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Interview mit Rechtsanwältin Kerstin Bontschev: „Das neue Gesetz setzt Schrottimmobiliengeschäften ein Ende“

styles66 (CC0), Pixabay
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Frage: Frau Bontschev, ein neues Gesetz soll Betrügereien mit sogenannten Schrottimmobilien verhindern. Was genau bedeutet das, und was sind eigentlich Schrottimmobilien?

Kerstin Bontschev: Schrottimmobilien sind heruntergekommene oder stark sanierungsbedürftige Gebäude, die oft zu überhöhten Preisen verkauft oder versteigert werden. In der Regel sind diese Immobilien in einem so schlechten Zustand, dass ihre Renovierung oder der langfristige Betrieb sehr hohe Kosten verursacht, weshalb sie für normale Käufer unattraktiv sind. Häufig werden sie von dubiosen Investoren erworben, die diese Gebäude aus rein spekulativen Gründen kaufen, oft mit dem Ziel, möglichst kurzfristige Gewinne zu erzielen – häufig auf Kosten der dort lebenden Menschen.

Frage: Können Sie genauer erklären, wie der Betrug mit Schrottimmobilien abläuft?

Kerstin Bontschev: Betrüger kaufen diese Immobilien in Zwangsversteigerungen zu relativ niedrigen Preisen, ohne wirklich vorhaben, den Kaufpreis zu bezahlen oder in die Immobilie zu investieren. Sie nutzen die Immobilien jedoch sofort, meist indem sie Menschen in prekären Lebenssituationen – oft Migranten oder sozial Schwache – in den Häusern unterbringen und hohe Mieten verlangen. In vielen Fällen sind die Lebensbedingungen in diesen Gebäuden katastrophal: marode Bausubstanz, fehlende Heizung, oder unzureichende sanitäre Anlagen. Die Käufer schöpfen die Mieteinnahmen ab, zahlen aber nie den vollständigen Kaufpreis für das Haus. Sobald das Haus neu versteigert werden muss, haben sie bereits beträchtliche Gewinne gemacht – ohne eine langfristige Verpflichtung einzugehen.

Frage: Wie soll das neue Gesetz diesem Missbrauch entgegenwirken?

Kerstin Bontschev: Das neue Gesetz zielt darauf ab, diesen Missbrauch durch eine wichtige Neuerung zu verhindern: Wenn eine Immobilie in einer Zwangsversteigerung erworben wird, darf der neue Eigentümer sie erst dann nutzen, wenn er den vollständigen Kaufpreis bezahlt hat. Städte und Gemeinden erhalten dabei die Befugnis, dem Käufer das gerade erworbene Haus vorübergehend zu entziehen, bis alle finanziellen Verpflichtungen erfüllt sind. Diese Regelung soll sicherstellen, dass Käufer wirklich in die Immobilie investieren und nicht nur kurzfristig Gewinne abschöpfen, ohne für den Kauf aufzukommen.

Frage: Was passiert, wenn der Käufer den Kaufpreis nicht zahlt?

Kerstin Bontschev: Zahlt der Käufer den Kaufpreis nicht, bleibt ihm der Zugang zur Immobilie so lange verwehrt, bis das Geld vollständig beglichen ist. Zudem wird die Immobilie erneut versteigert, und der ursprüngliche Käufer verliert jegliche Ansprüche. Durch diese Regelung wird verhindert, dass jemand von einer Immobilie profitiert, ohne tatsächlich für sie zu zahlen.

Frage: Inwiefern hilft das neue Gesetz Städten und Gemeinden?

Kerstin Bontschev: Städte und Gemeinden haben häufig mit sogenannten „Problemimmobilien“ zu kämpfen, die nicht nur das Stadtbild verschlechtern, sondern auch soziale Probleme mit sich bringen. Durch die neue Regelung erhalten sie mehr Kontrolle über den Immobilienmarkt und können sicherstellen, dass Immobilienkäufe nur von seriösen Investoren getätigt werden, die wirklich an der Instandhaltung und Nutzung der Immobilie interessiert sind. Es wird schwieriger, aus spekulativen Käufen Kapital zu schlagen, ohne dafür Verantwortung zu übernehmen.

Frage: Was bedeutet das für die Menschen, die in diesen Schrottimmobilien leben?

Kerstin Bontschev: Für die Bewohner solcher Immobilien kann das neue Gesetz einen wichtigen Schutz darstellen. Wenn der Kaufpreis nicht gezahlt wird, kann der Käufer die Immobilie nicht mehr sofort für seine Zwecke nutzen, wie es zuvor oft der Fall war. Städte und Gemeinden könnten hier eingreifen und dafür sorgen, dass menschenwürdige Wohnbedingungen geschaffen werden, anstatt dass Menschen in baufälligen Gebäuden unter fragwürdigen Bedingungen wohnen müssen. Langfristig könnte das Gesetz also auch dazu beitragen, die Lebensqualität in Problemimmobilien zu verbessern.

Frage: Gibt es Herausforderungen oder Risiken, die Sie bei der Umsetzung des Gesetzes sehen?

Kerstin Bontschev: Eine Herausforderung könnte darin bestehen, die Regelung konsequent umzusetzen und sicherzustellen, dass Käufer tatsächlich erst dann in den Besitz der Immobilie gelangen, wenn sie ihre Zahlungen vollständig geleistet haben. Es wird auch wichtig sein, dass Städte und Gemeinden die Ressourcen haben, um den Vollzug des Gesetzes zu überwachen. Außerdem müssen auch die Rechte der rechtmäßigen Käufer geschützt werden, damit sie nicht unangemessen lange auf den Zugriff zur Immobilie warten müssen, wenn sie den Kaufpreis gezahlt haben.

Frage: Zusammengefasst: Welche Auswirkungen erwarten Sie von dem neuen Gesetz?

Kerstin Bontschev: Das neue Gesetz setzt einen wichtigen Schritt, um den spekulativen und oft missbräuchlichen Handel mit Schrottimmobilien einzudämmen. Es gibt den Städten und Gemeinden ein Werkzeug an die Hand, um den Missbrauch von Zwangsversteigerungen zu verhindern und stellt sicher, dass nur ernsthafte Käufer in den Besitz und die Nutzung von Immobilien kommen. Langfristig könnte es auch dazu führen, dass Problemimmobilien in den Städten besser verwaltet werden und die Lebensqualität für die Bewohner solcher Häuser verbessert wird. Doch die Durchsetzung des Gesetzes muss konsequent erfolgen, um seinen vollen Effekt zu entfalten.

Frage: Vielen Dank für Ihre Erklärungen, Frau Bontschev.

Kerstin Bontschev: Gern geschehen.


Dieses Interview erklärt, wie das neue Gesetz den Missbrauch von Schrottimmobilien verhindern soll und welche Konsequenzen es für Käufer, Mieter und Gemeinden hat. Schrottimmobilien sind nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein soziales Problem, das nun mit strengeren Regeln bekämpft werden soll.

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