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Interview mit Rechtsanwältin Kerstin Bontschev: Waldinvestments

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Interviewer: Frau Bontschev, Anbieter von Waldinvestments werben gern mit hohen Renditen, Investitionen in Sachwerte und dem Schutz der Umwelt. Was sollten Anleger hierbei beachten?

Kerstin Bontschev: Die versprochenen Renditen sind lediglich Prognosen, die auf Erwartungen basieren, wie sich die Preise für Holz und Holzprodukte oder die Geschäfte der investierenden Unternehmen entwickeln. Diese Prognosen sind unsicher und hängen stark von der Nachfrage und den Preisen für Holz und Holzprodukte ab. Zudem können Schwankungen in Holzpreis und -qualität sowie Schädlingsbefall und Naturkatastrophen die Erträge beeinflussen. Viele Anbieter sind gegen solche Risiken nur unzureichend versichert.

Interviewer: Bedeutet Aufforstung immer auch Naturschutz?

Kerstin Bontschev: Leider nicht. Viele dieser Projekte haben wenig mit der Schaffung artenreicher Naturwälder zu tun. Oft handelt es sich um Monokultur-Plantagen, die keine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt unterstützen. Außerdem ist der Einsatz von Insekten- und Unkrautvernichtungsmitteln problematisch. Baumarten wie Teak, Eukalyptus, Kiefer oder Akazie, die häufig gepflanzt werden, sind in den meisten Anbaugebieten nicht heimisch und können die heimische Flora verdrängen.

Interviewer: Sind Zertifizierungen und Siegel als Orientierungshilfe geeignet?

Kerstin Bontschev: Zertifizierungen wie das FSC- und das PEFC-Siegel können eine gewisse Orientierung bieten. Allerdings sollte man genau hinschauen, wer hinter den Siegeln steht und ob die Zertifizierung tatsächlich vorliegt. Oft werben Anbieter damit, ein Siegel anzustreben, obwohl es noch gar nicht vorhanden ist. Investoren sollten sich nicht allein auf diese Siegel verlassen.

Interviewer: Wovon hängt es ab, wie sich die Holzpreise entwickeln?

Kerstin Bontschev: Holz hat viele Verwendungszwecke, etwa im Möbel- und Hausbau, in der Papierherstellung und Energiegewinnung. Die Qualität des Holzes, die durch die Art und das Alter des Baumes sowie die Pflege bestimmt wird, und die Nachfrage am Markt spielen eine große Rolle. Die Entwicklung der Holzpreise ist jedoch sehr schwer vorherzusagen, da sie von vielen Faktoren abhängt und es keine weltweite Börse für Holzprodukte gibt.

Interviewer: Was muss ich bei Direktinvestments in Holz beachten?

Kerstin Bontschev: Bei Direktinvestments sind Sie als Anleger durch Kauf oder Pacht unmittelbar am Waldgrundstück oder an den Bäumen beteiligt. Die Bewirtschaftung übernimmt meist ein vom Investmentanbieter beauftragter Dienstleister. Diese Investments haben oft lange Laufzeiten von 20 bis 25 Jahren, und ein vorzeitiger Ausstieg ist meist nicht möglich oder mit hohen Verlusten verbunden.

Interviewer: Welche Risiken bestehen, wenn ich in Waldplantagen in Übersee investiere?

Kerstin Bontschev: Investitionen in Übersee sind besonders riskant. Die Objekte liegen häufig in Süd- und Mittelamerika, Asien oder Osteuropa, sodass Sie sich selten vor Ort überzeugen können, dass Ihr Geld vertragsgemäß verwendet wird. Zudem können Sie Rechtsansprüche schwerer durchsetzen, da nicht ohne weiteres deutsches Verbraucherrecht gilt. Währungsschwankungen und Inflation können die Erträge weiter mindern.

Interviewer: Welche Kosten kommen bei Waldinvestments auf mich zu?

Kerstin Bontschev: Es fallen zahlreiche Kosten an, darunter für die Aufarbeitung der Flächen, Anpflanzung, Bewässerung, Durchforstung, Lagerung, Transport, Konzeption des Produkts, Provisionen, Versicherungen, Beratungen und Verwaltung. Diese Kosten fallen unabhängig davon an, wie hoch die Erträge am Ende sind.

Interviewer: Was empfehlen die Verbraucherzentralen?

Kerstin Bontschev: Die Verbraucherzentralen raten, sich vor der Investition genau mit den Produktinformationen auseinanderzusetzen und sich der Risiken bewusst zu sein. Waldinvestments sind spekulative Geldanlagen, bei denen Sie Ihr gesamtes eingesetztes Kapital verlieren können. Für Privatanleger sind sie allenfalls als Beimischung im Depot geeignet. Investieren Sie hier nur Geld, auf das Sie kurzfristig nicht angewiesen sind.

Interviewer: Vielen Dank, Frau Bontschev, für Ihre wertvollen Informationen und Ratschläge.

Kerstin Bontschev: Gern geschehen. Es ist wichtig, dass Anleger gut informiert sind und die Risiken solcher Investments kennen.

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