches Projekt in der Anfangsphase Verluste macht, aber Mitglieder sollten sich darauf einstellen, dass es noch viele Jahre dauern kann, bis nennenswerte Gewinne erzielt werden. Das bedeutet, dass die Mitglieder geduldig sein müssen und nicht mit kurzfristigen Erträgen rechnen können.“

3. Hohe Investitionen in Panama – Chance und Risiko

  • Ein großer Teil des Kapitals der Genossenschaft ist in Panama investiert, vor allem durch Beteiligungen an lokalen Unternehmen und durch Ausleihungen. Diese Investitionen haben eine Restlaufzeit von mehr als einem Jahr und betragen insgesamt etwa 18,4 Millionen Euro.
  • Die Bewertung der Wälder in Panama zeigt einen geschätzten Gesamtwert von rund 33,4 Millionen Euro. Dieser Wertzuwachs ist positiv, aber auch stark von externen Faktoren wie dem Holzmarkt und den Kosten für die Bewirtschaftung abhängig.

Jens Reime: „Die Investitionen in Panama sind langfristig angelegt und bergen sowohl Potenzial als auch Risiken. Das Wachstum des Wertes der Wälder ist erfreulich, aber es gibt viele Unsicherheiten, die den Marktwert beeinflussen können. Dazu gehören politische Instabilität, Naturkatastrophen oder Änderungen im internationalen Handel mit Holzprodukten.“

4. Langfristige Ausrichtung und Liquiditätsrisiken

  • Die Genossenschaft beschreibt, dass die Ernte der Bäume und damit die ersten nennenswerten Einnahmen erst etwa 20 Jahre nach der Pflanzung zu erwarten sind. Das bedeutet, dass Mitglieder über lange Zeit keine Erträge sehen werden und die Genossenschaft in der Zwischenzeit weiterhin auf die Mitgliedsbeiträge und frisches Kapital angewiesen ist.
  • Das Umlaufvermögen, das kurzfristig zur Verfügung stehende Geld, hat sich im Vergleich zum Vorjahr stark verringert (von rund 16,1 Millionen Euro auf nur noch etwa 575.000 Euro). Das zeigt, dass die Genossenschaft in den letzten Jahren viele Mittel für Investitionen aufgebraucht hat und nun mit knapperen Mitteln arbeiten muss.

Jens Reime: „Die deutliche Reduktion des Umlaufvermögens ist ein Hinweis darauf, dass die Genossenschaft ihre Mittel stark gebunden hat. Es bleibt wenig Spielraum, um unvorhergesehene Kosten zu decken oder schnell auf finanzielle Engpässe zu reagieren. Mitglieder sollten sich dessen bewusst sein, bevor sie investieren.“

5. Zusammenfassung und Empfehlung für potenzielle Mitglieder

  • Die „The Generation Forest eG“ verfolgt eine nachhaltige und langfristige Geschäftsidee, die viel Potenzial für Klima- und Umweltschutz bietet. Mitglieder können durch ihre Beiträge zur Aufforstung beitragen und langfristig von möglichen Erträgen profitieren.
  • Allerdings sollten sich potenzielle Mitglieder im Klaren darüber sein, dass die Investition in eine Genossenschaft anders ist als in klassische Kapitalanlagen: Sie müssen mit langen Wartezeiten auf Gewinne rechnen und sind auch den wirtschaftlichen Risiken vor Ort in Panama ausgesetzt.
  • Wichtig ist auch, die Entwicklungen der Genossenschaft regelmäßig zu verfolgen und sich über ihre finanzielle Lage zu informieren, da hohe Verluste und eine reduzierte Liquidität langfristig Risiken für den Fortbestand der Projekte bedeuten könnten.

Jens Reime: „Ich empfehle allen Interessenten, sich vor einer Investition umfassend zu informieren und sich bewusst zu machen, dass hier eine langfristige Bindung eingegangen wird. Es kann sinnvoll sein, sich unabhängig beraten zu lassen, um die individuellen Risiken besser abzuwägen. Langfristige Investitionen können lohnenswert sein, bergen aber immer ein gewisses Risiko, das man nicht unterschätzen sollte.“

Insgesamt zeigt die Bilanz, dass die Genossenschaft zwar auf einem stabilen Eigenkapitalfundament steht, aber auch mit den typischen Herausforderungen einer langfristigen Aufforstungsstrategie kämpft. Anleger sollten daher gut informiert und risikobewusst agieren, bevor sie sich für eine Beteiligung entscheiden.

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